Mit neuer Gewinner-Mentalität
Gegen Österreich wollen die deutschen Fußball-Frauen erfolgreich in die EM-Qualifikation starten. Giulia Gwinn erhält in Linz die Kapitänsbinde.
Linz Wer Linz besucht, heißt es gerne, sollte die Kraft der Donau spüren, die Altstadt sehen, die Museen erkunden oder den Weitblick am Pöstlingberg genießen. Von einer Besichtigung der hiesigen Fußballarena ist gemeinhin selten die Rede, doch nun könnten sich die Prioritäten ein bisschen verschieben. Nachdem der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) im vergangenen Jahr bereits drei Länderspiele der Männer in die feine Arena der drittgrößten Stadt der Alpenrepublik vergeben hat – gegen Aserbaidschan, Estland und Moldau –, kommt es nun zur Premiere der Frauen: Das Nachbarschaftsduell in der EM-Qualifikation zwischen Österreich und Deutschland (Freitag, 20.30 Uhr/ARD) gilt als prestigeträchtige Paarung für ein größeres Publikumsinteresse.
Während sich ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann auf „eine tolle Challenge“freut, bringt DFB-Gegenüber Horst Hrubesch seine Vita ein. In den 90er-Jahren arbeitete das HSV-Idol erst beim FC Tirol, später bei Austria Wien als Trainer. Generell sei Österreich „ein tolles Land: Ich habe noch viele Freunde und Bekannte, die über die Jahre geblieben sind.“Um seine schönen Erinnerungen nicht zu stören, sollen „seine Mädels“ans couragierte Entscheidungsspiel um die Olympia-Qualifikation gegen die Niederlande (2:0) anknüpfen. Die DFB-Auswahl spielt in dem neuen Qualifikationsformat mit den weiteren Gruppengegnern Island und Polen in der A-Liga, aus der die Gruppenersten und -zweiten für die EM-Endrunde 2025 in der Schweiz qualifiziert sind.
Hrubesch warnt zwar davor, dass Österreich „kein Selbstgänger“werde, aber man wolle auch diesen Gegner „zwingen, sich nach uns zu richten“. Weil die sechs EMQualifikationspartien vor den Olympischen Spielen (24. Juli bis 11. August) durchgezogen werden, hat der bald 73-Jährige gleich mehrere Aufgaben zu bewältigen: das EM-Ticket lösen und parallel den Ausleseprozess für den OlympiaKader vornehmen, da ja nur 18 Spielerinnen nominiert werden dürfen – und ganz nebenbei die Verjüngung des Kaders vorantreiben, was seinem Nachfolger Christian Wück helfen soll, wenn sich mit dem Sommer einige Veränderungen ankündigen.
Die unter seiner Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg am Ende viel zu verkrusteten Strukturen werden jetzt bereits durch das Fehlen von Kapitänin Alexandra
Popp und Abwehrchefin Marina Hegering (verletzt) sowie Ersatzkapitänin Svenja Huth (Rücktritt) radikal aufgebrochen. Die Regenbogenbinde wird nun Giulia Gwinn tragen, was insofern eine gute Entscheidung ist, weil die Rechtsverteidigerin vom FC Bayern nach ihrem zweiten Kreuzbandriss in jeder Hinsicht gestärkt zurückgekommen ist. „Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern“, sagte Gwinn zuletzt, die nicht umsonst in jüngerer Vergangenheit sicher die Elfmeter
verwandelte: „Da gehe ich voran, verstecke mich nicht. Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.“Starke Worte der 24-Jährigen, die schon länger als das Gesicht der deutschen Fußballerinnen gilt.
Gwinns Beförderung dient als Vorbote eines Generationswechsels. Nicht die ohnehin nun wegen einer Adduktorenverletzung abgereiste Sara Däbritz (104 Länderspiele), Kathrin Hendrich (69) oder Sara Doorsoun (50) aus der Ü30-Fraktion, sondern Lena Oberdorf mit 22 Jahren wird zur Stellvertreterin
ernannt. Insofern nachvollziehbar, weil die im Sommer von Wolfsburg nach München wechselnde Mittelfeldabräumerin auf dem Platz eine natürliche Autorität gibt. Zur Garde derjenigen mit Gewinner-Mentalität gehört zwingend noch Sjoeke Nüsken, die beim FC Chelsea die vielleicht bemerkenswerteste Entwicklung aller Nationalspielerinnen hingelegt hat. Die 23-Jährige profitiert nach eigenem Bekunden von dem „robusteren und schnelleren Spiel“in England, um zu einer torgefährlichen Mittelfeldspielerin von internationalem Format zu reifen.
Unter Voss-Tecklenburg flog die frühere Frankfurterin vor knapp zwei Jahren im letzten Moment aus dem EM-Kader, heute kann niemand mehr an ihren Qualitäten vorbei. Sie selbst stört sich nicht mal dran, auch in diesem Jahr keine richtige Sommerpause zu haben. „Man trainiert dafür, dass man Spiele hat. Je mehr, desto besser.“Insofern ist es ihr nur recht, dass es am Montag mit dem DFB-Tross aus Oberösterreich nach Deutschland geht, um ein weiteres EM-Qualifikationsspiel gegen Island (Dienstag 18.10 Uhr/ ZDF) zu bestreiten. Dann in Aachen, der schönen Kaiserstadt im Dreiländereck, vor vielleicht fast 20.000 Fans am Tivoli.
Sie gilt schon länger als Gesicht der Mannschaft.
Regeln. Seit Beginn seiner Trainerkarriere wirbt er für Biermarken. Zu Dortmunder Zeiten noch für eine Trendsorte aus Nordrhein-Westfalen, seit 2012 als Botschafter der Weißbierproduzenten aus Erding. Und führt einen guten Grund als Rechtfertigung dafür an. Weil seine Eltern einst eine Brauerei besaßen, ist Klopp bis heute dem Biergenuss und dem BrauerHandwerk verbunden.
Also durfte der britische Künstler John Culshaw im Rahmen der Werbemaßnahmen die Auftragsarbeit für Liverpool anfertigen. Die oberbayerischen Bierbrauer wissen halt auch ganz genau, wie sie ihre Zielgruppe bestmöglich erreichen. Wer anders als die FußballIkone könnte es schaffen, dass der Engländer vom Ale zum Weizen wechselt?
Für den Coach selbst sind die Einnahmen aus dem Bier-Deal ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Kein anderer deutscher Trainer kommt in Sachen WerbePartnerschaften an Vielverdiener Jürgen Klopp heran. Auf rund 26 Millionen Euro werden seine Werbeverträge geschätzt. In unzähligen Spots preist der Erfolgscoach die verschiedensten Produkte an.
Es gibt scheinbar nichts, was sich mit dem Namen Klopp nicht aufpimpen ließe: Automobile aus Rüsselsheim, Schokoladenriegel, Zwieback, Sportartikel, MännerKosmetika, Waschmittel, Rasierklingen oder Geldanlagen – da gäbe es noch reichlich GemäldeVorschläge für die Straßenkunst von Liverpool.