So viele Verkehrstote wie schon lange nicht mehr im Raum Ulm
Die Ulmer Polizei hat die Unfallstatistik für das vergangene Jahr veröffentlicht. So viele Tote im Straßenverkehr wie in 2023 gab es mehrere Jahre zuvor nicht.
Ulm Ein Zeuge fand das verunfallte Auto im Acker. Der Wagen war bei Blaubeuren von der Straße abgekommen und überschlug sich. Für den Fahrer, einen 30-Jährigen, kam jede Hilfe zu spät. Er starb. Wohl war der Mann nicht angegurtet und wurde deshalb aus dem Fahrzeug geschleudert.
Der Unfall im Januar vergangenen Jahres ist einer von insgesamt 45 tödlichen Unfällen, die sich in 2023 im Raum Ulm ereigneten. Insgesamt 46 Menschen starben. So viele wie schon lange nicht mehr auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ulm. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Unfallstatistik hervor. Es sind fünf Verkehrstote mehr im Vergleich zum Vorjahr und damit der höchste
Stand seit 2016. Damals verloren 47 Menschen innerhalb eines Jahres ihr Leben im Straßenverkehr. 2014 waren es 52 Verkehrstote.
Auch im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West zwischen Donau und Bodensee ist die Zahl der Verkehrstoten in 2023 „deutlich gestiegen“. Insgesamt 59 Menschen starben. Das sind 25,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor (47). Und auch hier liegt die Zahl der Verkehrstoten über dem langjährigen Schnitt und ist so hoch wie seit sechs Jahren nicht mehr.
Woran das liegt oder wie dagegen vorgegangen werden kann? Seitens einer Pressesprecherin des Ulmer Präsidiums war dazu am Mittwoch auf Nachfrage keine Antwort zu bekommen. Verwiesen wurde an die Infos aus der Pressemitteilung. Darin heißt es zum Beispiel, dass bei 28 der tödlichen Unfälle die tödlich verunglückte
Person selbst der Verursacher war. Acht Personen starben auf den Autobahnen A7 und A8, auch das ist ein neuer, trauriger Spitzenwert.
Es gebe nicht den einen Grund für die Unfälle, sagte Holger Stabik, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, bei der Vorstellung der Unfallzahlen im Februar und nannte Beispiele: Alkoholkonsum, überhöhte Geschwindigkeit, Ablenkung. Es gebe aber auch nicht den einen Unfallschwerpunkt in der Region. Würde es diesen geben, könnte man zum Beispiel mit Tempolimits oder einer besseren Verkehrsführung gegensteuern.
Im Bereich des Ulmer Präsidiums, also den Landkreisen AlbDonau, Biberach, Göppingen, Heidenheim sowie der Stadt Ulm, ist jedoch auch die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in 2023 zudem auf 23.368 angestiegen. Das sind 941 Verkehrsunfälle mehr (plus 4,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Wenngleich jener Wert unter der Höchstzahl an Verkehrsunfällen aus dem Jahr 2019 (24.096) liegt. Zwar gibt es laut Statistik mehr Tote, etwas Positives lässt sich aber auch herauslesen: Die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr ist im Raum Ulm in 2023 zurückgegangen. Bei 2621 Unfällen, bei denen Menschen zu Schaden kamen, verunglückten insgesamt 3416 Personen. Das sind 108 Menschen weniger (minus 3,1 Prozent) als in 2022. 2757 Personen zogen sich bei den Kollisionen leichte Verletzungen zu. Das sind 17 weniger als im Jahr zuvor. 613 Menschen wurden in 2023 schwer verletzt, das sind 96 weniger als in 2022 – und macht eine Differenz von 13,5 Prozent aus. Der Höchstwert bei Unfällen mit Verletzten wurde 2018 erreicht – mit insgesamt 3042 Unfällen und dabei 4080 geschädigten Menschen.
Auch die Motorradunfälle gingen in 2023 im Raum Ulm zurück. Mit registrierten 443 Ereignissen wird der zweitniedrigste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich angegeben. Bei 247 der insgesamt 443 Unfälle (entspricht 55,8 Prozent) waren die Zweiradfahrenden selbst die Verursachenden. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern (532) ist gegenüber dem Vorjahr (529) nahezu konstant geblieben. In 354 der Fälle wird die Unfallursache durch den Radfahrer gesetzt. Auch das immer beliebter werdende Pedelec schlägt sich in der Statistik nieder: Insgesamt 304 Unfälle ereigneten sich mit jenem Verkehrsmittel im Raum Ulm. Das sind 27 mehr als im Vorjahr (plus 9,7 Prozent). Bei 190 dieser Unfälle gilt der Pedelecfahrer als Verursacher.