Ein Deutscher für Florenz
Eike Schmidt war lange Jahre Direktor der dortigen Uffizien: Nun will er Bürgermeister in der Hauptstadt der Toskana werden – und hat durchaus Chancen.
Zu „Freie Fahrt für bekiffte Bürger?“(Politik) vom 5. April: Nachsicht und Milde gegenüber der Droge Alkohol, Strenge und Härte gegenüber der Droge Cannabis – zwischen diesen Extremen bewegt sich die Drogenpolitik der Unionsparteien. Der Furor von CSU und CDU gegen die Cannabis-Legalisierung wäre um ein Vielfaches glaubhafter, würden die christlichen Schwesterparteien sich gleichzeitig dafür einsetzen, dass an 14-Jährige kein Alkohol ausgeschenkt werden darf. Zweierlei Maß gilt offensichtlich auch für das Fahren unter Drogeneinfluss. Wenn Innenminister Herrmann die Beibehaltung der 0,0-Grenze bei der Droge Cannabis fordert, dann sollte er sich auch für die Einführung der 0,0-Promillegrenze bei der Droge Alkohol aussprechen.
Roland Sommer, Diedorf
Jetzt schon möglich
Zu „Mehr Transparenz in der Viehhaltung“(Wirtschaft) in der Ausgabe vom 5. April:
Verbraucher wären also bereit, höhere Preise für Fleisch aus „besserer“Tierhaltung zu bezahlen? Das ist jetzt schon möglich, warum tun sie es dann nicht? Wie schaut es aus mit „besserer Tötung“? Was das sogenannte „Nutzvieh“beim Transport und im Schlachthof erleiden muss, ist grauenvoll! Tierschutzverstöße werden ignoriert und wenn sie aufgedeckt werden, gibt es so gut wie keine Strafen. Solange die Politik nicht in die Gänge kommt, wird sich auch nichts ändern.
Angelika Filippini, Gundelfingen
Kein Zwang
Zu „Schutz vor teurer Zusatzleistung“(Politik) vom 5. April:
Was ist der beste Schutz vor diesen teuren Zusatzleistungen? Nein zu sagen. Das Gehirn einschalten, sich darüber zu informieren, nicht alles was die Werbung verspricht oder wer auch immer erzählt, glauben. Kein Mensch zwingt mich, zu solchen IGeL-Leistungen Ja zu sagen. Dazu braucht es nicht noch ein weiteres neues Bürokratiemonster der Gesundheitspolitik. Siegfried Richter, Augsburg
Aktionismus des Ministers
Zu „Pistorius baut die Bundeswehr um“(Seite 1) vom 5. April:
Die Straffung der Kommandostrukturen ist zweifelsohne ein mutiger und sinnvoller Schritt, allerdings: Er folgt dem bekannten Aktionismus des Ministers für öffentlichkeitswirksame Maßnahmen und die Truppe gerät in Unruhe, kein Generalsposten wird gestrichen
Zu „Für Israel beginnt die schwierigste Phase des Krieges“(Politik) vom 5. April:
Wenn Krieg die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln ist, liegt es auch an der Politik, eine Lösung zu präsentieren, wie eine Nachkriegszeit aussehen kann. Im Idealfall macht sich die Politik vor Beginn eines Krieges darüber Gedanken. Dies erkenne ich weder im Gaza-Krieg noch im UkraineKrieg. Wo sind nur die fähigen Diplomaten aller Nationen, die hier ihren wertvollen Beitrag leisten könnten?
Die Geschichte lehrt uns doch, dass ein „totaler Krieg“letztlich nur Verlierer hervorbringt. Ist die Politik wirklich so geschichtsvergessen geworden?
Karsten Kausträter, Augsburg
Männer sind mitgemeint
Zu „In Bayern fehlen fast 15.000 Erzieher“(Seite 1) vom 6. April:
Der Erzieherinnen-Beruf ist zu 90 Prozent weiblich. Trotzdem schreiben Sie in Ihrem Artikel fast nur in der männlichen Form, nämlich Erzieher. Ich habe in meiner langjährigen Berufslaufbahn als Erzieherin fast nie mit männlichen Kollegen zusammengearbeitet. Da waren kaum welche in Sicht. Warum also nicht Erzieherin schreiben? Die Männer dürfen sich dabei mitgemeint fühlen.
Cornelia Wall, Augsburg
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China ist praktisch überall: im Essen und in der Verpackung drumherum und bald auch auf dem Smartphone des Kanzlers. Olaf Scholz will sich auf der umstrittenen Videoplattform TikTok anmelden. In Peking werden sie diese Bemühungen mit einem diskreten Schmunzeln zur Kenntnis nehmen. Ende der Woche reist der Kanzler ins Reich der Mitte. Einst saßen deutsche Politikerinnen und Politiker als Geber in der riesigen Halle des Volkes. Heutzutage sind sie Nehmer. Doch sie müssen nehmen, was ihnen angeboten wird.
Mit einem Handelsvolumen von über 250 Milliarden Euro war China 2023 zwar der größte Handelspartner Deutschlands. Das Volumen brach jedoch um etwa 15 Prozent ein, und das Warenbild hat sich komplett verändert. Früher
Die Piazza della Signoria in Florenz ist einer der berühmtesten Plätze Italiens. Ein geeigneter Ort, um wichtige Entscheidungen zu verkünden. Am Samstag hat Eike Schmidt hier die toskanische Presse einberufen, um ganz offiziell seine Kandidatur als Bürgermeister von Florenz bekannt zu geben. Der Deutsche aus Freiburg im Breisgau kandidiert für das Rechts-Bündnis von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.
Die Kommunalwahl findet am 8. und 9. Juni zusammen mit der Europawahl statt. Anschließend könnte es ein Novum in der langen Geschichte der Hauptstadt der Toskana geben. Ein Deutscher als konservativer Bürgermeister von
Florenz, einer traditionell von der Linken regierten Stadt? Schmidt ist hier bestens bekannt, der 54-Jährige leitete von 2015 bis 2023 die Uffizien, eines der berühmtesten Museen der Welt. Für die Modernisierung des verstaubten Museums erfuhr der Kunsthistoriker lagerübergreifend Zustimmung. „Seit Juli vergangenen Jahres, als bekannt wurde, dass ich nach einer zweiten Amtszeit in den Uffizien nicht mehr verlängern konnte, hielten mich Bürger auf der Straße an und ermutigten mich, zu kandidieren“, erzählt
Schmidt.
Seit Ende vergangenen Jahres besitzt Schmidt auch die italienische Staatsbürgerschaft. Die hatte er vier Jahre zuvor beantragt und als Ehemann einer Italienerin auch bekommen. Nun gibt es auch Kritik an seiner Kandidatur, denn Schmidt wechselte zum 1. Januar als Direktor an das Nationalmuseum in Neapel. Bürgermeister Gaetano Manfredi zeigte sich „perplex“, dass der Neue schon nach wenigen Monaten das Handtuch werfe.
Mit der neofaschistischen Vergangenheit Melonis hat
Schmidt keine Probleme: „Seitdem sie Premierministerin ist, hat sie eine Realpolitik gemacht, von der sich viele Leute ein Stück abschneiden können.“
Und doch gibt es einen wunden Punkt Schmidts. Es heißt, er kenne Florenz nicht genügend und sehe das Bürgermeisteramt nur als Schritt auf der Karriereleiter. Am Programm werde gearbeitet, heißt es. Schwerpunkte will Schmidt beim Thema Sicherheit und Maßnahmen gegen überbordenden Tourismus setzen. Einer Umfrage zufolge hat der Deutsche durchaus Chancen auf das Bürgermeisteramt. Im ersten Wahlgang könnte er 30 Prozent der Stimmen erreichen. Julius Müller-Meiningen