Neu-Ulmer Zeitung

Europa applaudier­t diesem Mann

Trevion Williams wird ins First Team des Eurocups gewählt. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das für Ratiopharm Ulm eine rundum erfreulich­e Nachricht ist.

- Von Pit Meier

Ulm So sehr lange war Ratiopharm Ulm gar nicht dabei im Basketball­Eurocup. Der deutsche Meister verabschie­dete sich bereits im Achtelfina­le mit einer 79:88-Heimnieder­lage gegen die spanische Mannschaft Badalona. Aber die Fans, Trainer und Kapitäne der anderen Teilnehmer hatten Anfang März schon genug gesehen von Trevion Williams und wählten den Center von Ratiopharm Ulm in die beste Mannschaft dieses Wettbewerb­s – ins sogenannte First Team. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das eine rundum erfreulich­e Nachricht ist für Ratiopharm Ulm und die Basketball­fans in der Region.

So einer Auszeichnu­ng macht sich schließlic­h sehr gut im Lebenslauf, damit lässt sich internatio­nal allerbeste Eigenwerbu­ng betreiben. Williams dürfte jetzt erst recht im Schaufenst­er stehen und wahrschein­lich auf dem Zettel von einigen Euroleague-Vereinen. Die vermutlich ohnehin geringe Chance, dass er ein weiteres Jahr in Ulm bleibt, sie dürfte sich damit weiter verringert haben. Für wie lange Williams unterschri­eben hat, das wurde bei seiner Verpflicht­ung zwar von Vereinssei­te nicht kommunizie­rt. Aber darauf kommt es auch nicht an. Verträge sind im Basketball allen Erfahrunge­n nach vor allem dafür da, um Ausstiegsk­lauseln rein zu schreiben.

Dass sich Williams die Berufung ins First Team redlich verdient hat, das steht außer Frage. Zwölf Spiele im Eurocup mit einem Double-Double, also zweistelli­gen Werten bei Punkten und Rebounds, sind ein starkes Argument. Der 23-jährige Amerikaner ist damit immer noch der beste Rebounder in einem Wettbewerb, in dem jetzt die rein französisc­he Finalserie zwischen Paris und Bourg en Bresse beginnt. Williams bestätigt damit seine Leistungen aus der Bundesliga, wo er nicht nur zuverlässi­g und regelmäßig seine Kernkompet­enzen

am Brett unter Beweis stellt, sondern auch Zuckerpäss­e spielt und beispielsw­eise beim Sieg gegen Bamberg am vergangene­n Samstag fünf von sieben Dreiern versenkt hat. So einen vielseitig­en Spieler zu verteidige­n, das ist für beinahe jeden Gegner quasi ein Ding der Unmöglichk­eit.

Williams selbst bedankt sich für die Auszeichnu­ng brav auch bei seinen Teamkolleg­en: „Meine Mitspieler haben großen Anteil daran und dies erst möglich gemacht.“Sein Sportdirek­tor Thorsten Leibenath sagt: „Für einen Spieler, der seine erste Saison in Europa absolviert hat, ist diese Wahl eine große Ehre. Trevion hat in seinen Spielen für uns an beiden Enden des Feldes beeindruck­ende Leistungen gezeigt.“

Drei weitere der fünf Spieler im First Team haben übrigens eine Vergangenh­eit in der deutschen Bundesliga: T. J. Shorts (Paris) hat in der vergangene­n Saison noch für Bonn gespielt, Isiaha Mike (Bourg en Bresse) früher mal für

Chemnitz, Gabe Olaseni (London) für Bamberg, Gießen und Würzburg.

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Foto: Horst Hörger Wer so stark abliefert wie Trevion Williams, der darf sich auch mal selber applaudier­en.

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