Ein bezauberndes Schneewittchen
Die Vöhringer Jugendbühne Spectaculum zeigt ihre neue Inszenierung „Schneewittchen“. Dafür gibt’s am Ende lange Beifall.
Vöhringen Es war sprichwörtlich so schön wie im Märchen. Die Aufführung von „Schneewittchen“durch die Vöhringer Jugendbühne Spectaculum gleicht einer Reise in die Welt der Fantasie, aufwendig in Szene gesetzt von Thomas Boxhammer, der auch das Textbuch mit pfiffigen Dialogen geschrieben hat, mit opulenten Kostümen, raffinierter Beleuchtungstechnik und einer rhythmisch angelegten Musik von Fabian Weisenberger. Was immer wieder bei Spectaculum fasziniert, ist die Spielfreude der kleinen Darstellerinnen und Darsteller, ganz gleich, ob sie als eitle Königin über die Bühne schreiten oder dort als Eichhörnchen wuseln.
Wer sich an seine Kindertage erinnert, als Handy & Co. noch nicht die Freizeitgewohnheiten bestimmten, sondern man seine Nase auch mal in ein Märchenbuch gesteckt hatte, kennt die Geschichte von Schneewittchen. Die hat eine böse Stiefmutter, die vom Wunsch besessen ist, die Schönste im Lande zu sein, was sie laut Aussage eines sprechenden Zauberspiegels
auch ist. Als Schneewittchen aber zu einer blühenden Schönheit heranwächst, gerät dieser Titel ins Wanken. Das hat schlimme Konsequenzen, denn Schneewittchen muss um ihr Leben bangen. Aber da sind ja die sieben Zwerge hinter den sieben Bergen.
Boxhammer bleibt nahe am Original, würzt aber die Geschichte mit kleinen Szenen, polstert so das Märchen auf. Ein lobenswertes Unterfangen. Er schafft es, 23 Mädchen und Buben auf die Bühne zu bringen, so gibt es keine Kinder, die backstage hinter den Kulissen stehen müssen, weil für sie keine Rolle mehr zur Verfügung steht. Das Credo des Spielleiters lautet, jedes Kind, das bei uns ist, soll auch auf der Bühne stehen. So ist das Vöhringer Schneewittchen angelegt, sehr zur Freude des Publikums. Die Vielzahl an Szenen verknüpft das Regieteam Thomas Boxhammer, Julia Aigner, Marlena Steinhauser und Julius Holbein mit einem Erzählertrio am Bühnenrand, eine Großmutter und ihre zwei Enkel. Sie führen durch das Märchen, damit auch jeder der Geschichte folgen kann. Was die Aufführung sehenswert macht, sind die choreografisch hübsch gemachten Tänze. Auch das wandelbare Bühnenbild gibt Anlass zum Staunen, einmal Salon des Königs, dann üppiger Wald mit überdimensional großen Blättern oder gemütliches Stüble, in dem die sieben Zwerge hausen. Es gibt sieben Holzbettchen, ein Tischlein mit Hockern, Tellerchen, Gäbelchen und Löffelchen. Jede Szene ist angereichert mit liebenswerten Details. Das gilt auch für die Kostüme, angefangen bei den prachtvollen Gewändern für den Hofstaat bis hin zu klobigen Pantinen der erzählenden Großmutter am Bühneneck.
Die Szenen mit dem Spiegel sind besonders gelungen. Es glitzert überall und der sprechende Spiegel ist ungemein schlagfertig, wenn Frau Königin nach dem Status ihrer Schönheit fragt. Sonderbeifall gibt’s für die vier Jäger, die im Gleichschritt die Szene betreten und Schneewittchen im Auftrag der Königin nach dem Leben trachten. Aber das schöne Mädchen erschießen? Nein, das geht dann doch über die Ehre eines Waidmannes.
Boxhammer und sein Team haben ein gutes Händchen, wie sie mit dem toten Schneewittchen umgehen. Das Märchen soll ja keine Furcht einjagen. So liegt die Prinzessin, die einen vergifteten Apfel gegessen hat, auf einer schwarzen Totenbahre, umgeben von traurigen Freunden. Die wollen das Mädchen auf Stühle umbetten, aber es bleibt beim Versuch. Ein Stolperer und Schneewittchen landet auf dem Boden. Welch ein Glück, ein Aufatmen – das Mädchen spuckt das vergiftete Apfelstück aus und ist wieder quicklebendig. Das Finale hat bei Aufführungen von Spectaculum Tradition. Aus einem fulminanten Tanz aller Darsteller formiert sich eine Pyramide. Sichtbare Freude der Darsteller und beim Publikum.
> Weitere Aufführungstermine: Freitag, 12. April, 16 Uhr, Samstag, 13. April, 15 Uhr, Sonntag, 14. April, 15 Uhr, Freitag, 19. April, 16 Uhr, Samstag, 20. April, 15 Uhr, Sonntag, 21. April, 15 Uhr. Vorverkauf in Vöhringen, Schuhwerkstatt Trips, Bahnhofstraße, Pepperoni Design, Weißenhorn, und unter Telefon 07306/925850.