Uzin Utz kann die Krise am Bau kaum etwas anhaben
Mit Bohnerwachs und Schuhcreme machte Uzin Utz den Anfang in Ulm. Über 100 Jahre später läuft es immer noch wie geschmiert im Ulmer Donautal.
Ulm Knapp 500 Menschen beschäftigt der Bodenspezialist in Ulm, der 1919 von Wien nach Ulm zog und einst mit Seifenpulver, Schuhcreme und Bohnerwachs eine Erfolgsstory startete. Die konnte zuletzt auch eine Flaute im Bausektor nicht wirklich trüben.
Die Zeiten des großen Personalaufbaus des Spezialisten für Bodenchemie scheinen aber vorbei. Das hänge nicht nur mit der Flaute im Bausektor zusammen, sondern auch mit einem Fachkräftemangel. Längst nicht jede offene Stelle könne besetzt werden, wie die Vorstandsmitglieder Christian Richter und Philipp Utz bei der alljährlichen Bilanzpressekonferenz sagten. Zu den 1466 Beschäftigten, 776 im Inland und 680 im Ausland, gesellten sich im vergangenen Jahr nur 14 Neue.
Auf der Bilanzpressekonferenz präsentierte das Duo als Vertreter des einzigen börsennotierten Unternehmens der Region „solide Geschäftszahlen“. Trotz eines rückläufigen Wachstums der Baubranche konnte ein Konzernumsatz in Höhe von 479,3 Millionen. Euro erzielt werden. Die Rekordumsätze des Vorjahres von 487,1 Millionen Euro wurden somit fast erreicht, mit einer minimalen Abweichung von nur 1,6 Prozent. Mit 34,5 Millionen Euro liegt das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit einem Rückgang von 5,1 Prozent leicht unter dem des Vorjahres (36,3 Millionen Euro).
Große Chancen sehen die Ulmer insbesondere in den USA, etwa in Waco (Texas), wurde und wird in großem Stil investiert. In der Heimat weniger: Größere Investitionen am Stammsitz in Ulm sehen derzeit nicht an, so Utz. Doch durch die Übernahme des ehemaligen Seifert-Geländes im Donautal, nahe der von Uzin 2018 eröffneten Werks für Produkte der Marke Codex, habe das Unternehmen
Flächenpotenzial. „Wir haben dort die Möglichkeit, weitere Investitionen zu treffen“, sagte Richter.
Wie Philipp Utz ausführte, basiere für das Unternehmen der unternehmerische Erfolg nicht nur auf Themen wie Profit und Umsatz. Sondern auch auf ökologischen Fortschritt. Denn als Produzent
von chemischen Produkten stehe Uzin Utz mehr und mehr auf dem Radar, was Umweltfreundlichkeit angehe. Das erklärte Ziel von 2019, bis 2025 den CO2-Ausstoß um 25 Prozent zu reduzieren, sei noch aktuell. Zwei Standorte des Unternehmens seien bereits CO2-neutral, darunter nicht zuletzt durch Solarenergie das Ulmer Codex-Werk.
Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erreichten im vergangenen Geschäftsjahr 13,7 Millionen Euro (12,8 Millionen Euro Vorjahr) und somit erneut eine der höchsten Summen seit der Gründung des über 111-jährigen Unternehmens. Rund 133 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in internationalen Teams konnten im vergangenen Jahr 161 Innovationsprojekte an zwölf Entwicklungsstandorten vorantreiben. Heraus kamen unter dem Strich 14 neue Produkte wie etwa besonders schnell trocknende Spachtelmassen. Statt Zement, ein großer Verursacher von CO2, werden Gips und verschiedene andere Zusätze verwendet.
Längst habe auch künstliche Intelligenz Einzug in den Arbeitsalltag der Beschäftigten gefunden. Für zehn „wiederkehrende Anwendungsfälle“werde das Programm ChatGPT verwendet – von der Erstellung
von Arbeitszeugnissen bis hin zu Produkttexten.
Die Höhe der Dividende wird aber nicht der KI überlassen. Noch sind dafür Vorstand und Aufsichtsrat zuständig. Und die werden der Hauptversammlung am 22. Mai eine Dividende in Vorjahreshöhe von 1,60 Euro je Aktie vorschlagen. Seit über 20 Jahren ist die Uzin Utz AG an der Frankfurter Börse notiert. An ihrem ersten Handelstag im Oktober 1997 schloss die Aktie mit 23,01 Euro. Die Kursentwicklung kann sich seitdem sehen lassen: Zuletzt bei knapp 50 Euro. Sie war aber schon auf über 80. Der Ausblick scheint gut: Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023 werde ein leichtes Umsatzwachstum erwartet. Wachstumspotenziale in den Bereichen der Bauwirtschaft gebe es immer noch, auch wenn Prognosen laut Richter darauf hindeuten würden, dass die Bauwirtschaft erst im kommenden Jahr die aktuelle Talsohle überwunden haben wird.