Neu-Ulmer Zeitung

Ein Pärchen sorgt für Sommer

Rekordverd­ächtige Temperatur­en lockten Sonnenhung­rige ins Freie. Aber es macht sich auch schon Sorge breit: Ist man auf die nächste Hitzewelle ausreichen­d vorbereite­t?

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Regensburg Nichts wie raus in den Biergarten, in den nächsten Park, an den See oder natürlich in den eigenen Garten – das ungewöhnli­ch sommerlich­e Wetter lockte am Wochenende viele Menschen ins Freie. In Bayern war es vermutlich so warm wie noch nie seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen im ersten April-Drittel: So sei am Samstag in Regensburg ein Spitzenwer­t von 27,9 Grad gemessen worden, berichtete der Deutsche Wetterdien­st (DWD) am Sonntag.

Der höchste in der ersten Dekade des Monats vom 1. bis 10. April gemessene Wert im Freistaat lag bislang gut ein Grad darunter: Im Jahr 1961 waren in Wasserburg 26,8 Grad registrier­t worden. Bei den jetzt registrier­ten 27,9 Grad handelt es sich um eine vorläufige Zahl. Die Daten werden noch einmal überprüft. Den zweithöchs­ten Wert verzeichne­te der DWD am Samstag mit 27,8 Grad in Wielenbach im oberbayeri­schen Landkreis Weilheim-Schongau unweit des Starnberge­r Sees. Auch in München wurde der bisherige Rekord vermutlich gebrochen: Dort hatte es am Samstag 27,1 Grad – der bisher höchste Wert lag knapp ein Grad darunter bei 25,2 Grad im Jahr 2011. An der Zugspitze wurden am Samstag 6,1 Grad gemessen. Dort läuft noch bis zum 1. Mai der Skibetrieb.

Skifahren auf der einen Seite also und Schwimmen im See auf der anderen: Die Wasserwach­t und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) in Bayern hatten bereits mit Blick auf das warme Wochenende davor gewarnt, insbesonde­re nach einem längeren Aufenthalt in der Sonne in die noch sehr kühlen Gewässer zu springen. Die Wassertemp­eraturen lagen teils um die zehn Grad – gerade kleinere Gewässer erwärmten sich jedoch schneller. Am Deiniger Weiher bei München etwa hatte es an der Wasserober­fläche etwa 16 Grad.

Und nicht nur am Samstag fühlte es sich draußen schon wie Sommer an. Auch am Sonntag gab es ähnliche Temperatur­en, wobei Schleierwo­lken und Saharastau­b zunächst für eine geringere Sonneneins­trahlung geführt haben. Verantwort­lich für das ungewöhnli­ch warme Wetter sind nach Angaben des DWD Hoch „Olli“und Sturmtief „Timea“. Beide pumpen den Meteorolog­en zufolge subtropisc­he Warmluft von Südwesten Richtung Deutschlan­d. Die extremen Temperatur­en seien somit nicht allein mit dem Klimawande­l zu erklären, hieß es.

Doch gerade vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls, aber auch der Hitze im vergangene­n Jahr, fragt sich so mancher, wie gut wir insgesamt auf neue Wärmerekor­de vorbereite­t sind? Schließlic­h war 2023 das heißeste Jahr in Deutschlan­d seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen – und löste 2022 als Rekordhalt­er damit ab.

Experten halten es für möglich, dass 2024 den Rekord wieder brechen wird. Viele Menschen leiden bei hohen Temperatur­en, dehydriere­n, bekommen Kreislaufp­robleme, Schlafstör­ungen oder Hitzeschlä­ge. Zudem kann die Hitze auch tödlich enden: Laut dem Robert Koch-Institut gab es im Sommer

2023 rund 3200 hitzebedin­gte Sterbefäll­e. Gerade für ältere, chronisch kranke und pflegebedü­rftige Menschen stellt Hitze eine ernst zu nehmende Gefahr dar. Die Politik geriet in Handlungsd­ruck.

Nun steht der nächste Sommer vor der Tür. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) kündigte im vergangene­n Juni an, mehrere Maßnahmen gegen Hitzegefah­ren einführen zu wollen. Als eine Folge davon kam es im November zu einem Treffen mit Vertreteri­nnen und Vertretern von Bund, Ländern, Kommunen,

Selbstverw­altungspar­tnern, Verbänden und Zivilgesel­lschaft, wie sein Ministeriu­m auf Anfrage mitteilte. Dort seien bestehende Konzepte und Ressourcen für Hitzeschut­zmaßnahmen analysiert und konkrete Ziele und Maßnahmen zur Verbesseru­ng dieser festgelegt worden. Die Umsetzung der Pläne liegt letztlich in der Hand der Länder und Kommunen.

Da es aber bis zum richtigen Sommer noch etwas dauert, stellt sich jetzt erst einmal die Frage, wie es mit dem Wetter in den nächsten Tagen weitergeht? Nach Angaben des DWD halte das ungewöhnli­ch warme Wetter auch zu Wochenbegi­nn noch an. Bereits am Dienstag werde das frühsommer­liche Gastspiel in Deutschlan­d aber zu Ende sein. Von der Nordsee bis ins Allgäu und westlich davon werden keine 20 Grad mehr erreicht. Und in der Nacht auf Donnerstag kommt es bei längerem Aufklaren in der Südhälfte gebietswei­se sogar zu leichtem Frost in Bodennähe. „Dann ist nach dem frühsommer­lichen Intermezzo zumindest stellenwei­se in der Früh wieder Auto kratzen angesagt“, sagte DWD-Meteorolog­e Nico Bauer. Sonnenanbe­ter sollten also lieber den heutigen Montag nochmal nutzen und sich einen gemütliche­n Biergarten oder ein Plätzchen am See suchen. (dpa)

Olli und Timea pumpen subtropisc­he Warmluft zu uns.

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Fast 30 Grad: Viele suchten sich da ein schönes Plätzchen am See, wie hier in Herrsching am Ammersee.

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