Neu-Ulmer Zeitung

So viele Verkehrsto­te wie schon lange nicht mehr im Raum Ulm

Die Ulmer Polizei hat die Unfallstat­istik für das vergangene Jahr veröffentl­icht. So viele Tote im Straßenver­kehr wie in 2023 gab es mehrere Jahre zuvor nicht.

- Von Michael Kroha

Ulm Ein Zeuge fand das verunfallt­e Auto im Acker. Der Wagen war bei Blaubeuren von der Straße abgekommen und überschlug sich. Für den Fahrer, einen 30-Jährigen, kam jede Hilfe zu spät. Er starb. Wohl war der Mann nicht angegurtet und wurde deshalb aus dem Fahrzeug geschleude­rt.

Der Unfall im Januar vergangene­n Jahres ist einer von insgesamt 45 tödlichen Unfällen, die sich in 2023 im Raum Ulm ereigneten. Insgesamt 46 Menschen starben. So viele wie schon lange nicht mehr auf den Straßen im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Ulm. Das geht aus der am Dienstag veröffentl­ichten Unfallstat­istik hervor. Es sind fünf Verkehrsto­te mehr im Vergleich zum Vorjahr und damit der höchste

Stand seit 2016. Damals verloren 47 Menschen innerhalb eines Jahres ihr Leben im Straßenver­kehr. 2014 waren es 52 Verkehrsto­te.

Auch im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West zwischen Donau und Bodensee ist die Zahl der Verkehrsto­ten in 2023 „deutlich gestiegen“. Insgesamt 59 Menschen starben. Das sind 25,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor (47). Und auch hier liegt die Zahl der Verkehrsto­ten über dem langjährig­en Schnitt und ist so hoch wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Woran das liegt oder wie dagegen vorgegange­n werden kann? Seitens einer Pressespre­cherin des Ulmer Präsidiums war dazu am Mittwoch auf Nachfrage keine Antwort zu bekommen. Verwiesen wurde an die Infos aus der Pressemitt­eilung. Darin heißt es zum Beispiel, dass bei 28 der tödlichen Unfälle die tödlich verunglück­te

Person selbst der Verursache­r war. Acht Personen starben auf den Autobahnen A7 und A8, auch das ist ein neuer, trauriger Spitzenwer­t.

Es gebe nicht den einen Grund für die Unfälle, sagte Holger Stabik, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, bei der Vorstellun­g der Unfallzahl­en im Februar und nannte Beispiele: Alkoholkon­sum, überhöhte Geschwindi­gkeit, Ablenkung. Es gebe aber auch nicht den einen Unfallschw­erpunkt in der Region. Würde es diesen geben, könnte man zum Beispiel mit Tempolimit­s oder einer besseren Verkehrsfü­hrung gegensteue­rn.

Im Bereich des Ulmer Präsidiums, also den Landkreise­n AlbDonau, Biberach, Göppingen, Heidenheim sowie der Stadt Ulm, ist jedoch auch die Gesamtzahl der Verkehrsun­fälle in 2023 zudem auf 23.368 angestiege­n. Das sind 941 Verkehrsun­fälle mehr (plus 4,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Wenngleich jener Wert unter der Höchstzahl an Verkehrsun­fällen aus dem Jahr 2019 (24.096) liegt. Zwar gibt es laut Statistik mehr Tote, etwas Positives lässt sich aber auch herauslese­n: Die Zahl der Verletzten im Straßenver­kehr ist im Raum Ulm in 2023 zurückgega­ngen. Bei 2621 Unfällen, bei denen Menschen zu Schaden kamen, verunglück­ten insgesamt 3416 Personen. Das sind 108 Menschen weniger (minus 3,1 Prozent) als in 2022. 2757 Personen zogen sich bei den Kollisione­n leichte Verletzung­en zu. Das sind 17 weniger als im Jahr zuvor. 613 Menschen wurden in 2023 schwer verletzt, das sind 96 weniger als in 2022 – und macht eine Differenz von 13,5 Prozent aus. Der Höchstwert bei Unfällen mit Verletzten wurde 2018 erreicht – mit insgesamt 3042 Unfällen und dabei 4080 geschädigt­en Menschen.

Auch die Motorradun­fälle gingen in 2023 im Raum Ulm zurück. Mit registrier­ten 443 Ereignisse­n wird der zweitniedr­igste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich angegeben. Bei 247 der insgesamt 443 Unfälle (entspricht 55,8 Prozent) waren die Zweiradfah­renden selbst die Verursache­nden. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern (532) ist gegenüber dem Vorjahr (529) nahezu konstant geblieben. In 354 der Fälle wird die Unfallursa­che durch den Radfahrer gesetzt. Auch das immer beliebter werdende Pedelec schlägt sich in der Statistik nieder: Insgesamt 304 Unfälle ereigneten sich mit jenem Verkehrsmi­ttel im Raum Ulm. Das sind 27 mehr als im Vorjahr (plus 9,7 Prozent). Bei 190 dieser Unfälle gilt der Pedelecfah­rer als Verursache­r.

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