Recycling-Fußboden fürs neue Museum?
Der Weißenhorner Bauauschuss befürwortet die Verwendung von Natursteinplatten im Erdgeschoss des künftigen Museumskomplexes – trotz höherer Kosten.
Weißenhorn Häuslebauer kennen das: Laminat oder Parkett? Welche Fliesen passen am besten? Und welche Tapete darf künftig das Wohnzimmer schmücken? Viele Entscheidungen gilt es zu treffen, um es künftig im eigenen Zuhause schön zu haben. Auch für Weißenhorns derzeit größtes Bauvorhaben müssen schon vor dem offiziellen Baustart Materialien ausgewählt werden. Der Fußboden im Erdgeschoss des künftigen Museumsensembles ist seit der Stadtratssitzung im März Gegenstand einer Diskussion (wir berichteten). Die endgültige Entscheidung wird in der Sitzung am Montag, 15. April, fallen. Es gibt allerdings noch einen Unsicherheitsfaktor.
Aus Kostengründen war im Erdgeschoss der beiden Gebäude ein geschliffener Estrich als Bodenbelag geplant. Dass das nicht ganz ins Gesamtbild des historischen Gebäudekomplexes passt, war klar. Mit „Hängen und Würgen“habe die für den Kreis NeuUlm zuständige Referentin beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege dem Estrich zugestimmt, sagte die Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold am Montagabend im Bauausschuss. Es dürfte die Frau sehr erfreuen, dass eine Mehrheit des Gremiums einen anderen Bodenbelag favorisiert, den auch die Behörde empfiehlt – nämlich einen aus Naturstein.
Der Haken an der Sache: Es wird voraussichtlich etwa 160.000 Euro mehr kosten, statt eines „grauen Betonbodens“, wie es in der Sitzungsvorlage heißt, den historischen Bodenbelag einzubauen. Die Stadtverwaltung schlägt vor, die Kostenmehrung zu akzeptieren. Denn schließlich gestalte man das Museum für viele Jahrzehnte, sagte Bürgermeister Wolfgang Fendt. Außerdem berichtete er im Bauausschuss, dass die Stadt die Möglichkeit gehabt habe, günstig gebrauchte Solnhofer Platten zu erwerben. Bei dem Material handelt es sich um Naturwerkstein aus dem Altmühljura der Fränkischen Alb.
Abgesehen davon hatte der Rathauschef noch eine gute Nachricht: Nach aktuellem Stand sei der finanzielle Puffer bei dem 18-Millionen-Euro-Projekt etwas größer geworden. „Bei den ersten Submissionen haben wir wohl schon 400.000 Euro eingespart“, sagte Fendt. Und selbst wenn sich der Stadtrat gegen die Solnhofer Platten entscheiden sollte – die Stadt habe mit Sicherheit an anderer Stelle Verwendung dafür.
Die Stadtbaumeisterin betonte, dass der Estrich das Raumgefühl in dem historischen Gebäude nicht widerspiegle. Es sei ein „bewusster, harter Bruch“. Das Museumsgebäude an sich sei das Ausstellungsstück Nr. 1 – „und das sollte es auch bleiben“, sagte GrafRembold. Das Recycling der gekauften Solnhofer Platten ist ihrer Ansicht nach die optimale Lösung:
„Wir verwenden für ein altes Gebäude alte Steine aus einem alten Kloster.“Man habe die Chance, die 500 Jahre alte Immobilie mit einem authentischen Belag in die nächsten 200 Jahre zu bringen.
Die Kommune hat die Steinplatten zwar bereits gekauft, aber sie sind noch in Weißenhorn. Erst wenn diese im Bauhof angekommen sind, kann ein Fachmann prüfen, ob sie überhaupt vom Format her ins Museum passen. Deshalb heißt es im Beschlussvorschlag: „Sofern es faktisch möglich ist, sollten die gebrauchten Solnhofer Platten eingebaut werden.“Eine große Mehrheit im Bauausschuss sprach sich dafür aus, auch wenn es im Hinblick auf die Kosten schmerzhaft ist, wie Herbert Richter (SPD) sagte. Denn er befürchtet, dass das Bauprojekt noch die ein oder andere Überraschung bieten wird.
Geschliffener Estrich sei etwas für eine Lager- oder Markthalle, sagte Ulrich Fliegel von den Grünen. Er habe den Solnhofer Plattenkalk
schon immer für etwas Besonderes gehalten, denn er sei über Jahrmillionen gewachsen. Der Gedanke, einen Boden aus einem anderen Gebäude wiederzuverwenden, macht die Steinplatten seiner Ansicht noch wertvoller.
Auch Ulrich Hoffmann (ÖDP) befürwortete den Vorschlag der Verwaltung: „Die Idee, mit Solnhofer Platten zu arbeiten, halte ich für sehr gut und dem Gebäude angemessen.“Er betonte, dass Bodenbeläge einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Raumwirkung hätten. Für den Estrich würde man letztendlich einen zu hohen Preis zahlen, weil man etwas zerstöre, das man eigentlich herrichten wolle, fügte Hoffmann hinzu.
Aus der CSU gab es auch Gegenstimmen – doch die reichten nicht aus, um die Befürworter des Natursteins zu überstimmen. Am Montagabend wird sich zeigen, ob auch der gesamte Stadtrat dem Vorschlag der Verwaltung folgt.