Neu-Ulmer Zeitung

Wie kalte Handfläche­n den ganzen Körper stärken sollen

„Cool & Feel“in der Illertisse­r Hauptstraß­e lockt mit einer Kälteanwen­dung zur Schmerzlin­derung, Regenerati­on und Leistungss­teigerung.

- Von Sebastian Mayr

Illertisse­n Manche sagen, beim vierten Mal sei es am kältesten. Andere fröstelt es bei der zweiten Runde stärker. Dabei ist die Temperatur immer die Gleiche: vier Grad über null. Und so unterschie­dlich sich die Kälte auf der Haut anfühlt, so unterschie­dlich sind die Wünsche und Probleme, die Menschen in den kürzlich eröffneten Laden Cool & Feel in der Illertisse­r Hauptstraß­e führen.

Fünf Runden Kälte à zwei Minuten, davor ein kurzes Vorgespräc­h und dazwischen jeweils eine kurze Pause: Diese kurze Serie soll dem Körper dabei helfen, eigene Probleme selbst zurechtzur­ücken. Wer die Anwendung ausprobier­en will, steckt seine Hände durch zwei Manschette­n ins Innere eines Geräts und legt die Handfläche­n auf metallisch glänzende, glatt polierte Flächen. Sie werden herunterge­kühlt auf vier Grad. Gleichzeit­ig soll Unterdruck den Körper austrickse­n.

Johannes Schwab, einer der beiden Betreiber, erklärt, wie das geht: Wer nach einem Schneeball greift, spürt die Kälte nur in der Hand. Die Gefäße schließen sich, um den Rest des Körpers vor der Kälte zu schützen. Durch den leichten und nicht spürbaren Unterdruck, der im Gerät erzeugt wird, könne sich die Kälte über das Blut jedoch überallhin verteilen. Der Körper schütte als Reaktion Hormone aus – und die könnten helfen, Beschwerde­n aller Art zu lindern. Eiskalt wird es dadurch nicht, lediglich die Handfläche­n fühlen sich während der Anwendung kühl an.

Das Gerät mit dem Namen ACP wird in Memmingen produziert, es gilt als Wellness-Gerät und nicht als medizinisc­hes Produkt. Konkrete Versprechu­ngen, welche

Auswirkung­en die Anwendunge­n haben, machen weder das Illertisse­r Betreiberd­uo Mirjam Heubach und Johannes Schwab noch Hersteller Alpha Cooling. Nur so viel: Viele Menschen berichten nach einer oder mehreren Anwendunge­n über Besserung. Dass Unterdruck das Schließen der Gefäße verhindert, haben Forscher der kalifornis­chen Stanford University bereits Anfang der 2000er-Jahre herausgefu­nden. Und auf positive Effekte durch Kälte setzen auch Profis, die nach dem Sport in die Eistonne oder in die Kältekamme­r steigen.

Heubach arbeitet im Hauptberuf als Hochzeitsp­lanerin und Trauredner­in, Schwab ist in der Automobilb­ranche tätig. Auf das Gerät aufmerksam wurden sie in einem Allgäuer Fitnessstu­dio. Das Paar aus Jedesheim legte sich selbst einen Apparat zu und mietete den Laden an, in dem bis Ende Januar das Kerzengesc­häft La Candela seinen Sitz hatte. Der Andrang ist groß, das Alter der Kundschaft

erstreckt sich von zehn bis 92 Jahren. Aktuell kümmern sich die beiden selbst um ihr neues Studio, in Zukunft möchten sie Personal einstellen.

„Es gibt niemanden, der nichts hat“, meint Schwab. Das Betreiberp­aar schwört auf die positiven Effekte und nutzt selbst freie Zeitfenste­r – etwa nach einem operativen Eingriff bei Mirjam Heubach. Die Frau zählt die drei wichtigste­n Gründe auf, die Menschen anlockt: Schmerzlin­derung, Regenerati­on und Leistungss­teigerung. Entwickelt worden ist das Gerät ursprüngli­ch wegen der beiden letztgenan­nten Gründe. Dass das Wohlbefind­en durch die Anwendung steigen könne, habe sich schon bald gezeigt, führt Hersteller Alpha Cooling aus. Die Wirkung sei aber individuel­l, Heilverspr­echen könne und wolle man nicht geben.

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Foto: Lisa-Marie Behr Fotografie Mirjam Heubach und Johannes Schwab von Cool & Feel in ihrem Laden in Illertisse­n.

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