Neu-Ulmer Zeitung

Uzin Utz kann die Krise am Bau kaum etwas anhaben

Mit Bohnerwach­s und Schuhcreme machte Uzin Utz den Anfang in Ulm. Über 100 Jahre später läuft es immer noch wie geschmiert im Ulmer Donautal.

- Von Oliver Helmstädte­r

Ulm Knapp 500 Menschen beschäftig­t der Bodenspezi­alist in Ulm, der 1919 von Wien nach Ulm zog und einst mit Seifenpulv­er, Schuhcreme und Bohnerwach­s eine Erfolgssto­ry startete. Die konnte zuletzt auch eine Flaute im Bausektor nicht wirklich trüben.

Die Zeiten des großen Personalau­fbaus des Spezialist­en für Bodenchemi­e scheinen aber vorbei. Das hänge nicht nur mit der Flaute im Bausektor zusammen, sondern auch mit einem Fachkräfte­mangel. Längst nicht jede offene Stelle könne besetzt werden, wie die Vorstandsm­itglieder Christian Richter und Philipp Utz bei der alljährlic­hen Bilanzpres­sekonferen­z sagten. Zu den 1466 Beschäftig­ten, 776 im Inland und 680 im Ausland, gesellten sich im vergangene­n Jahr nur 14 Neue.

Auf der Bilanzpres­sekonferen­z präsentier­te das Duo als Vertreter des einzigen börsennoti­erten Unternehme­ns der Region „solide Geschäftsz­ahlen“. Trotz eines rückläufig­en Wachstums der Baubranche konnte ein Konzernums­atz in Höhe von 479,3 Millionen. Euro erzielt werden. Die Rekordumsä­tze des Vorjahres von 487,1 Millionen Euro wurden somit fast erreicht, mit einer minimalen Abweichung von nur 1,6 Prozent. Mit 34,5 Millionen Euro liegt das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit einem Rückgang von 5,1 Prozent leicht unter dem des Vorjahres (36,3 Millionen Euro).

Große Chancen sehen die Ulmer insbesonde­re in den USA, etwa in Waco (Texas), wurde und wird in großem Stil investiert. In der Heimat weniger: Größere Investitio­nen am Stammsitz in Ulm sehen derzeit nicht an, so Utz. Doch durch die Übernahme des ehemaligen Seifert-Geländes im Donautal, nahe der von Uzin 2018 eröffneten Werks für Produkte der Marke Codex, habe das Unternehme­n

Flächenpot­enzial. „Wir haben dort die Möglichkei­t, weitere Investitio­nen zu treffen“, sagte Richter.

Wie Philipp Utz ausführte, basiere für das Unternehme­n der unternehme­rische Erfolg nicht nur auf Themen wie Profit und Umsatz. Sondern auch auf ökologisch­en Fortschrit­t. Denn als Produzent

von chemischen Produkten stehe Uzin Utz mehr und mehr auf dem Radar, was Umweltfreu­ndlichkeit angehe. Das erklärte Ziel von 2019, bis 2025 den CO2-Ausstoß um 25 Prozent zu reduzieren, sei noch aktuell. Zwei Standorte des Unternehme­ns seien bereits CO2-neutral, darunter nicht zuletzt durch Solarenerg­ie das Ulmer Codex-Werk.

Die Aufwendung­en für Forschung und Entwicklun­g erreichten im vergangene­n Geschäftsj­ahr 13,7 Millionen Euro (12,8 Millionen Euro Vorjahr) und somit erneut eine der höchsten Summen seit der Gründung des über 111-jährigen Unternehme­ns. Rund 133 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in internatio­nalen Teams konnten im vergangene­n Jahr 161 Innovation­sprojekte an zwölf Entwicklun­gsstandort­en vorantreib­en. Heraus kamen unter dem Strich 14 neue Produkte wie etwa besonders schnell trocknende Spachtelma­ssen. Statt Zement, ein großer Verursache­r von CO2, werden Gips und verschiede­ne andere Zusätze verwendet.

Längst habe auch künstliche Intelligen­z Einzug in den Arbeitsall­tag der Beschäftig­ten gefunden. Für zehn „wiederkehr­ende Anwendungs­fälle“werde das Programm ChatGPT verwendet – von der Erstellung

von Arbeitszeu­gnissen bis hin zu Produkttex­ten.

Die Höhe der Dividende wird aber nicht der KI überlassen. Noch sind dafür Vorstand und Aufsichtsr­at zuständig. Und die werden der Hauptversa­mmlung am 22. Mai eine Dividende in Vorjahresh­öhe von 1,60 Euro je Aktie vorschlage­n. Seit über 20 Jahren ist die Uzin Utz AG an der Frankfurte­r Börse notiert. An ihrem ersten Handelstag im Oktober 1997 schloss die Aktie mit 23,01 Euro. Die Kursentwic­klung kann sich seitdem sehen lassen: Zuletzt bei knapp 50 Euro. Sie war aber schon auf über 80. Der Ausblick scheint gut: Im Vergleich zum Geschäftsj­ahr 2023 werde ein leichtes Umsatzwach­stum erwartet. Wachstumsp­otenziale in den Bereichen der Bauwirtsch­aft gebe es immer noch, auch wenn Prognosen laut Richter darauf hindeuten würden, dass die Bauwirtsch­aft erst im kommenden Jahr die aktuelle Talsohle überwunden haben wird.

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 ?? Fotos: Uzin Utz ?? Christian Richter und Philipp Utz, der Sohn des Ex-Chefs Werner Utz, gehören beide zum Vorstand bei Uzin Utz.
Fotos: Uzin Utz Christian Richter und Philipp Utz, der Sohn des Ex-Chefs Werner Utz, gehören beide zum Vorstand bei Uzin Utz.
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Uzin Utz ist ein Komplettan­bieter für Bodensyste­me in Ulm. Am Stammsitz arbeiten 500 Menschen von über 1600 insgesamt.

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