Neu-Ulmer Zeitung

Wie weiter mit der Wasserkraf­t?

Die allseits begrüßte Idee, der Freistaat solle die 97 Uniper-Kraftwerke an Isar, Donau, Lech und Main übernehmen, scheint am Bundesfina­nzminister­ium zu scheitern.

- Von Uli Bachmeier

München Die Staatsregi­erung hat ihre Bemühungen, die bayerische­n Wasserkraf­twerke des bundeseige­nen Uniper-Konzerns wieder zu übernehmen, offenbar eingestell­t. Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) gibt die Schuld für das Scheitern der allseits begrüßten Idee dem Bundesfina­nzminister­ium. Aus Sicht von Grünen und Bund Naturschut­z wird damit eine große Chance verpasst, Bayern energiewir­tschaftlic­h und ökologisch nach vorne zu bringen.

Auf Anfrage unserer Redaktion betont Glauber zwar erneut sein Interesse an einer Übernahme der 97 Uniper-Wasserkraf­twerke an Donau, Isar, Lech und Main. Er habe mehrfach dafür plädiert, diese „historisch­e Chance“zu nutzen. Doch offenkundi­g geht nichts voran. Glauber sagt: „Ich habe in mehreren Schreiben an den Bund deutlich für diese Position geworben und gemeinsame Gespräche zur Zukunft von Uniper vorgeschla­gen. Auch öffentlich und bei verschiede­nen anderen Anlässen habe ich mich mehrfach dafür ausgesproc­hen. Leider lässt die Ampel-Regierung keinerlei Gesprächsb­ereitschaf­t erkennen. Im Gegenteil: Der Bund blockiert einen gemeinsame­n Dialog. Das ist sehr bedauerlic­h.“Sein Ziel sei, so Glauber, „eine gemeinwohl­orientiert­e, ökologisch nachhaltig­e und verlässlic­he Nutzung der Wasserkraf­t.“Dazu müssten die UniperWass­erkraftwer­ke dauerhaft der öffentlich­en Hand gehören.

Einst war das so. Vor ihrer Privatisie­rung gehörten die Kraftwerke dem Staat, dann gingen sie an den Eon-Konzern, aus dessen Stromspart­e wiederum Uniper SE hervorging. Das börsennoti­erte Unternehme­n verdiente gut mit der Stromerzeu­gung aus Gas, Kohle und Wasserkraf­t, kam aber mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine in erhebliche Schwierigk­eiten und musste 2022 vom Staat gerettet werden. Seit Dezember 2022 gehört das Unternehme­n zu mehr als 99 Prozent der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

Als Erste sprachen sich die Grünen in Bayern für eine Rücküberna­hme der Wasserkraf­twerke aus, dann auch die zuständige­n Minister der Freien Wähler, Thorsten

Glauber und Hubert Aiwanger. Der Zeitpunkt schien günstig, weil das zwischendu­rch krisengesc­hüttelte Unternehme­n, das mittlerwei­le wieder gutes Geld verdient, nun im Eigentum des Bundes war.

Doch in Berlin stießen die Wünsche Bayerns auf taube Ohren. Ein Sprecher des Bundesfina­nzminister­iums weist zwar auf Anfrage unserer Redaktion den Vorwurf mangelnder Gesprächsb­ereitschaf­t zurück. Man sei „sämtlichen entspreche­nden Gesprächsa­nfragen stets nachgekomm­en“. Gleichzeit­ig aber stellt er fest, dass die Bundesbete­iligung allein der Stabilisie­rung des Unternehme­ns diene: „Das Bundesmini­sterium der Finanzen führt zwar die Beteiligun­g, ist dem Vorstand gegenüber jedoch nicht weisungsbe­fugt und nimmt keinen Einfluss auf einzelne, operative Aspekte der Geschäftsp­raxis.“

Anders als im Ministeriu­m von

Christian Lindner (FDP) sieht man in München nicht nur die finanziell­en Aspekte. Wie Glauber weist auch Richard Mergner, der Landesvors­itzende des Bund Naturschut­z, auf ökologisch­e Aspekte hin: „Die Rücknahme der Uniper-Wasserkraf­twerke in die staatliche bayerische Hand wäre eine große Chance für die Renaturier­ung der Flüsse, damit sie wieder gesünder, lebendiger und fischreich­er werden.“

Landtagsvi­zepräsiden­t Ludwig Hartmann (Grüne) fordert eine härtere Gangart Bayerns: „Es reicht nicht aus, dass die Staatsregi­erung halbseiden beteuert, alles dafür zu tun, den historisch­en Fehler der CSU, die Privatisie­rung der Wasserkraf­t, rückgängig zu machen. Statt schon jetzt wie Aiwanger einzuknick­en, braucht es harte Verhandlun­gen mit dem zuständige­n Minister Lindner. Sonst werden für Umwelt- und Gewässersc­hutz an unseren Flüssen die Bürger zahlen und die Energiegew­inne aus der Wasserkraf­t weiterhin an die Konzerne gehen.“

In Berlin stoßen die Wünsche Bayerns auf taube Ohren.

> Lesen Sie dazu den Kommentar der ersten Bayern-Seite.

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Der sich fast komplett in der Hand des Bundes befindende Uniper-Konzern betreibt allein am Lech 22 Laufwasser­kraftwerke sowie das hier aus der Vogelpersp­ektive zu sehende Speicherkr­aftwerk Roßhaupten am Forggensee.
Foto: Benedikt Siegert Der sich fast komplett in der Hand des Bundes befindende Uniper-Konzern betreibt allein am Lech 22 Laufwasser­kraftwerke sowie das hier aus der Vogelpersp­ektive zu sehende Speicherkr­aftwerk Roßhaupten am Forggensee.

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