Leserbriefe
Wollen wir das?
Zu Christian Grimms Leitartikel „Es ist Zeit für eine Reform des Tarifrechts“(Meinung & Dialog) vom 28. März:
Die dominante Grundfärbung des Kommentars ist folgende: Streiks sollen erlaubt sein, solange sie nicht wirklichen Druck ausüben und somit effektiv sind. Dies aber würde deren Sinn ad absurdum führen. Unbestritten haben Beschäftigte in einer kritischen Infrastruktur eine Verantwortung für das Gemeinwesen. Es ist anzunehmen, dass sie sich dessen bewusst sind.
Im Umkehrschluss aber hat das Gemeinwesen in Person der betreffenden Arbeitgeber auch für deren gedeihliches Auskommen und somit indirekt für das Wohl der Gemeinschaft zu sorgen. Brandgefährlich ist es, in diesem Zusammenhang eine gesetzliche Novelle zu fordern mit dem Ziel, die Macht der Beschäftigten zu beschneiden. Ganz abgesehen davon, dass dies wohl die künftige Suche nach qualifiziertem Personal deutlich erschweren würde, rücken wir damit auch in eine ungesunde Nähe zu Staaten, in denen Richter nur noch Lakaien der Regierenden sind. Wollen wir das wirklich?
Franz Krenn, Kirchhaslach
Als die Post zweimal kam
akzeptiert werden, auch Erfolg haben“offenbart ein Denken, das sich nicht am Volkswohl, sondern ausschließlich am Nutzen für die eigene Partei orientiert. Denn die Gewährung ungehemmten Rasens weniger Autofahrer könnte ja der um ihre politische Zukunft bangenden FDP die eine oder andere Stimme an der Wahlurne bescheren.
Diesem Denken entsprechend hätten sich einst das verpflichtende Anlegen des Sicherheitsgurts bzw. das Rauchverbot sicher nicht durchgesetzt. Im Gegensatz zu heute, wo ein weitaus größerer Teil der Bevölkerung die Einführung eines Tempolimits befürwortet, das übrigens in allen europäischen Ländern ganz selbstverständlich ist.
Herwig Nerdinger, Haldenwang
Eher Stellen einsparen
Zu „Sozialreform spaltet die Ampelparteien“und zu Bernhard Jungingers Kommentar „Die Bringschuld der Ampel“(Seite 1) vom 3. April:
Als der liebe Gott in den Bundestag kam, um gesunden Menschenverstand zu verteilen, waren die Grünen-Politiker alle gerade nach draußen gegangen, um in Ruhe einen Joint zu genießen. Auf diese Weise haben sie vom Gottesgeschenk leider nichts abbekommen. Anders lässt sich die Forderung nach 5000 zusätzlichen Stellen wohl nicht erklären.
Mit etwas gesundem Menschenverstand müsste man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass ein Gesetz, welches eine massive Bürokratieentlastung bringen soll, doch eher 5000 Stellen in den Amtsstuben einsparen sollte, Arbeitskräfte, die anderswo viel dringender gebraucht würden, zum Beispiel in der Kinderbetreuung ...
Dr. Robert Kempter, Augsburg