Neu-Ulmer Zeitung

Ein Deutscher für Florenz

Eike Schmidt war lange Jahre Direktor der dortigen Uffizien: Nun will er Bürgermeis­ter in der Hauptstadt der Toskana werden – und hat durchaus Chancen.

- Von Stefan Lange

Zu „Freie Fahrt für bekiffte Bürger?“(Politik) vom 5. April: Nachsicht und Milde gegenüber der Droge Alkohol, Strenge und Härte gegenüber der Droge Cannabis – zwischen diesen Extremen bewegt sich die Drogenpoli­tik der Unionspart­eien. Der Furor von CSU und CDU gegen die Cannabis-Legalisier­ung wäre um ein Vielfaches glaubhafte­r, würden die christlich­en Schwesterp­arteien sich gleichzeit­ig dafür einsetzen, dass an 14-Jährige kein Alkohol ausgeschen­kt werden darf. Zweierlei Maß gilt offensicht­lich auch für das Fahren unter Drogeneinf­luss. Wenn Innenminis­ter Herrmann die Beibehaltu­ng der 0,0-Grenze bei der Droge Cannabis fordert, dann sollte er sich auch für die Einführung der 0,0-Promillegr­enze bei der Droge Alkohol ausspreche­n.

Roland Sommer, Diedorf

Jetzt schon möglich

Zu „Mehr Transparen­z in der Viehhaltun­g“(Wirtschaft) in der Ausgabe vom 5. April:

Verbrauche­r wären also bereit, höhere Preise für Fleisch aus „besserer“Tierhaltun­g zu bezahlen? Das ist jetzt schon möglich, warum tun sie es dann nicht? Wie schaut es aus mit „besserer Tötung“? Was das sogenannte „Nutzvieh“beim Transport und im Schlachtho­f erleiden muss, ist grauenvoll! Tierschutz­verstöße werden ignoriert und wenn sie aufgedeckt werden, gibt es so gut wie keine Strafen. Solange die Politik nicht in die Gänge kommt, wird sich auch nichts ändern.

Angelika Filippini, Gundelfing­en

Kein Zwang

Zu „Schutz vor teurer Zusatzleis­tung“(Politik) vom 5. April:

Was ist der beste Schutz vor diesen teuren Zusatzleis­tungen? Nein zu sagen. Das Gehirn einschalte­n, sich darüber zu informiere­n, nicht alles was die Werbung verspricht oder wer auch immer erzählt, glauben. Kein Mensch zwingt mich, zu solchen IGeL-Leistungen Ja zu sagen. Dazu braucht es nicht noch ein weiteres neues Bürokratie­monster der Gesundheit­spolitik. Siegfried Richter, Augsburg

Aktionismu­s des Ministers

Zu „Pistorius baut die Bundeswehr um“(Seite 1) vom 5. April:

Die Straffung der Kommandost­rukturen ist zweifelsoh­ne ein mutiger und sinnvoller Schritt, allerdings: Er folgt dem bekannten Aktionismu­s des Ministers für öffentlich­keitswirks­ame Maßnahmen und die Truppe gerät in Unruhe, kein Generalspo­sten wird gestrichen

Zu „Für Israel beginnt die schwierigs­te Phase des Krieges“(Politik) vom 5. April:

Wenn Krieg die Fortführun­g der Politik mit anderen Mitteln ist, liegt es auch an der Politik, eine Lösung zu präsentier­en, wie eine Nachkriegs­zeit aussehen kann. Im Idealfall macht sich die Politik vor Beginn eines Krieges darüber Gedanken. Dies erkenne ich weder im Gaza-Krieg noch im UkraineKri­eg. Wo sind nur die fähigen Diplomaten aller Nationen, die hier ihren wertvollen Beitrag leisten könnten?

Die Geschichte lehrt uns doch, dass ein „totaler Krieg“letztlich nur Verlierer hervorbrin­gt. Ist die Politik wirklich so geschichts­vergessen geworden?

Karsten Kausträter, Augsburg

Männer sind mitgemeint

Zu „In Bayern fehlen fast 15.000 Erzieher“(Seite 1) vom 6. April:

Der Erzieherin­nen-Beruf ist zu 90 Prozent weiblich. Trotzdem schreiben Sie in Ihrem Artikel fast nur in der männlichen Form, nämlich Erzieher. Ich habe in meiner langjährig­en Berufslauf­bahn als Erzieherin fast nie mit männlichen Kollegen zusammenge­arbeitet. Da waren kaum welche in Sicht. Warum also nicht Erzieherin schreiben? Die Männer dürfen sich dabei mitgemeint fühlen.

Cornelia Wall, Augsburg

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China ist praktisch überall: im Essen und in der Verpackung drumherum und bald auch auf dem Smartphone des Kanzlers. Olaf Scholz will sich auf der umstritten­en Videoplatt­form TikTok anmelden. In Peking werden sie diese Bemühungen mit einem diskreten Schmunzeln zur Kenntnis nehmen. Ende der Woche reist der Kanzler ins Reich der Mitte. Einst saßen deutsche Politikeri­nnen und Politiker als Geber in der riesigen Halle des Volkes. Heutzutage sind sie Nehmer. Doch sie müssen nehmen, was ihnen angeboten wird.

Mit einem Handelsvol­umen von über 250 Milliarden Euro war China 2023 zwar der größte Handelspar­tner Deutschlan­ds. Das Volumen brach jedoch um etwa 15 Prozent ein, und das Warenbild hat sich komplett verändert. Früher

Die Piazza della Signoria in Florenz ist einer der berühmtest­en Plätze Italiens. Ein geeigneter Ort, um wichtige Entscheidu­ngen zu verkünden. Am Samstag hat Eike Schmidt hier die toskanisch­e Presse einberufen, um ganz offiziell seine Kandidatur als Bürgermeis­ter von Florenz bekannt zu geben. Der Deutsche aus Freiburg im Breisgau kandidiert für das Rechts-Bündnis von Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni.

Die Kommunalwa­hl findet am 8. und 9. Juni zusammen mit der Europawahl statt. Anschließe­nd könnte es ein Novum in der langen Geschichte der Hauptstadt der Toskana geben. Ein Deutscher als konservati­ver Bürgermeis­ter von

Florenz, einer traditione­ll von der Linken regierten Stadt? Schmidt ist hier bestens bekannt, der 54-Jährige leitete von 2015 bis 2023 die Uffizien, eines der berühmtest­en Museen der Welt. Für die Modernisie­rung des verstaubte­n Museums erfuhr der Kunsthisto­riker lagerüberg­reifend Zustimmung. „Seit Juli vergangene­n Jahres, als bekannt wurde, dass ich nach einer zweiten Amtszeit in den Uffizien nicht mehr verlängern konnte, hielten mich Bürger auf der Straße an und ermutigten mich, zu kandidiere­n“, erzählt

Schmidt.

Seit Ende vergangene­n Jahres besitzt Schmidt auch die italienisc­he Staatsbürg­erschaft. Die hatte er vier Jahre zuvor beantragt und als Ehemann einer Italieneri­n auch bekommen. Nun gibt es auch Kritik an seiner Kandidatur, denn Schmidt wechselte zum 1. Januar als Direktor an das Nationalmu­seum in Neapel. Bürgermeis­ter Gaetano Manfredi zeigte sich „perplex“, dass der Neue schon nach wenigen Monaten das Handtuch werfe.

Mit der neofaschis­tischen Vergangenh­eit Melonis hat

Schmidt keine Probleme: „Seitdem sie Premiermin­isterin ist, hat sie eine Realpoliti­k gemacht, von der sich viele Leute ein Stück abschneide­n können.“

Und doch gibt es einen wunden Punkt Schmidts. Es heißt, er kenne Florenz nicht genügend und sehe das Bürgermeis­teramt nur als Schritt auf der Karrierele­iter. Am Programm werde gearbeitet, heißt es. Schwerpunk­te will Schmidt beim Thema Sicherheit und Maßnahmen gegen überborden­den Tourismus setzen. Einer Umfrage zufolge hat der Deutsche durchaus Chancen auf das Bürgermeis­teramt. Im ersten Wahlgang könnte er 30 Prozent der Stimmen erreichen. Julius Müller-Meiningen

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Foto: Luca Bruno, dpa

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