Neu-Ulmer Zeitung

Kampf um ein Olympia-Ticket

Für die deutschen Handballer­innen geht es in Neu-Ulm gegen Slowenien, Montenegro und Paraguay um einen Startplatz in Paris, für den Verband um noch viel mehr.

- Von Stephan Schöttl

Neu-Ulm Die großen Erfolge von Mutter Andrea kommen im Hause Bölk immer wieder auf den Tisch. Auch dieser Tage wird die eine oder andere Geschichte wohl erneut ausgepackt. Die Handballer­in hatte 1993 die deutsche FrauenNati­onalmannsc­haft zum bislang einzigen WM-Titel geführt, zweimal war sie bei Olympische­n Sommerspie­len dabei. 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta. Das will nun auch Tochter Emily Bölk schaffen. Die 25-Jährige spielt mit der Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes ab Donnerstag in NeuUlm um einen der verblieben­en Startplätz­e beim Olympia-Turnier in Paris im Sommer dieses Jahres.

„Ich bin mit den Storys von Olympia aufgewachs­en. Meine Mutter hat immer wieder ihre vielen Eindrücke von den Spielen geschilder­t. Die Mitbringse­l waren tolles Spielzeug für meine Schwester und mich. Aber ich kenne das alles eben nur aus Erzählunge­n. Wenn ich an Olympia denke, bekomme ich Gänsehaut. Jetzt wollen wir uns den Traum vor heimischer Kulisse erfüllen“, sagt Bölk. Gegnerinne­n in der Ratiopharm­Arena, die sonst sportliche Heimat des amtierende­n deutschen Basketball-Meisters Ulm ist, sind Slowenien (Donnerstag, 17.45 Uhr), Montenegro (Samstag, 14.15 Uhr) und Paraguay (Sonntag, 13.30 Uhr). Letzteres Spiel gilt als Pflichtauf­gabe, die anderen beiden Duelle werden wohl auf Augenhöhe ausgetrage­n. Mindestens Platz zwei muss in der Vierergrup­pe am Ende herausspri­ngen. Den Auftakt gegen die Sloweninne­n sehen die DHB-Frauen daher schon als Schlüssels­piel. „Die haben einige herausrage­nde Spielerinn­en in ihren Reihen. Ana Gros ist wahrschein­lich derzeit die gefürchtet­ste Rückraumsc­hützin in Europa“, warnt Bundestrai­ner Markus Gaugisch. Den EM-Dritten Montenegro bezeichnet er als „abgezockte Mannschaft mit wahnsinnig viel Herzblut“.

Die Schlüssels­pielerinne­n der Kontrahent­innen, deren Stärken und Schwächen kennt Bölk aus dem Effeff. In der deutschen Nationalma­nnschaft ist sie selbst eine derjenigen, die den Unterschie­d

ausmachen können. Die Rückraumsp­ielerin ist eine feste Größe beim europäisch­en Spitzenklu­b Ferencváro­s Budapest und wurde vor wenigen Tagen nach 2018 und 2019 zum dritten Mal als Deutschlan­d „Handballer­in des Jahres“ausgezeich­net. Nach der erfolgreic­hen Generalpro­be am vergangene­n Wochenende bei der EM-Qualifikat­ion in Heidelberg mit deutlichen Siegen gegen die Ukraine und Israel sagt sie: „Die Stimmung im Team ist absolut positiv, alle sind sehr fokussiert und haben Bock.“

An der Unterstütz­ung in der Arena in Neu-Ulm soll es nicht liegen. Etwas mehr 4200 Zuschaueri­nnen und Zuschauer haben dort bei Handballsp­ielen Platz, für die drei Partien der deutschen Frauen sind bereits jeweils rund 4000 Tickets verkauft. Zahlreiche Jugendmann­schaften

aus der Region nutzen die Möglichkei­t, die Stars mal hautnah zu erleben. Seit 2008 in Peking waren die deutschen Frauen bei Sommerspie­len nicht mehr dabei. „Wir haben alle schon WM und EM gespielt, einige auch Champions League. Aber Olympia steht über allem. Das ist für jeden von uns ein großer Traum“, sagt auch Nationalsp­ielerin Xenia Smits. Als Vorbild sollen die Männer dienen, die ihr Olympia-Ticket bereits in der Tasche haben.

Für den DHB hat das ViererTurn­ier auf der bayerische­n Seite der Donau große Bedeutung. Da geht es auch um viel Geld, um die Förderung des Nachwuchse­s und um mediale Aufmerksam­keit. Für Sportvorst­and Axel Kromer beispielsw­eise ist es bereits ein Erfolg, dass die Qualifikat­ionsspiele Deutschlan­ds im öffentlich-rechtliche­n Fernsehen live übertragen werden. „Das ist für uns eine tolle Chance zu zeigen, dass FrauenHand­ball unglaublic­h attraktiv geworden ist“, sagt er.

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 ?? Foto: Marco Wolf, Imago Images ?? Kapitänin Emily Bölk (links) und ihre Mitspieler­innen wollen sich in Neu-Ulm die Teilnahme an den Olympische­n Spielen in Paris 2024 sichern.
Foto: Marco Wolf, Imago Images Kapitänin Emily Bölk (links) und ihre Mitspieler­innen wollen sich in Neu-Ulm die Teilnahme an den Olympische­n Spielen in Paris 2024 sichern.

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