Wie kalte Handflächen den ganzen Körper stärken sollen
„Cool & Feel“in der Illertisser Hauptstraße lockt mit einer Kälteanwendung zur Schmerzlinderung, Regeneration und Leistungssteigerung.
Illertissen Manche sagen, beim vierten Mal sei es am kältesten. Andere fröstelt es bei der zweiten Runde stärker. Dabei ist die Temperatur immer die Gleiche: vier Grad über null. Und so unterschiedlich sich die Kälte auf der Haut anfühlt, so unterschiedlich sind die Wünsche und Probleme, die Menschen in den kürzlich eröffneten Laden Cool & Feel in der Illertisser Hauptstraße führen.
Fünf Runden Kälte à zwei Minuten, davor ein kurzes Vorgespräch und dazwischen jeweils eine kurze Pause: Diese kurze Serie soll dem Körper dabei helfen, eigene Probleme selbst zurechtzurücken. Wer die Anwendung ausprobieren will, steckt seine Hände durch zwei Manschetten ins Innere eines Geräts und legt die Handflächen auf metallisch glänzende, glatt polierte Flächen. Sie werden heruntergekühlt auf vier Grad. Gleichzeitig soll Unterdruck den Körper austricksen.
Johannes Schwab, einer der beiden Betreiber, erklärt, wie das geht: Wer nach einem Schneeball greift, spürt die Kälte nur in der Hand. Die Gefäße schließen sich, um den Rest des Körpers vor der Kälte zu schützen. Durch den leichten und nicht spürbaren Unterdruck, der im Gerät erzeugt wird, könne sich die Kälte über das Blut jedoch überallhin verteilen. Der Körper schütte als Reaktion Hormone aus – und die könnten helfen, Beschwerden aller Art zu lindern. Eiskalt wird es dadurch nicht, lediglich die Handflächen fühlen sich während der Anwendung kühl an.
Das Gerät mit dem Namen ACP wird in Memmingen produziert, es gilt als Wellness-Gerät und nicht als medizinisches Produkt. Konkrete Versprechungen, welche
Auswirkungen die Anwendungen haben, machen weder das Illertisser Betreiberduo Mirjam Heubach und Johannes Schwab noch Hersteller Alpha Cooling. Nur so viel: Viele Menschen berichten nach einer oder mehreren Anwendungen über Besserung. Dass Unterdruck das Schließen der Gefäße verhindert, haben Forscher der kalifornischen Stanford University bereits Anfang der 2000er-Jahre herausgefunden. Und auf positive Effekte durch Kälte setzen auch Profis, die nach dem Sport in die Eistonne oder in die Kältekammer steigen.
Heubach arbeitet im Hauptberuf als Hochzeitsplanerin und Traurednerin, Schwab ist in der Automobilbranche tätig. Auf das Gerät aufmerksam wurden sie in einem Allgäuer Fitnessstudio. Das Paar aus Jedesheim legte sich selbst einen Apparat zu und mietete den Laden an, in dem bis Ende Januar das Kerzengeschäft La Candela seinen Sitz hatte. Der Andrang ist groß, das Alter der Kundschaft
erstreckt sich von zehn bis 92 Jahren. Aktuell kümmern sich die beiden selbst um ihr neues Studio, in Zukunft möchten sie Personal einstellen.
„Es gibt niemanden, der nichts hat“, meint Schwab. Das Betreiberpaar schwört auf die positiven Effekte und nutzt selbst freie Zeitfenster – etwa nach einem operativen Eingriff bei Mirjam Heubach. Die Frau zählt die drei wichtigsten Gründe auf, die Menschen anlockt: Schmerzlinderung, Regeneration und Leistungssteigerung. Entwickelt worden ist das Gerät ursprünglich wegen der beiden letztgenannten Gründe. Dass das Wohlbefinden durch die Anwendung steigen könne, habe sich schon bald gezeigt, führt Hersteller Alpha Cooling aus. Die Wirkung sei aber individuell, Heilversprechen könne und wolle man nicht geben.