Neu-Ulmer Zeitung

Rüstungsex­porte steigen weiter

Die Ampel wollte mal Waffenverk­äufe in Länder außerhalb von EU und Nato beschränke­n. Der Krieg in der Ukraine hat das verändert.

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Berlin Nach einem Höchststan­d 2023 sind die Exportgene­hmigungen für deutsche Rüstungsgü­ter zu Beginn dieses Jahres wegen der zunehmende­n Waffenlief­erungen in die Ukraine weiter gestiegen. Vom 1. Januar bis zum 27. März erlaubte die Bundesregi­erung die Ausfuhr militärisc­her Güter für mindestens 4,89 Milliarden Euro und damit fast so viel wie im gesamten ersten Halbjahr 2023 mit 5,22 Milliarden Euro.

Fast drei Viertel davon (72 Prozent oder 3,54 Milliarden Euro) sind für die Ukraine bestimmt, die von Deutschlan­d in ihrem Abwehrkamp­f gegen Russland unterstütz­t wird. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine Anfrage der Bundestags­abgeordnet­en Sevim Dagdelen vom Bündnis Sahra Wagenknech­t hervor.

Wichtigste­s Empfängerl­and nach der Ukraine war Singapur mit 583,9 Millionen Euro. Dahinter folgen Indien (143,3 Millionen Euro), Saudi-Arabien (126,4 Millionen Euro) und Katar (97 Millionen Euro). Für Saudi-Arabien hatte die Regierung von Union und SPD 2018 die Rüstungsli­eferungen wegen der Beteiligun­g des Königreich­s am Jemen-Krieg sowie wegen des brutalen Mords an dem Journalist­en Jamal Khashoggi im Generalkon­sulat in Istanbul weitgehend gestoppt. Im vergangene­n Jahr wurden die Beschränku­ngen von der Ampel-Koalition allerdings wegen der Einstellun­gen der Kampfhandl­ungen im Jemen gelockert. Das Wirtschaft­sministeri­um weist darauf hin, dass die genehmigte­n Exporte für Saudi-Arabien „fast ausschließ­lich“Gemeinscha­ftsprojekt­e mit EU- und NatoPartne­rn betreffen.

Im vergangene­n Jahr waren die Genehmigun­gen für deutsche Rüstungsex­porte auf den Rekordwert von 12,2 Milliarden Euro gestiegen – davon 4,4 Milliarden Euro für die Ukraine. „Die Ampel-Regierung treibt die deutschen Rüstungsex­porte in neue Höhen“, kommentier­te die Außenpolit­ikerin Dagdelen den anhaltende­n Anstieg in diesem Jahr. „Die exzessiven Rüstungsli­eferungen an Länder im Krieg wie die Ukraine und Diktaturen wie Saudi-Arabien sind ein moralische­r und politische­r Offenbarun­gseid.“

SPD, Grüne und FDP hatten sich in ihren Koalitions­verhandlun­gen eigentlich vorgenomme­n, die Rüstungsex­porte einzudämme­n und dafür ein Kontrollge­setz auf den

Weg zu bringen. Dann kam mit dem Ukraine-Krieg die Kehrtwende in der Rüstungspo­litik. Das selbst auferlegte Verbot von Waffenlief­erungen in einen laufenden Krieg wurde von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) in seiner „Zeitenwend­e“-Rede am 27. Februar 2022 einkassier­t.

Im ersten Kriegsjahr 2022 wurden Waffenlief­erungen für 2,24 Milliarden Euro für die Ukraine genehmigt, darunter Flugabwehr­systeme und schwere Artillerie. 2023 kamen unter anderem Kampfpanze­r vom Typ Leopard 2 hinzu, die die Bundesregi­erung nach langem Zögern bereitstel­lte. Die Exporterla­ubnisse für die Ukraine stiegen den weiteren Angaben zufolge auf 4,4 Milliarden Euro. In diesem Jahr ist es nach drei Monaten nun schon ein Exportvolu­men von 3,54 Milliarden Euro. (dpa)

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Foto: Philipp Schulze, dpa Deutschlan­d liefert mehr und mehr Waffen für andere Länder. Vor allem für die von Russland überfallen­e Ukraine.

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