So feiert der Schützenverein „Gut Ziel“sein 100-jähriges Bestehen
Beim Schützenverein Unterfahlheim stehen Kameradschaft und Geselligkeit hoch im Kurs. Das Jubiläum feiern die Mitglieder in drei Etappen.
Unterfahlheim Der rührige Schützenverein „Gut Ziel“Unterfahlheim hat 100 Mitglieder und die werden dieses Jahr das 100-jährige Bestehen des Vereins groß feiern. Da soll in den Hintergrund treten, dass die Aktiven-Mannschaft zuletzt aus der Gauoberliga in die Gauliga abgestiegen ist und auch, dass es kaum möglich ist, den Verein personell wachsen zu lassen – angesichts der Tatsache, dass es in Nersingen vier Schützenvereine gibt, ist es schwer, Nachwuchs zu bekommen.
„Früher war der Verein deutlich größer“, berichtet der Vorsitzende oder auch Erste Schützenmeister Gerhard Jehle. „Wir versuchen, Jugendliche für uns zu gewinnen“, sagt er. „Beim Schießsport werden Werte vermittelt, das ist ganz wichtig. Auf jeden Fall wollen wir als Verein bestehen bleiben.“100 Jahre hat das gut funktioniert und da bei „Gut Ziel“nicht nur die Leistung im Sport, sondern auch die Kameradschaft, die Geselligkeit und der gute Zusammenhalt mit anderen Vereinen hoch im Kurs stehen, sollte das Bestehen zumindest für einige weitere Jahre gesichert sein. Darauf baut jedenfalls Gerhard Jehle, der zweite Nersinger Bürgermeister.
Der Schützenverein hat sein Zuhause oben im Landgasthof St. Martin. Sieben elektronische Schießstände, ein Vereinsraum – dort treffen sich nicht nur die Mitglieder der Wettkampfmannschaft Florian Oechsle, Sebastian Jehle, Ralf Müller, Michaela Blum und Ersatzschützin Sabrina Querner, sondern auch die anderen, denen der Verein am Herzen liegt und die selbst zur Sportwaffe greifen, und sei es nur trainingshalber. Schließlich veranstaltet der Verein auch immer wieder ein Juxschießen, bei dem es auch etwas zu gewinnen gibt, ein Pokalschießen und natürlich ein Königsschießen.
Vor 100 Jahren sind die Unterfahlheimer Schützen noch nach Oberfahlheim gegangen, um ihren Sport auszuüben. Doch dann beschlossen sie, einen eigenen Verein zu gründen. Am 20. April 1924 war es dann so weit. Zum ersten Vorsitzenden wurde Josef Merkle gewählt und geschossen wurde von Beginn an im „Lokal Vogt“, dem Landgasthaus St. Martin.
Bis sich der Verein ein eigenes Gewehr anschaffte, schossen die 26 damaligen Schützen mit dem Zimmerstutzen von Andreas Miller. Es dauerte gut fünf Jahre, bis der Verein auch eine eigene Fahne hatte. Der Schützenverein „Edelweiß“Bühl übernahm für diese die Patenschaft, Fahnenbraut war Anni Vogt, eine Tante der heutigen St.-Martin-Wirtin Mathilde Vogt. Wieder fünf Jahre später war „Gut Ziel“Unterfahlheim Pate bei der Fahnenweihe des Schützenvereins Nersingen, wie aus der Vereinschronik hervorgeht.
1930 wurde Albert Miller Vorsitzender des Vereins. Dies blieb er bis 1955, wobei es aufgrund des
Zweiten Weltkriegs und dessen Folgen zu einer Unterbrechung der Aktivitäten von 1937 bis 1950 kam. Ein paar Schützen hatten ihre Gewehre gerettet, sodass der Übungsbetrieb erst einmal ohne Neuanschaffungen wieder aufgenommen werden konnte. 1952 hat der Unterfahlheimer Verein dann die Patenschaft für die neu erworbene Oberfahlheimer Fahne übernommen. Das zeigt, wie gut die Kontakte zwischen den Vereinen waren. Nachfolger von Albert Miller im Vorsitz wurde 1955 Hans Koch, unter dessen Führung im Jahr darauf die Schützenkapelle gegründet wurde. 1974 trennten sich dann aber die Schützen und die Musiker trotz ihrer Freundschaft.
1957 und 1966 wurde im „Lokal Vogt“jeweils das Gauschießen ausgetragen. 1958 wurde der große Gönner des Vereins, Benedikt Vogt, zum Gauvorsitzenden gewählt und anschließend gehörten immer wieder Unterfahlheimer dem Gauvorstand an. Der Oktoberfestumzug 1960 in München war für „Gut Ziel“ein Top-Erlebnis, denn da marschierte die Schützenkapelle mit der Fahne des Schützenvereins munter mit. Damals war die Jugend im Verein sehr aktiv. Mehr als 20 Jugendliche schossen unter Anleitung von Karl Merkle.
1969 folgte der heutige Ehrenvorsitzende Albert Müller als Vorsitzender auf Hans Koch nach und führte den Verein 24 Jahre lang. Das 50-jährige Bestehen feierte der Verein 1974 drei Tage lang. Im Gegensatz zu heute waren damals auch die Frauen höchst aktiv. Sie waren sehr erfolgreich und richteten auch ein Damen-Gauschießen aus. Zur Schützenkompanie in Prad/Südtirol baute der Verein eine tolle Freundschaft auf. Es wurden viele Feste gefeiert und 1989 wurde eine neue Fahne eingeweiht. 1993 übernahmen dann Gerhard Jehle, der heute noch dem Verein voransteht, und Günter Kuschel als Vize den Vorsitz bei „Gut Ziel“.
Das 100-Jährige wird in Unterfahlheim quasi in drei Etappen gefeiert. Am 13. April gibt es ein Jubiläumsschießen für Mitglieder, bei dem eine Ehrenscheibe zu gewinnen ist. Am 20. April folgen ein Festgottesdienst mit Totengedenken und ein Festabend mit Ehrengästen im Landgasthof St. Martin („Lokal Vogt“) und am 15. Juni eine Hockete vor dem Feuerwehrhaus zusammen mit dem VfR Unterfahlheim, der im vergangenen Jahr 75 Jahre alt wurde. „Da gibt es alles Mögliche zur Unterhaltung, es wird garantiert ein schönes Fest“, freut sich Gerhard Jehle schon heute darauf.