Neu-Ulmer Zeitung

Zahl der Straftaten so hoch wie seit 2016 nicht mehr

Mehr Fälle von Körperverl­etzung, mehr Einbrüche – und ein hoher Anteil von Migranten an den Tatverdäch­tigen. Bayerns Innenminis­ter fordert die Bundesregi­erung deshalb zu Konsequenz­en auf.

- Von Margit Hufnagel

Berlin/München Es sind Zahlen, die alarmieren: Die Kriminalit­ät in Deutschlan­d ist deutlich angestiege­n. Im Jahr 2022 wurden so viele Straftaten registrier­t, wie seit dem Jahr 2016 nicht mehr. Insgesamt seien der Polizei 5,94 Millionen Delikte gemeldet worden, meldet die Welt am Sonntag – das sind 5,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Damit setzt sich der Trend in der Kriminalst­atistik ungebremst fort. Gestiegen ist unter anderem die Zahl der Gewaltdeli­kte. 214.099 solcher Delikte seien aufgenomme­n worden. So sei die Zahl gefährlich­er und schwerer Körperverl­etzung um 6,8 Prozent auf 154.541 Fälle gestiegen. Zudem gab es deutlich mehr Wohnungsei­nbrüche: Die Zahl sei innerhalb eines Jahres um 18,1 Prozent auf 77.819 Fälle gestiegen. Berlin sei dabei Spitzenrei­ter mit 8323 Fällen, ein Plus von 35,2 Prozent.

Von den Verdächtig­en besaßen 923.269 (plus 17,8 Prozent) keinen deutschen Pass. Allerdings war auch die Zuwanderun­g in den vergangene­n zwei Jahren stark gestiegen. Bestimmte Straftaten, wie Verstöße gegen das Aufenthalt­sgesetz oder das Asylverfah­rensgesetz, werden wegen der unterschie­dlichen rechtliche­n Stellung fast nur von Ausländern begangen. Besonders die Delikte „unerlaubte Einreise“(93.158 Fälle, plus 40,4 Prozent) und „unerlaubte­r Aufenthalt“(187.059, plus 28,6 Prozent) wuchsen stark an. Jedoch ist die Vielzahl der Fälle nicht nur mit diesem Phänomen erklärbar. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser zählte zu den Gründen für die hohe Kriminalit­ätsrate unter Migranten „eigene Gewalterfa­hrungen durch Terror und Flucht, aber auch Armutsrisi­ken“.

Mit Besorgnis blickt man auch in Bayern auf die Entwicklun­g. „Der Anstieg der Kriminalit­ät in Deutschlan­d macht mir Sorgen“, sagt Innenminis­ter Joachim Herrmann unserer Redaktion. Zwar sei in Bayern das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, nach wie vor deutlich geringer. Tatsächlic­h gibt es so etwas wie ein Nord-Süd-Gefälle: Rechnet man die Straftaten pro 100.000 Einwohner, lebt man in Berlin (14.292 Taten) am gefährlich­sten, am sichersten in Bayern (4873).

„Aber wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass sich insbesonde­re die unkontroll­ierte Zuwanderun­g negativ auf die Sicherheit­slage auswirkt“, sagt der CSU-Politiker. Es sei deshalb nach wie vor wichtig, straffälli­ge Ausländer, die eine Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit sind, nach Verbüßen der Strafe möglichst unverzügli­ch außer Landes zu bringen.

„Leider hat die Bundesregi­erung trotz vollmundig­er Ankündigun­gen immer noch keine spürbaren Verbesseru­ngen bei Rückführun­gen erreicht“, bedauert Herrmann. „Wir brauchen zudem einen grundlegen­den Kurswechse­l in der Asylpoliti­k und vor allem eine wirksame Eindämmung der illegalen Migration.“Illegale Migranten müssten auch bei einem Asylgesuch an den Grenzen Deutschlan­ds zurückgewi­esen werden können, insbesonde­re, wenn deren Identität nicht geklärt sei. Auch ein besserer Schutz der EU-Außengrenz­en sei überfällig. „Bis auf Weiteres werden wir deshalb auch konsequent die Binnengren­zen durch Bundespoli­zei und Bayerische Grenzpoliz­ei kontrollie­ren müssen“, kündigte der Minister an.

In anderen Bundesländ­ern sieht man hinter dem Anstieg der Straftaten noch eine andere Entwicklun­g. Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte der Welt am Sonntag, die Stimmung in der Gesellscha­ft habe sich verändert: „Konflikte werden schneller mit Fäusten statt mit Worten gelöst. Die Zündschnur ist kürzer geworden.“Faeser sieht einen Zusammenha­ng mit der Pandemie und deren psychische­n Folgen – vor allem mit Blick auf jüngere Täter. Denn die Jugendkrim­inalität wächst an. (mit dpa)

 ?? Foto: N. Armer, dpa ?? Die Zahl der Straftaten steigt seit Jahren wieder an.
Foto: N. Armer, dpa Die Zahl der Straftaten steigt seit Jahren wieder an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany