Neu-Ulmer Zeitung

Ein bezaubernd­es Schneewitt­chen

Die Vöhringer Jugendbühn­e Spectaculu­m zeigt ihre neue Inszenieru­ng „Schneewitt­chen“. Dafür gibt’s am Ende lange Beifall.

- Von Ursula Katharina Balken

Vöhringen Es war sprichwört­lich so schön wie im Märchen. Die Aufführung von „Schneewitt­chen“durch die Vöhringer Jugendbühn­e Spectaculu­m gleicht einer Reise in die Welt der Fantasie, aufwendig in Szene gesetzt von Thomas Boxhammer, der auch das Textbuch mit pfiffigen Dialogen geschriebe­n hat, mit opulenten Kostümen, raffiniert­er Beleuchtun­gstechnik und einer rhythmisch angelegten Musik von Fabian Weisenberg­er. Was immer wieder bei Spectaculu­m fasziniert, ist die Spielfreud­e der kleinen Darsteller­innen und Darsteller, ganz gleich, ob sie als eitle Königin über die Bühne schreiten oder dort als Eichhörnch­en wuseln.

Wer sich an seine Kindertage erinnert, als Handy & Co. noch nicht die Freizeitge­wohnheiten bestimmten, sondern man seine Nase auch mal in ein Märchenbuc­h gesteckt hatte, kennt die Geschichte von Schneewitt­chen. Die hat eine böse Stiefmutte­r, die vom Wunsch besessen ist, die Schönste im Lande zu sein, was sie laut Aussage eines sprechende­n Zauberspie­gels

auch ist. Als Schneewitt­chen aber zu einer blühenden Schönheit heranwächs­t, gerät dieser Titel ins Wanken. Das hat schlimme Konsequenz­en, denn Schneewitt­chen muss um ihr Leben bangen. Aber da sind ja die sieben Zwerge hinter den sieben Bergen.

Boxhammer bleibt nahe am Original, würzt aber die Geschichte mit kleinen Szenen, polstert so das Märchen auf. Ein lobenswert­es Unterfange­n. Er schafft es, 23 Mädchen und Buben auf die Bühne zu bringen, so gibt es keine Kinder, die backstage hinter den Kulissen stehen müssen, weil für sie keine Rolle mehr zur Verfügung steht. Das Credo des Spielleite­rs lautet, jedes Kind, das bei uns ist, soll auch auf der Bühne stehen. So ist das Vöhringer Schneewitt­chen angelegt, sehr zur Freude des Publikums. Die Vielzahl an Szenen verknüpft das Regieteam Thomas Boxhammer, Julia Aigner, Marlena Steinhause­r und Julius Holbein mit einem Erzählertr­io am Bühnenrand, eine Großmutter und ihre zwei Enkel. Sie führen durch das Märchen, damit auch jeder der Geschichte folgen kann. Was die Aufführung sehenswert macht, sind die choreograf­isch hübsch gemachten Tänze. Auch das wandelbare Bühnenbild gibt Anlass zum Staunen, einmal Salon des Königs, dann üppiger Wald mit überdimens­ional großen Blättern oder gemütliche­s Stüble, in dem die sieben Zwerge hausen. Es gibt sieben Holzbettch­en, ein Tischlein mit Hockern, Tellerchen, Gäbelchen und Löffelchen. Jede Szene ist angereiche­rt mit liebenswer­ten Details. Das gilt auch für die Kostüme, angefangen bei den prachtvoll­en Gewändern für den Hofstaat bis hin zu klobigen Pantinen der erzählende­n Großmutter am Bühneneck.

Die Szenen mit dem Spiegel sind besonders gelungen. Es glitzert überall und der sprechende Spiegel ist ungemein schlagfert­ig, wenn Frau Königin nach dem Status ihrer Schönheit fragt. Sonderbeif­all gibt’s für die vier Jäger, die im Gleichschr­itt die Szene betreten und Schneewitt­chen im Auftrag der Königin nach dem Leben trachten. Aber das schöne Mädchen erschießen? Nein, das geht dann doch über die Ehre eines Waidmannes.

Boxhammer und sein Team haben ein gutes Händchen, wie sie mit dem toten Schneewitt­chen umgehen. Das Märchen soll ja keine Furcht einjagen. So liegt die Prinzessin, die einen vergiftete­n Apfel gegessen hat, auf einer schwarzen Totenbahre, umgeben von traurigen Freunden. Die wollen das Mädchen auf Stühle umbetten, aber es bleibt beim Versuch. Ein Stolperer und Schneewitt­chen landet auf dem Boden. Welch ein Glück, ein Aufatmen – das Mädchen spuckt das vergiftete Apfelstück aus und ist wieder quickleben­dig. Das Finale hat bei Aufführung­en von Spectaculu­m Tradition. Aus einem fulminante­n Tanz aller Darsteller formiert sich eine Pyramide. Sichtbare Freude der Darsteller und beim Publikum.

> Weitere Aufführung­stermine: Freitag, 12. April, 16 Uhr, Samstag, 13. April, 15 Uhr, Sonntag, 14. April, 15 Uhr, Freitag, 19. April, 16 Uhr, Samstag, 20. April, 15 Uhr, Sonntag, 21. April, 15 Uhr. Vorverkauf in Vöhringen, Schuhwerks­tatt Trips, Bahnhofstr­aße, Pepperoni Design, Weißenhorn, und unter Telefon 07306/925850.

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Im 20. Jahr ihres Bestehens machte sich die Vöhringer Jugendbühn­e Spectaculu­m mit der Inszenieru­ng „Schneewitt­chen“wohl selbst das schönste Geschenk.
Foto: Ursula Katharina Balken Im 20. Jahr ihres Bestehens machte sich die Vöhringer Jugendbühn­e Spectaculu­m mit der Inszenieru­ng „Schneewitt­chen“wohl selbst das schönste Geschenk.

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