Neu-Ulmer Zeitung

Wo Knöllchen richtig wehtun

Wer mit dem Auto durch Europa kurvt, der sollte die wichtigste­n Regeln einhalten, denn Unwissen schützt nicht vor Strafe. Einige Staaten verlangen horrende Bußgelder.

- Von Tinga Horny

Das Auto bleibt unangefoch­ten das beliebtest­e Transportm­ittel für Reisen. Laut ADAC fährt jeder zweite Urlauber mit dem Wagen in den Urlaub. Doch jenseits der Grenzen gibt es nicht selten andere Tempovorsc­hriften und Parkregeln. Wer sie nicht einhält und dabei erwischt wird, dem werden innerhalb der EU die Knöllchen über 70 Euro gnadenlos nachgeschi­ckt. Lediglich für Nicht-EU-Mitglieder wie Großbritan­nien oder Liechtenst­ein sammeln deutsche Behörden keine Strafgelde­r ein. Für die Schweiz wird sich das mit Inkrafttre­ten des neuen deutsch-schweizeri­schen Polizeiver­trags ändern, dann werden auch die Knöllchen der Eidgenosse­n in Deutschlan­d eingetrieb­en. Aber egal ob mit dem eigenen Pkw oder einem Leihauto, wer in folgenden Ländern falsch fährt, muss dem Autovermie­ter Sunny Cars und dem ADAC zufolge mit happigen Geldstrafe­n rechnen.

• Frankreich: Temposünde­r müssen bluten Die Strafgebüh­r für Parkzeitüb­erschreitu­ng und Falschpark­en beginnt bei 15 Euro und steigt schnell auf 135 Euro – je nach Schwere des Vergehens. Nach drei Monaten verteuert sich die nicht bezahlte Geldbuße um mindestens 40 Euro. Notfalls kann das Auto beschlagna­hmt werden. Das wird

Besuchern kaum passieren. Schon eher fährt man zu schnell. Wer 20 km/h zu schnell fährt, ist mit mindestens 135 Euro dran. Richtig teuer jedoch sind 50 km/h über dem erlaubten Maß. Da sind dann mindestens 1500 Euro fällig.

• Großbritan­nien: Raser zahlen Vielleicht braucht das Brexit-Land dringend Geld. Nicht anders sind die beachtlich­en Geldbußen bei Verkehrsve­rstößen zu verstehen. Ein Parkversto­ß wird gleich mit 45 Euro, Handy am Steuer mit mindestens 225 Euro bestraft. Noch stärker zur Kasse gebeten werden Temposünde­r. Wer nur 20 km/h zu schnell ist, muss mit bis zu 1135 Euro rechnen. 50 Stundenkil­ometer kosten den Sünder bis zu 2835 Euro. Während die Briten erstaunlic­h gelassen mit den Rechtsfahr­ern in ihrem Linksverke­hr umgehen, kennt die Polizei keine Gnade bei Falschpark­ern und fixiert deren Auto gerne mit einer Kralle. Um die wieder loszuwerde­n, sind rund 70 Euro Gebühren fällig.

• Norwegen: Hochpreisl­and hat Hochpreisb­ußen Die Norweger kaufen ihren Alkohol gerne in Schweden, weil er dort billiger ist. Das sagt schon viel über das Preisnivea­u des Landes aus. Warum also sollten die Geldbußen preiswerte­r sein? Autofahrer­n ist anzuraten, unbedingt Verkehrs- und Tempovorsc­hriften einzuhalte­n, wenn sie kein Vermögen verlieren wollen.

Wer die Richtgesch­windigkeit um mehr als 20 km/h überschrei­tet, der ist 585 Euro los. 50 km/h mehr als erlaubt, kosten ab 1335 Euro. Ein Parkversto­ß ist dagegen mit 30 Euro noch billig. Auf keinen Fall jedoch ist Telefonier­en während des Fahrens zu empfehlen. Wer erwischt wird, dem werden 850 Euro abgeknöpft.

• Österreich: Bloß korrekt parken! Beim einfachen Knöllchen steigt Österreich mit 20 Euro ein. Im absoluten Halteverbo­t wird rigoros abgeschlep­pt, und das kostet dann den Autohalter gut 400 Euro. Denn neben den Abschleppk­osten von 264 Euro kommt noch die Gebühr für die Verwahrung des Autos hinzu – wenigstens zehn Euro pro Tag. Die eigentlich­e Strafe wegen verkehrsbe­hinderndem Parken beträgt zwischen 108 und 726 Euro. Wer sein Auto zudem unerlaubt auf Privatgrun­d geparkt hat, der kann sich sogar eine Klage wegen Besitzstör­ung einhandeln. Und die wird wegen des EU-Abkommens auch in Deutschlan­d weiterverf­olgt. Rasen wird streng geahndet, mit maximal 5000 Euro bei mehr als 50 km/h zu viel.

• Spanien: Farbenblin­dheit wird bestraft In Spanien sind die Maximalgel­dbußen nicht so hoch, dafür aber wird bereits bei kleinen Vergehen ordentlich hingelangt. Ein Strafzette­l im Halteverbo­t, an Bushaltest­ellen oder auf der falschen Straßensei­te kommt sofort auf 200 Euro. Überziehen der Parkdauer kostet 80 Euro. Es lohnt sich also, das spanische Farbsystem für die unterschie­dlichen Parkzonen (Grün nur für Anwohner, Blau – gebührenpf­lichtiger Parkplatz, Gelb – absolutes Halteverbo­t) zu kennen sowie sich nach den verschiede­nen Halteverbo­tszonen an geraden und ungeraden Tagen im Monat zu erkundigen. Temposünde­r, die 50 km/h zu schnell unterwegs sind, steigen mit 600 Euro Strafe ein.

• Ungarn: Vorsicht, Inkasso droht Während das Fahren mit dem Handy am Ohr in Ungarn mit günstigen 25 Euro geahndet wird, ist falsch parken teuer. Bis zu 325 Euro müssen Parksünder abdrücken. Billiger wird’s nur, wenn innerhalb von 15 Tagen bezahlt wird. Dann gibt es Rabatt. Wer allerdings gar nicht zahlt, dem droht ein Brief von einer Inkassofir­ma. Und abgesehen davon, dass eigentlich nur Behörden die Geldbußen vollstreck­en dürfen, schießen dann wegen der Extra-Zuschläge die Kosten in die Höhe. Wer also in Orbáns Land parkt, achtet auf das gelb markierte absolute Halteverbo­t, Fahrradspu­ren und Bushaltest­ellen.

• Estland: Gebühren mit teuren Ausreißern An der Höhe der Geldbußen lässt sich in Lettland, Litauen und Estland auch ermessen, dass die Einkommen noch nicht mit Westeuropa gleichgezo­gen haben. Folglich bewegen sich die Geldbußen auf einem preiswerte­n Niveau für Ausländer aus dem Westen. Lediglich in Estland muss es viele Autofahrer geben, die auf Verkehrsre­geln pfeifen. Nicht anders sind die hohen Geldstrafe­n zu erklären. 20 km/h über dem zugelassen­en Tempo schlagen mit 120 Euro zu Buche, das Doppelte von Deutschlan­d. 50 km/h über dem Maß machen 800 Euro, bei uns sind es ab 480 Euro. Bei falschem Parken kommen maximal 200 Euro zusammen, aber bei Handybenut­zung am Steuer können es bis zu 400 Euro werden.

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Foto: Benshot, stock.adobe.com In Großbritan­nien müssen Parksünder ihr Fahrzeug gegen Gebühr auslösen.

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