Mehr Abstiegskampf geht nicht
In der Fußball-Bundesliga tritt der Letzte beim Tabellen-16., der Vorletzte gegen den Tabellen-15. an. Die Sorge vor dem Abrutschen ist groß, sind damit doch auch immer tiefe Einschnitte verbunden.
Köln Thomas Kessler benutzte das vielleicht entscheidende Wort für den Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. „Grundsätzlich brauchst du eine Frustrationstoleranz“, sagte der Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Köln. „Frustrationstoleranz“brauchen die Kölner nicht nur gegen den VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr) und einem Spieltag, der für alle vier beteiligten Teams wegweisend für den Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse sein kann. Parallel zum Duell des Tabellenvorletzten Köln mit den Bochumern, die auf Rang 15 liegen, empfängt der 16. FSV Mainz 05 den Tabellenletzten Darmstadt. Es geht um nichts weniger als die Erstklassigkeit. Es geht aber auch um viel Geld und die Frage, was passiert, wenn es nicht gut geht.
Negative Beispiele abgestürzter Traditionsklubs gibt es reichlich – vom Hamburger SV über Hertha BSC bis zum FC Schalke 04. Die Kölner schleppen zudem eine Transfersperre mit sich herum. Die Sanktion durch die Uefa infolge einer Auseinandersetzung mit dem slowenischen Klub Olimpija Ljubljana endet erst, wenn das Transferfenster im Januar 2025 öffnet. In diesem Sommer wird
Köln keine Spieler verpflichten dürfen. Immerhin haben bis auf zwei Spieler des aktuellen Kaders laut Sportchef Christian Keller alle auch für die 2. Liga gültige Verträge. Statt 45 Millionen Euro für die Profis beim Klassenverbleib, stünden laut Sport Bild aber nur noch 25 Millionen zur Verfügung. Droht Köln im Abstiegsfall also womöglich zum zweiten Schalke zu werden, das sich derzeit gegen das Abrutschen in die dritte Liga und finanzielle Nöte stemmt? Keller versicherte bereits im Herbst vergangenen Jahres: „Selbst bei einem Abstieg würden wir mittlerweile ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaften. Wir könnten ein Zweitliga-Jahr ohne rote Zahlen überstehen, weil wir schon vieles verändert haben.“
Zudem haben die Kölner eine gewisse Routine, die bisherigen sechs Abstiege konnte der FC stets schnell reparieren: Viermal stieg der Verein direkt wieder auf, zweimal im zweiten Jahr. Dennoch ist der Gang in die Zweitklassigkeit immer mit tiefen Einschnitten verbunden. „Einbußen von fünfzig Prozent bei unserer größten Einnahmequelle täten uns natürlich weh“, sagte der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel mit Blick auf die Einnahmen des FSV durch die Medienerlöse der Deutschen Fußball-Liga. Sollte es mit dem Erstligaverbleib nicht klappen, wäre es der erste Abstieg der Mainzer seit 2007. „Wenn die Mannschaft nach einem Abstieg zusammenbliebe, reduzieren sich die Gehaltskosten um mehr als die Hälfte“, erklärte Heidel. Vor dem 28. Spieltag belegen die Mainzer den Relegationsrang mit 20 Punkten. Die Gäste aus Bochum haben 26 Punkte und könnten mit einem Sieg von Platz 15 etwas nach oben klettern, auf jeden Fall aber den Vorsprung auf die Mainzer und gegebenenfalls auch auf Köln und/ oder Darmstadt noch weiter ausbauen. (dpa; Foto: Langer, dpa)