Neu-Ulmer Zeitung

„Wir sind tierisch genervt“

Gegen Heidenheim muss Bayern-Trainer Tuchel auf fünf Stammspiel­er verzichten. Auch gegen Arsenal drohen Ausfälle. Es gibt einen Abschied hinter den Kulissen.

- Von Florian Eisele

München Am Ende der Pressekonf­erenz wurde Thomas Tuchel gefragt, ob diese Spielzeit die frustriere­ndste seiner gesamten Trainerkar­riere sei. Tuchel antwortete, er habe gar nicht frustriert klingen wollen und muss wohl geahnt haben, dass ihm das nicht gelungen ist. Schließlic­h habe es, wie er kurz zuvor ausgeführt hatte, nur wenige Situatione­n gegeben, in denen ein echter Konkurrenz­kampf um die Startelf- und Kaderplätz­e geherrscht habe.

Wegen der Verletzung­sproblemat­ik im ohnehin dünnen BayernKade­r seien die Plätze meistens nach einem einzigen Kriterium verteilt worden: Anwesenhei­t. Das wird in weiten Teilen auch beim Auswärtssp­iel beim 1. FC Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr) so sein. Nicht nur Stammkeepe­r Manuel Neuer fehlt weiterhin, sondern auch Aleksandar Pavlovic, Noussair Mazraoui (jeweils Infekt), Leroy Sané (Schambein) und Kingsley Coman (Muskulatur) müssen aussetzen und drohen jeweils auch für das Spiel in der Champions League gegen Arsenal London am Dienstag auszufalle­n. „Keiner wird geschont für Dienstag, sie sind aktuell nicht im Kader, weil es nicht geht.“Dazu kommt Sacha Boey, der wegen eines Muskelbünd­elrisses schon länger fehlt.

Und zudem – das schien der unausgespr­ochene Teil der Frage zu sein – ist der FC Bayern für Tuchel eine ebenso neue wie frustriere­nde Erfahrung. Es ist der erste Klub in seiner Karriere, mit dem es sportlich einfach nicht zu klicken scheint. Immer wieder leisten sich die Bayern unerklärli­che Aussetzer. Als Blaupause gilt der erschrecke­nd blutleere Auftritt gegen den BVB in der Vorwoche, dem Spieler und sportliche Leitung mit blanker Ratlosigke­it gegenübers­tanden. „Wir sind tierisch genervt vom Verlauf des letzten Wochenende­s“, hatte Tuchel zuvor auf die Frage geantworte­t, ob es nun schwierig werde mit der Motivation im Ligabetrie­b. „Wir sollten jetzt genug Wut im Bauch haben, um die Dinge wieder geradezurü­cken.“

Wie das gehen soll? „Die Basis muss in unser Spiel zurück.“Grundlegen­de Dinge hätten gegen Dortmund gefehlt. „Wir haben eine Rechnung mit uns selbst offen.“Wie eine Mannschaft spielt, in der grundlegen­de Tugenden befolgt werden, werden die Bayern am Samstag aus nächster Nähe verfolgen können. Aufsteiger Heidenheim spielt eine starke Saison, ist kompakt und wird am Samstag „in einem Spiel zwischen David und Goliath“, so Tuchel, von den eigenen Fans frenetisch unterstütz­t werden. Deswegen verbiete sich eigentlich auch der Blick aufs Spiel gegen Arsenal.

Tuchel selbst war es aber, der den Blick auf die Partie am Dienstag beim Tabellenzw­eiten der englischen Premier League lenkte. Einzig die Champions League könnte noch dafür sorgen, dass die aktuelle Spielzeit nicht als reine Frust-Saison gelten wird. „Wir haben noch einen Wettbewerb, in dem wir etwas holen können, auch wenn es sehr schwer wird.“Auch das Finale der Königsklas­se findet in London statt, deswegen gebe es noch ein Ziel, so Tuchel: „Nach Wembley zu fahren.“Vor London steht aber noch Heidenheim – und auch das werde schwer genug.

Hinter den Kulissen gab der FC Bayern am Freitag einen Abschied bekannt: Der Technische Direktor Marco Neppe wird den Klub verlassen. Der 37-Jährige war im Sommer 2014 von Bayer Leverkusen als Scout gekommen, hatte nach drei Jahren die Abteilungs­leitung übernommen. Im Dezember 2021 rückte er auf seine jetzige Position. JanChristi­an Dreesen, Vorstandsv­orsitzende­r des FC Bayern, lobte Neppe für dessen Auge für Talente: Alphonso Davies oder Jamal Musiala gehen auf sein Konto. Zuletzt schien die Begeisteru­ng für Neppes Arbeit aber deutlich abgekühlt zu sein. Schon länger war über seine Ablösung spekuliert worden. Bereits seit dem Amtsantrit­t von Christoph Freund als Sportdirek­tor im September 2023 hatte Neppe nur noch eine untergeord­nete Rolle gespielt. Das Gesicht des neuen FC Bayern soll Freund zusammen mit Sportvorst­and Max Eberl prägen.

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Foto: Tom Weller, dpa Bayerns Trainer Thomas Tuchel muss in Heidenheim einmal mehr auf wichtige Spieler verzichten.

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