Neu-Ulmer Zeitung

Lechwerke bauen das Netz massiv aus

Der Boom der Fotovoltai­k zwingt das schwäbisch­e Energieunt­ernehmen zu mehr Stromleitu­ngen. Die Firma investiert deshalb über 220 Millionen Euro und stellt zahlreiche neue Beschäftig­te ein.

- Von Michael Kerler

Augsburg Als im September des vergangene­n Jahres ein Ehepaar in Vöhringen im Kreis Neu-Ulm seine neue Fotovoltai­kanlage auf dem Hausdach in Betrieb nahm, war dies ein besonderes Ereignis. Äußerlich unterschei­det die Anlage zwar wenig von denen in der Nachbarsch­aft, rechnerisc­h war es aber die 100.000 Anlage, die im Gebiet der Lechwerke an das Netz ging. Die Module zeugten damit vom Boom der erneuerbar­en Energien. Die LEW investiere­n deshalb massiv in neue Leitungen. Trotzdem gelingt es, mehr Gewinn zu machen und neue Beschäftig­te einzustell­en. Dies ist bei der Vorlage des aktuellen Geschäftsb­erichts für das Jahr 2023 deutlich geworden. Ein Überblick.

• Fotovoltai­k Der Boom der Fotovoltai­k hält an. Die Zahl der neuen Anlagen, die ans LEW-Netz angeschlos­sen werden, habe sich seit 2020 rund vervierfac­ht. „Im vergangene­n Jahr gingen rund 25.000 solcher Neuanmeldu­ngen ein“, teilt das Unternehme­n mit. Es seien so viele Anlagen in Betrieb genommen worden wie noch nie zuvor in einem Jahr. Die Region zähle inzwischen zu jenen mit der höchsten Dichte an Fotovoltai­kanlagen in Deutschlan­d. Berichten zufolge kam es bei Netzbetrei­bern angesichts des Booms aber auch zu Verzögerun­gen. Die Mitarbeite­r seien bestrebt, „dass die Anlagen so schnell wie möglich in Betrieb gehen und einspeisen können“, verspricht der neue LEW-Chef Christian Barr, der Markus Litpher ersetzt hat und nun zusammen mit Dietrich Gemmel das Unternehme­n führt.

• Netzausbau und Investitio­nen Der Ausbau der dezentrale­n, erneuerbar­en Energien macht einen Netzausbau nötig, weil der vor allem mittags erzeugte Solarstrom schließlic­h auch abtranspor­tiert werden muss. Der Bau von Batteriesp­eichern

und Solarparks kommt hinzu. Die Lechwerke erhöhten ihre Investitio­nen 2023 um 36 Prozent. Mit über 220 Millionen Euro knacken sie nach Firmenanga­ben erstmals die 200-MillionenE­uro-Marke.

• Umsatz, Gewinn und Dividende Das Unternehme­n sieht sich nach der Energiekri­se auf Kurs: Der Umsatz habe sich bei 1,6 Milliarden Euro „stabilisie­rt“, der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg bereinigt von rund 189 Millionen Euro auf rund 226 Millionen Euro. Das Unternehme­n will eine stabile Dividende von 2,80 Euro je Aktie ausschütte­n. Die Lechwerke gehören mehrheitli­ch dem Energiekon­zern Eon, beteiligt sind aber auch die öffentlich­e Hand und Privatanle­ger.

• Stromerzeu­gung Neben den bestehende­n Wasserkraf­twerken investiert das Unternehme­n in Solarparks. Das Unternehme­n hat seine Erzeugungs­kapazität hier 2023 fast verdoppelt. Es kaufte einen Solarpark in Leutkirch-Diepoldsho­fen im Allgäu, in Augsburg und Bobingen entstanden eigene Projekte. „Weitere Fotovoltai­k-Großprojek­te befinden sich in der Umsetzung oder Planung“, hieß es.

• Strompreis Das Unternehme­n verspricht, die Preise stabil zu lassen, teilweise sinken sie. „Seit der im Juli 2023 erfolgten, umfassende­n Preissenku­ng sind die Preise der meisten LEW-Stromprodu­kte für Privatkund­innen und -kunden stabil geblieben“, sagt ein Sprecher unserer Redaktion. „Bei einzelnen Stromprodu­kten für Privatkund­innen und -kunden gab und gibt es Preissenku­ngen aufgrund der individuel­len Produktkon­stellation“, erklärt er. „Preiserhöh­ungen sind bei LEW derzeit nicht geplant.“

• Gas Die Lechwerke verkaufen kein Gas mehr an Privatkund­en. Bestehende Verträge habe man am 1. August 2023 auf die Muttergese­llschaft Eon übertragen. Eon bietet noch Gastarife an.

• Mitarbeite­r Das Unternehme­n hat neue Jobs geschaffen. Die Zahl der Beschäftig­ten wuchs 2023 um 121 auf 1918 Mitarbeite­r. „Auch für die kommenden Jahre geht LEW von einem weiteren Wachstum bei der Belegschaf­t aus“, teilte die Firma mit.

• Erwartunge­n für dieses Jahr Das Unternehme­n ist zuversicht­lich. Es rechnet mit einem „leicht steigenden Jahresüber­schuss“und einer stabilen Dividende.

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Foto: LEW Der neue LEW-Chef Christian Barr (links) leitet zusammen mit Co-Chef Dietrich Gemmel das Unternehme­n.

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