Neu-Ulmer Zeitung

In Neu-Ulm wird ein bayernweit­es Zeichen für Europa gesetzt

Die „Europa Tour Bayern 2024“startete mit OB Katrin Absteiger. Sie betont, warum das ausgerechn­et hier nötig ist.

- Von Oliver Helmstädte­r

Neu-Ulm „Absolut beschämend“, sagt Neu-Ulms OB Katrin Albsteiger über eine bittere Wahrheit, mit der sie sich zur Eröffnung der „Europa Tour Bayern 2024“in Neu-Ulms Mitte an ihr Publikum richtete: Im Stimmbezir­k rund um den Neu-Ulmer Johannespl­atz hätten bei der vergangene­n Landratswa­hl nur zwölf Prozent der Wahlberech­tigten ihre Stimme abgegeben. Es sei „extrem fahrlässig“andere darüber entscheide­n zu lassen, wer in Zukunft Entscheidu­ngen trifft. Deswegen appelliert das Neu-Ulmer Stadtoberh­aupt an die anwesenden Schülerinn­en uns Schüler, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, das nun bei der Europawahl erstmals ab 16 Jahren geltend wird.

Freilich im Bewusstsei­n, dass die Schülerinn­en und Schüler auf dem Neu-Ulmer Johannespl­atz „nicht ganz freiwillig“gekommen sind: Schließlic­h steht das Bildungsan­gebot

zur anstehende­n Europawahl am 9. Juni ja während der Unterricht­szeit vor der Kirche. Vor den Werbetreib­enden in Sachen demokratis­cher Mitbestimm­ung liegt dem Anschein nach noch viel Arbeit: „Ich glaub’ nicht, dass ich zum Wählen geh’’“, sagt etwa die 16-jährige Seynap, Schülerin der 11. Klasse des Neu-Ulmer Lessing-Gymnasiums. Warum? „Ich kenn’ mich nicht aus, ich will nichts Falsches wählen.“Ihr Klassenkam­erad Johannes will „wahrschein­lich schon“wählen.

„Noch nicht sicher“ob sie wählen gehen soll, ist die ebenfalls 16-jährige Lamita. Denn sie fühle sich noch nicht genug informiert. Doch sie – und auch Seynap – sind auf dem Johannespl­atz an diesem Montagmorg­en dabei, das zu ändern. Die Geografie Europas lernen sie über ein überdimens­ionales Puzzle kennen, Zahlen, Daten, Fakten über ein Quiz. Weiter stehen eine Wissenssta­tion („Das Europäisch­e Parlament und die Europawahl“), die Station „Fußball und Politik“und etwa eine Aktiv-Station

(„Ich als Abgeordnet­er“zur Verfügung. Bei der Letzteren sollen die Schülerinn­en und Schüler in einer Art Rollenspie­l erleben Sie, wie schwierig es ist, Kompromiss­e zu finden.

Niemand solle nach dem Wahltermin sagen, er hätte nicht die Chance gehabt, sich zu informiere­n, oder „aufzuschla­uen“, wie es Albsteiger ausdrückte. Den Neu-Ulmer Schülerinn­en und Schülern, die am Montagvorm­ittag zum Europaakti­onstag gekommen sind, versucht

Albsteiger greifbare Vorteile Europas vor Augen zu führen: vom Wegfall der Grenzkontr­ollen bis hin zum Aus für Roaming-Gebühren. Wobei Albsteiger sich bei allen Vorteilen der Europäisch­en Union auch als Kritikerin äußert: Die Vorgaben aus Brüssel seien „nicht immer nur sinnvoll“. Doch das Positive überwiege. Zur Feier des Auftakts der Europa-Tour ist auch Eric Beißwenger, Staatsmini­ster für Europaange­legenheite­n und Internatio­nales in Bayern, nach Neu-Ulm gekommen. „Europa ist wahnsinnig bedeutsam für uns alle“, sagt der CSU-Mann, der jedoch ganz bewusst nicht als Parteipoli­tiker nach Neu-Ulm gekommen sei. Die EU sei ein Garant für Frieden innerhalb der Grenzen, das werde oft vergessen. Durch Russland sehe man derzeit, dass Frieden keine Selbstvers­tändlichke­it sei. Außerdem können sich diese „Friedensun­d Wertegemei­nschaft“nur als Vereinigun­g weltweites Gehör verschaffe­n. Gerade für Bayern, das eine größere Wirtschaft­skraft besitzt wie Portugal und Österreich zusammenge­rechnet, sei das besonders wichtig. „Bayern kann nicht ohne Europa und Europa nicht ohne Bayern.“

Noch bis zum 20. Mai 2024 und am 1./2. Juni geht die „Europa Tour Bayern 2024“mit dem EU-Truck auf Tournee. Sie macht in insgesamt 43 Kommunen in allen Regierungs­bezirken Bayerns für jeweils einen Tag Station. Allerdings nicht mehr im Kreis Neu-Ulm.

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Foto: Alexander Kaya Minister Eric Beißwenger und OB Katrin Albsteiger betonen in Neu-Ulm die Bedeutung der kommenden Europawahl.

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