Geänderte Abholzeiten sorgen für Ärger
Eltern aus Bellenberg pochen bei der offenen Ganztagsschule auf die bisherige Satzung mit 13-Uhr-Angebot. Was OGTS-Leiterin und Bürgermeister zur Kritik an der Änderung sagen.
Bellenberg Zoff wegen der offenen Ganztagsschule (OGTS) in Bellenberg: Einige Eltern pochen auf die bislang angebotene 13-Uhr-Abholzeit auch im neuen Schuljahr – und sehen sich von den Verantwortlichen zu wenig wahrgenommen. Deswegen hat sich ein Elternpaar per E-Mail an unsere Redaktion gewandt. Es beruft sich auf das in der Satzung verankerte 13-Uhr-Angebot. Die künftig um eine Stunde auf 14 Uhr verschobene erste Abholzeit sei wenig familienfreundlich. Bürgermeister Oliver Schönfeld und OGTS-Leiterin Andrea Ostermeier erklären die Hintergründe.
Betroffen sind wohl rund 25 Eltern, unter anderem von Kindern, die erst im September eingeschult werden. Beim Ausfüllen der OGTSAnmeldung fürs neue Schuljahr habe ein Kästchen für das 13-UhrAngebot gefehlt, wird moniert. Die E-Mail an unsere Redaktion wurde nicht namentlich, sondern mit „Eltern eines OGTS-Kindes“unterschrieben. Weiter heißt es darin, dass die 13-Uhr-Buchung in der bis heute gültigen Satzung wie auch Gebührensatzung von 2016, also seit Anbeginn, festgeschrieben sei. So macht das Elternpaar auch ein gewisses Gewohnheitsrecht geltend und sieht sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Planungssicherheit einiger Familien werde durcheinandergebracht.
Die Absender bezeichnen die hierzu abgegebenen Erklärungen als „herzlich einfach“: „Wegen fünf Minuten wird sich aufgespielt. Laut Schulrektorin, OGTS-Leitung und Bürgermeister Schönfeld sei die Mindestbuchungszeit von 60 Minuten nicht erreicht, wenn der reguläre Schulschluss um 12.05 Uhr ist.“Doch in der Betreuung befänden sich hauptsächlich Erstund Zweitklässler, welche überwiegend um 11.05 Uhr Schulschluss hätten. Selbst für Drittklässler ende der Unterricht häufig um 11.05 Uhr, sodass die 60 Minuten Mindestbetreuung locker erfüllt würde. Als Eltern stellten sie sich die Frage, ob denn seitens des
Rathauses „einfach nicht gehandelt werden wolle“. Mehrere Vorschläge hätten sie vorgebracht, jedoch ohne Antwort zu bekommen. Unter anderem sei vorgeschlagen worden, für die 13-Uhr-Version eine Art Aufwandsentschädigung zu entrichten.
Für Erstklässler, die neu in die Schule kommen und für die der Tag sehr anstrengend sein kann, könnte eine Betreuung bis 14 Uhr zu lange sein, heißt es in der E-Mail noch. Auch Hobbys, Sport und andere Freizeitaktivitäten fänden meist nachmittags und zu festen Uhrzeiten statt. Dazu komme, dass „die Bellenberger OGTS erst ab 14 Uhr eine verlässliche Hausaufgabenbetreuung anbiete“.
Bei den Eltern in Bellenberg sei der Unmut recht groß, vom Bürgermeister fühlten sie sich nicht ernst genommen. Vielmehr weise er darauf hin, dass in umliegenden
Gemeinden der erste Abholtermin schon immer 14 Uhr gelautet habe. Allerdings sei dort auch keine 13-Uhr-Abholung wie explizit in der Bellenberger Satzung hinterlegt, hält das Elternpaar dagegen.
Als Leiterin der offenen Ganztagsschule weist Andrea Ostermeier darauf hin, dass, anders als bei der Mittagsbetreuung, mit der Einrichtung ein pädagogischer Auftrag impliziert werde. Offene Ganztagsschulen seien von der Regierung bis 16 Uhr konzipiert und dahingehend flexibel, dass Kinder auch um 14 Uhr nach Hause könnten.
Was die Hausaufgaben angeht, bestehe in der offenen Ganztagsschule Bellenberg sehr wohl Gelegenheit, damit vor 14 Uhr und mit Betreuung im Hausaufgabenzimmer zu beginnen, allerdings freiwillig. „Das könnten Eltern mit den Kleinen so absprechen“, empfiehlt Ostermeier. Erst ab 14 Uhr bestehe für alle die Verpflichtung.
Bellenberg sei landkreisweit auch die einzige Kommune mit 13-Uhr-Abholung. Im neuen Schuljahr werden die Zeiten den Regierungsvorgaben angepasst. Die OGTS-Leiterin hält es für vorteilhaft, dadurch mehr Zeit für Projekte zu haben statt sie immer wieder unterbrechen zu müssen. Zurzeit besuchten 81 Schützlinge die OGTS, darunter neun 13-UhrKinder, die an verschiedenen Tagen in unterschiedlicher Zahl abgeholt würden. „Einmal sind es drei Kinder, dann sechs oder neun“, so Ostermeier.
Sie findet: „Eltern wird mit der offenen Ganztagsschule eine staatlich geförderte und von der Kommune finanzierte Dienstleistung nach hohen Qualitätsstandards angeboten.“Eine für Familien kostenfreie Einrichtung also, die sie nutzen können oder eben nicht. Dem Bürgermeister mangelnde Fürsorge vorzuwerfen, hält sie für verfehlt.
Auch Oliver Schönfeld selbst verweist auf die vorgeschriebenen Standards einschließlich des nunmehr wegfallenden 13-Uhr-Angebots. „Anderweitig würden wir aus der Förderung fallen, weil die pädagogische Qualität zu kurz käme“, so der Bürgermeister. Es zeichne sich ab, dass im neuen Schuljahr bis zu 90 Kinder die offene Ganztagsschule besuchen wollen, darunter vielleicht 25, die um 13 Uhr abgeholt werden sollten. Das widerspreche den pädagogischen Zielen, die bisherigen Strukturen seien einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Satzungsänderung bezüglich der neuen Abholzeiten werde in der nächsten Gemeinderatssitzung auf der Tagesordnung stehen.