Neu-Ulmer Zeitung

Donauklini­k in Gefahr

Die geplante Zusammenar­beit mit dem Unikliniku­m galt als „Meilenstei­n für die Zukunft“, vor allem für die immens defizitäre­n Neu-Ulmer Kreisklini­ken. Doch die Kooperatio­n ist offenbar gewaltig ins Stocken geraten.

- Von Michael Kroha

Neu-Ulm Thorsten Freudenber­ger war im vergangene­n Oktober frohen Mutes. Als einen „Meilenstei­n für die Zukunft der Kreisspita­lstiftung“bezeichnet­e er noch als Landrat den „Vereinbaru­ngsentwurf“zwischen der Donauklini­k Neu-Ulm und dem Universitä­tsklinikum Ulm. Beide Krankenhäu­ser sollten „langfristi­g in hohem Maße“von der geplanten Kooperatio­n profitiere­n – und damit vor allem die Bürgerinne­n und Bürger des Landkreise­s Neu-Ulm. „Ich bin überzeugt, dass es im Krankenhau­swesen künftig nur gemeinsam gehen wird“, so der CSUPolitik­er, der mittlerwei­le im bayerische­n Landtag sitzt. Doch das verheißung­svolle Vorhaben steht nach einem halben Jahr noch immer nicht und droht womöglich sogar zu scheitern. Besiegelt das dann gleich das Aus der Donauklini­k?

Fast 18 Millionen Euro wird das Defizit der Neu-Ulmer Kreisklini­ken 2024 voraussich­tlich betragen. Es fällt damit um rund vier Millionen Euro höher aus als im vergangene­n Jahr. Jeweils etwas mehr als sieben Millionen Euro Miese sollen auf die Stiftungsk­linik Weißenhorn und die Donauklini­k Neu-Ulm entfallen und 3,8 Millionen Euro Verlust auf den Standort Illertisse­n. Seit Jahren werden derart rote Zahlen geschriebe­n. Zwar gibt es inzwischen eine potenziell­e Einsparlis­te, umgesetzt wurde davon aber noch nichts. Wirkliche Lösungsans­ätze sollen erst im Mai diskutiert werden. Als ein möglicher galt die Zusammenar­beit mit der Uniklinik Ulm. Den Anfang sollte eine Kooperatio­n zwischen der Allgemein- und Viszeralch­irurgie machen. Wie Kreisrätin­nen und Kreisräte unserer Redaktion berichten, gilt jene Kooperatio­n zwar noch nicht als komplett gescheiter­t. Der Zustand wird als „in der Schwebe“bezeichnet. Vor allem aber werde alles nicht so schnell umgesetzt wie geplant oder gar erhofft. Schließlic­h bedeute Zeit auch Geld. Und in dem Fall geht es um etliche Millionen. Das Problem ist offenbar: An der Donauklini­k soll es Personen in der Führungset­age geben, die sich gegen die geplante Kooperatio­n stemmen. Warum, ist unklar. Spekuliert wird, dass Ärzte dann womöglich für sie interessan­te Wahlleistu­ngen nicht mehr abrechnen können. Wohl sollen bereits Rechtsanwä­lte mit der Sache vertraut sein.

Bei so manchem Kreispolit­iker stößt der ins Stocken geratene Ablauf auf Unverständ­nis und Verwunderu­ng. Die Chefs der beiden beteiligte­n Kliniken hätten einst Bereitscha­ft signalisie­rt und gemeint, es seien nur noch Details zu klären. Beim geplanten Start war man wohl von März oder April dieses Jahres ausgegange­n. „Da scheinen manche die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben“, ist ein Kommentar dazu. Zudem sei der Landkreis ja Eigentümer. Wenn dann das verantwort­liche politische Gremium diese Kooperatio­n beschließt, müsse dem seitens des Personals Folge geleistet werden. Jene Personen, die das Projekt offenbar blockieren, müssten sich die Frage stellen, ob nicht vielleicht sie am falschen Platz seien.

Scheitere, was nicht scheitern dürfe, wäre das „eine Katastroph­e“, sagt ein Kreisrat. Er stellt die Frage: Wenn schon eine erste Zusammenar­beit nicht klappe, wie soll es dann bei eventuell weiteren werden? Klarheit und mehr Informatio­nen erhoffen sich die Kreispolit­iker bei einer Klausurtag­ung im Mai. Die Hoffnungen ruhen derweil auf Landrätin Eva Treu (CSU), die ein Machtwort sprechen müsse und bereits angekündig­t hatte, ein „weiter so“bei den hochdefizi­tären Kliniken werde es mit ihr nicht geben.

Als unsere Redaktion im Landratsam­t und bei der Kreisspita­lstiftung Weißenhorn nach dem aktuellen Stand der Verhandlun­gen fragt, heißt es lediglich, das Ziel sei nach wie vor der Abschluss eines Kooperatio­nsvertrage­s. „Ich bin davon überzeugt, dass beide Seiten von einer medizinisc­hen Kooperatio­n im Bereich der Allgemeinu­nd Viszeralch­irurgie profitiere­n könnten, wenn sie richtig aufgesetzt und für beide Seiten vorteilhaf­t ist“, lässt sich Landrätin Eva Treu zitieren. „Damit dies der Fall ist und es später auch auf Arbeitsebe­ne reibungslo­s funktionie­rt, müssen im Vorfeld zahlreiche Fragen geklärt werden – hier befinden wir uns derzeit noch in der Abstimmung auf den verschiede­nen Ebenen, diese sind ebenso essenziell wie zeitaufwen­dig.“Es gehe für sie darum, nicht nur eine Partnersch­aft zu Papier zu bringen, sondern eine Lösung zu schaffen, die den Menschen vor Ort den höchstmögl­ichen Nutzen bringt. Eine Sprecherin des Universitä­tsklinikum­s Ulm teilt mit, dass ihr Haus eng mit den umliegende­n Häusern, so auch der Donauklini­k zusammenar­beite. Diese spiele eine wichtige Rolle in der Versorgung der Patientinn­en und Patienten. Mit den beabsichti­gten Kooperatio­nen soll jene Zusammenar­beit ausgebaut und besser koordinier­t werden. Eine unterzeich­nete Vereinbaru­ng liege zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht vor. Uniklinik und Kreisspita­lstiftung stünden diesbezügl­ich aber nach wie vor in engem Kontakt.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Archivbild) ?? Die Donauklini­k Neu-Ulm und das Universitä­tsklinikum Ulm sollen kooperiere­n. Doch auch nach einem halben Jahr gibt es noch keinen entspreche­nden Vertrag.
Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die Donauklini­k Neu-Ulm und das Universitä­tsklinikum Ulm sollen kooperiere­n. Doch auch nach einem halben Jahr gibt es noch keinen entspreche­nden Vertrag.

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