Wer fährt wo?
In der Formel 1 gibt es viel Gesprächsstoff. Die heißeste Personalie ist die von Weltmeister Max Verstappen. Doch auch über zwei Ex-Champions wird diskutiert.
Suzuka Max Verstappen im Mercedes, Fernando Alonso im Red Bull – oder kommt Sebastian Vettel vielleicht doch aus der RennfahrerRente zurück? Wechsel-Gerüchte und wilde Spekulationen um die ganz großen Namen des Motorsports halten die Formel 1 früh in der Saison in Atem. Nach nur drei Saisonrennen geht der Blick über das Jahresende hinaus, während das aktuelle sportliche Geschehen vorübergehend nebensächlich wird. Ob dem Sensationswechsel von Rekordweltmeister Lewis Hamilton 2025 aus dem Mercedes in den Ferrari noch weitere große Überraschungen folgen? Fakt ist: Die Silberpfeile wollen Weltmeister Verstappen als Nachfolger von Hamilton haben. „Ja, man sieht ja, wie sein Leistungsniveau ist“, sagte Teamchef Toto Wolff zuletzt. Seit Wochen flirtet das deutsche Werksteam mit dem Seriensieger. Doch der Niederländer besitzt bei Red Bull noch einen Vertrag bis Ende 2028. Gleichwohl soll der dreimalige Champion eine Klausel haben, die es erlauben soll, das Team zu verlassen, sollte sein enger Vertrauter Helmut Marko vorzeitig gehen müssen. Der 80-jährige Österreicher ist der Gegenspieler von Teamchef Christian Horner in einer brisanten Affäre.
Horner wurde von einer Mitarbeiterin unangemessenes Verhalten vorgeworfen. Nach einer vom Mutterkonzern Red Bull eingeleiteten Untersuchung wurde die Beschwerde abgewiesen. Doch anonyme E-Mails mit pikanten Details befeuerten den Vorgang, der wiederum Machtkämpfe bei Red Bull zum Vorschein kommen ließ. Verstappen will eigentlich nur Rennen fahren und weiter gewinnen. Nach seinem Ausfall zuletzt in Australien soll die WM-Führung am Sonntag (7 Uhr/Sky) in Suzuka ausgebaut werden. Kaum jemand hat Zweifel, dass ihm das gelingt, denn er sitzt im besten Auto – mal wieder. Es scheint also fraglich, warum er künftig einen Mercedes steuern sollte. Das zweite Jahr nacheinander funktioniert das Auto nicht, Hamilton legte gar den schlechtesten Saisonstart seiner Karriere hin. Trotz offenbar zwischenmenschlicher Probleme bei Red Bull hat Verstappen dort perspektivisch wohl die besten Bedingungen.
Genau das hätte vielleicht auch Fernando Alonso gerne noch mal. Dem Vernehmen nach ist der Spanier Wunschkandidat von Horner, er könnte den Mexikaner Sergio Pérez ersetzen. Es könnte also das Traum-Duo Verstappen und Alonso geben – oder Verstappen geht zu Aston Martin. „Ich werde mich nicht danach richten, was andere machen und jemanden mein Schicksal diktieren lassen. Das mache ich selbst“, sagte Alonso. „Die Entscheidung fällt unabhängig davon, was bei Mercedes oder Red
Bull passiert. Wir wissen nicht, wie dieses Drama endet“, sagte Alonso, der schon im Ferrari Weltmeister werden wollte und scheiterte. Genau wie Sebastian Vettel, der Ende 2022 zurückgetreten war. In verschiedenen Interviews schloss der viermalige Weltmeister eine Rückkehr in die Formel 1 zuletzt aber nicht aus. Auch er sprach mit Wolff, angeblich aber nicht über den freien Platz in der Garage. Mit 36 sei er ja im Vergleich zu anderen noch jung, sagte Vettel und spielte auf Hamilton (38) und Alonso (42) an, die auch im hohen Alter noch mit Geschwindigkeit überzeugen können, wenn es ihre Dienstfahrzeuge zulassen. Vettel jedenfalls scheint das Rennfahren wieder zu reizen. Zuletzt testete er für Porsche im Vorfeld des Langstreckenklassikers Le Mans. Der 36-Jährige fuhr etliche Runden mit dem Prototypen, zunächst in Weissach, wenige Tage später im spanischen Aragon. Vettel soll auf Anhieb schnell gewesen sein. Ob er nun einen Start im Juni in Le Mans mit Porsche plant? Vettel ließ es offen.
Viel wird mit Blick auf die nächsten Jahre davon abhängen, wie Mercedes das zweite Cockpit neben dem Briten George Russell besetzt. Hier soll Alonso ebenso auf der Liste stehen wie Carlos Sainz (29) und Nachwuchstalent Kimi Antonelli (17). Der bei Ferrari für Hamilton ausgebootete Sainz zeigte erst vor knapp zwei Wochen sein Können, als er nur zwei Wochen nach einer Blinddarmoperation den Ausfall von Verstappen zum Sieg in Melbourne nutzte. „Ich bin immer noch ohne Job für das nächste Jahr. Das wird helfen“, sagte Sainz. Der Spanier wird auch mit Kick Sauber, das ab 2026 zum Audi-Werksteam wird, in Verbindung gebracht. Audi jedenfalls arbeitet bereits verstärkt an der Gestaltung seines Teams, so soll sich der Hersteller aus Ingolstadt bereits die Dienste von Lee Stevenson gesichert haben. Er war seit 2006 bei Red Bull und arbeitete viele Jahre als Chefmechaniker. In Japan soll er bereits bei Sauber beginnen und an der Entwicklung des Teams mitarbeiten – im Vorgriff auf die Audi-Übernahme.
Eine Entscheidung bei Mercedes dürfte erst im Sommer fallen. Welchen Stellenwert Verstappen hat, machte Wolff häufig deutlich. Der Österreicher bezeichnete es als Versäumnis, den Ausnahmekönner nicht schon als Jugendlichen verpflichtet zu haben. „Es ist eine Art von Beziehung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden muss, aber wir wissen nicht, wann“, sagte Wolff. (dpa/sma)
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Sebastian Vettel hat zuletzt für Porsche getestet.