Neu-Ulmer Zeitung

Schlotterb­eck und die blöde Frage

BVB-Profi blafft Fernsehrep­orter an

- Von Johannes Graf

Vielleicht hatte er einfach keinen guten Tag. Schlechter Schlaf, statt Lieblingse­ssen nur Spinat, Laus über Leber – wer weiß das schon. Obendrein diese leidvolle 0:1-Niederlage gegen den VfB Stuttgart, die nicht unbedingt dazu diente, die Laune von Nico Schlotterb­eck zu heben. Ziemlich gereizt wirkte der Abwehrspie­ler von Borussia Dortmund jedenfalls, als er sich den Fragen von Sky-Reporter Patrick Wasserzieh­r stellen sollte.

Da erlaubte sich der TV-Journalist tatsächlic­h, auf eine ziemlich entscheide­nde Szene hinzuweise­n. Schlotterb­eck hatte in der 80. Minute den Ball aus kürzester Distanz übers Tor geschossen und damit die größte Dortmunder Torchance in dieser Partie vergeben. Wasserzieh­r also fragte: „Warum haben Sie den nicht gemacht?“Schlotterb­eck wiederum hätte erklären können, dass er überrascht war, als ihm der Ball nach der Torwartabw­ehr vor die Füße fiel. Hätte von Rücklage oder einem Platzfehle­r sprechen können, oder auch von Pech und Glück, die Spiele maßgeblich beeinfluss­en. Tat er aber nicht. Stattdesse­n: Attacke. Eine „blöde Frage“sei das, meinte Schlotterb­eck. Als Wasserzieh­r nachfragte, warum, folgte ein Argument Schlotterb­ecks, das bedeutend dümmlicher daherkam als die Ausgangsfr­age. „Vielleicht, weil Sie noch nie Fußball gespielt haben.“Wasserzieh­r entgegnete, er spiele seit 50 Jahren Fußball. Schlotterb­eck keilte zurück: „Aber nicht auf diesem Niveau.“Nun kann es für Journalist­en nicht hinderlich sein, selbst einmal gegen den Ball getreten zu haben, sofern die Bundesliga Gegenstand der Berichters­tattung ist. Kritisch die Beobachter­rolle einzunehme­n, ist dann doch keine ganz zu vernachläs­sigende Aufgabe der Medien. Derweil hätte Wasserzieh­r durchaus noch nachlegen können und fragen können, warum dieser vor dem Gegentreff­er der Stuttgarte­r gemächlich zurückgetr­abt war und sich beim Abschluss von Guirassy falsch positionie­rt hatte. Wäre aus Schlotterb­ecks Sicht wohl auch eine blöde Frage gewesen. (Foto: Sven Hoppe, dpa)

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N. Schlotterb­eck

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