Lechwerke bauen das Netz massiv aus
Der Boom der Fotovoltaik zwingt das schwäbische Energieunternehmen zu mehr Stromleitungen. Die Firma investiert deshalb über 220 Millionen Euro und stellt zahlreiche neue Beschäftigte ein.
Augsburg Als im September des vergangenen Jahres ein Ehepaar in Vöhringen im Kreis Neu-Ulm seine neue Fotovoltaikanlage auf dem Hausdach in Betrieb nahm, war dies ein besonderes Ereignis. Äußerlich unterscheidet die Anlage zwar wenig von denen in der Nachbarschaft, rechnerisch war es aber die 100.000 Anlage, die im Gebiet der Lechwerke an das Netz ging. Die Module zeugten damit vom Boom der erneuerbaren Energien. Die LEW investieren deshalb massiv in neue Leitungen. Trotzdem gelingt es, mehr Gewinn zu machen und neue Beschäftigte einzustellen. Dies ist bei der Vorlage des aktuellen Geschäftsberichts für das Jahr 2023 deutlich geworden. Ein Überblick.
• Fotovoltaik Der Boom der Fotovoltaik hält an. Die Zahl der neuen Anlagen, die ans LEW-Netz angeschlossen werden, habe sich seit 2020 rund vervierfacht. „Im vergangenen Jahr gingen rund 25.000 solcher Neuanmeldungen ein“, teilt das Unternehmen mit. Es seien so viele Anlagen in Betrieb genommen worden wie noch nie zuvor in einem Jahr. Die Region zähle inzwischen zu jenen mit der höchsten Dichte an Fotovoltaikanlagen in Deutschland. Berichten zufolge kam es bei Netzbetreibern angesichts des Booms aber auch zu Verzögerungen. Die Mitarbeiter seien bestrebt, „dass die Anlagen so schnell wie möglich in Betrieb gehen und einspeisen können“, verspricht der neue LEW-Chef Christian Barr, der Markus Litpher ersetzt hat und nun zusammen mit Dietrich Gemmel das Unternehmen führt.
• Netzausbau und Investitionen Der Ausbau der dezentralen, erneuerbaren Energien macht einen Netzausbau nötig, weil der vor allem mittags erzeugte Solarstrom schließlich auch abtransportiert werden muss. Der Bau von Batteriespeichern
und Solarparks kommt hinzu. Die Lechwerke erhöhten ihre Investitionen 2023 um 36 Prozent. Mit über 220 Millionen Euro knacken sie nach Firmenangaben erstmals die 200-MillionenEuro-Marke.
• Umsatz, Gewinn und Dividende Das Unternehmen sieht sich nach der Energiekrise auf Kurs: Der Umsatz habe sich bei 1,6 Milliarden Euro „stabilisiert“, der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg bereinigt von rund 189 Millionen Euro auf rund 226 Millionen Euro. Das Unternehmen will eine stabile Dividende von 2,80 Euro je Aktie ausschütten. Die Lechwerke gehören mehrheitlich dem Energiekonzern Eon, beteiligt sind aber auch die öffentliche Hand und Privatanleger.
• Stromerzeugung Neben den bestehenden Wasserkraftwerken investiert das Unternehmen in Solarparks. Das Unternehmen hat seine Erzeugungskapazität hier 2023 fast verdoppelt. Es kaufte einen Solarpark in Leutkirch-Diepoldshofen im Allgäu, in Augsburg und Bobingen entstanden eigene Projekte. „Weitere Fotovoltaik-Großprojekte befinden sich in der Umsetzung oder Planung“, hieß es.
• Strompreis Das Unternehmen verspricht, die Preise stabil zu lassen, teilweise sinken sie. „Seit der im Juli 2023 erfolgten, umfassenden Preissenkung sind die Preise der meisten LEW-Stromprodukte für Privatkundinnen und -kunden stabil geblieben“, sagt ein Sprecher unserer Redaktion. „Bei einzelnen Stromprodukten für Privatkundinnen und -kunden gab und gibt es Preissenkungen aufgrund der individuellen Produktkonstellation“, erklärt er. „Preiserhöhungen sind bei LEW derzeit nicht geplant.“
• Gas Die Lechwerke verkaufen kein Gas mehr an Privatkunden. Bestehende Verträge habe man am 1. August 2023 auf die Muttergesellschaft Eon übertragen. Eon bietet noch Gastarife an.
• Mitarbeiter Das Unternehmen hat neue Jobs geschaffen. Die Zahl der Beschäftigten wuchs 2023 um 121 auf 1918 Mitarbeiter. „Auch für die kommenden Jahre geht LEW von einem weiteren Wachstum bei der Belegschaft aus“, teilte die Firma mit.
• Erwartungen für dieses Jahr Das Unternehmen ist zuversichtlich. Es rechnet mit einem „leicht steigenden Jahresüberschuss“und einer stabilen Dividende.