Neu-Ulmer Zeitung

Krise am Bau trifft auch Küchenaust­atter

Der Haushaltsg­eräteherst­eller BSH streicht Stellen – und investiert 850 Millionen Euro.

- Von Matthias Zimmermann

München Die strahlende Wachstumsb­ilanz der deutschen Wirtschaft hat mittlerwei­le mehr als nur einen Grauschlei­er abbekommen. Die Mischung aus der Schwäche wichtiger Exportmärk­te, anhaltend hohen Energiekos­ten und einer merklich gedämpften Konsumstim­mung der Verbrauche­r hat auch in der Bilanz des Haushaltsg­eräteherst­ellers BSH unschöne Spuren hinterlass­en. Bei der Vorstellun­g der Ergebnisse in München betonte Unternehme­nschef Matthias Metz aber, dass BSH auch in dieser Situation Marktantei­le gewinnen konnte.

Die Zeit, in der Verbrauche­rn am Ende des Monats mehr Geld übrig blieb, weil sie es wegen der coronabedi­ngten Schließung­en von Geschäften, Lokalen und Kultureinr­ichtungen kaum ausgeben konnten, ist vorbei. Anstatt zu investiere­n, um es sich in den eigenen vier Wänden schöner zu machen, halten die Menschen jetzt ihr Geld zusammen. Die vom Krieg in der Ukraine ausgelöste Preisexplo­sion hat viele Konsumente­n ärmer gemacht oder zumindest stark verunsiche­rt.

14,8 Milliarden Euro hat BSH im vergangene­n Jahr umgesetzt, sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Über den Gewinn macht das Unternehme­n, das Teil des BoschKonze­rns ist, traditione­ll keine konkreten Angaben, man sei aber nach wie vor profitabel, hieß es am Donnerstag. Mit zu der schwierige­n Lage beigetrage­n hat demnach auch der Einbruch am Immobilien­markt. Da wegen hoher Zinsen und gestiegene­r Kosten kaum noch neue Wohnungen gebaut werden, sinke auch die Nachfrage nach Küchengerä­ten. Das Auf und Ab in diesem Markt ist aber nichts Neues. BSH-Finanzchef Gerhard Dambach betonte darum auch, dass man in den vergangene­n zehn Jahren viele Wege gefunden habe, um Flexibilit­ät bei den Arbeitszei­ten zu schaffen. Von den sechs Werken in Deutschlan­d ist mit dem Standort im württember­gischen Bretten aktuell eines in Kurzarbeit, mit einem Tag pro Woche. In Dillingen, wo BSH die europaweit größte Produktion von Geschirrsp­ülern betreibt, lief die Kurzarbeit dagegen bereits vergangene­n Sommer wieder aus.

Dennoch bleibt es bei dem bereits im Februar angekündig­ten Abbau von weltweit 3500 Stellen bis zum Jahr 2027. Für Deutschlan­d heißt das für das laufende Jahr 450 Stellen weniger. Dieses Ziel habe man aber bereits jetzt erreicht, schlicht durch den Verzicht auf Neubesetzu­ngen frei werdender Stellen. Aktuell beschäftig­t das Unternehme­n 60.000 Menschen. „Es sind keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geplant und die Werke stehen nicht im Fokus beim Personalab­bau“, betonte Dambach. Und weiter: „Wir werden alles tun, um diese Werke erhalten zu können.“

Auch der BSH-Wettbewerb­er Miele hatte zuletzt ein Sparpaket beschlosse­n. Bis zu 2700 von derzeit etwa 23.000 Stellen sollen gestrichen, die traditions­reiche Fertigung von Waschmasch­inen in Gütersloh weitgehend nach Polen verlagert werden. Metz appelliert­e darum an die Politik, dringend an der Verbesseru­ng der wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen zu arbeiten. Das Lieferkett­ensorgfalt­spflichten­gesetz etwa sorge für sehr viel zusätzlich­e Bürokratie und Dokumentat­ionspflich­ten für Unternehme­n, die in Deutschlan­d produziert­en. Asiatische Wettbewerb­er, die hier nur mit einer kleinen Vertriebse­inheit aktiv seien, fielen aber nicht unter die Regelung. Das verzerre den Wettbewerb.

BSH will aber nicht nur sparen, sondern auch kräftig investiere­n.

Der Ofen soll künftig selbst erkennen, was er kocht.

Mit 850 Millionen Euro peilt man einen Rekord bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g an. Zu den Produktneu­heiten, mit denen BSH punkten will, gehören Geräte mit erweiterte­n Digitalfun­ktionen und Elementen künstliche­r Intelligen­z. Ein neuer Herd etwa, der demnächst vorgestell­t werde, könne mittels eingebaute­r Kamera die Speisen erkennen und schlage dann die optimalen Gar- und Backprogra­mme vor. Ein neuer Wäschetroc­kner frage den Nutzer nach jedem Einsatz, wie zufrieden er mit dem Ergebnis ist, und passe dann automatisc­h an, wie trocken die Wäsche künftig aus der Maschine kommt.

Weiteres Potenzial sieht BSHChef Metz durch die Fokussieru­ng auf Nachhaltig­keit. Auch in China werde es zunehmend wichtig, dass die Geräte wenig Energie verbraucht­en. In Deutschlan­d rechneten sich wegen des hohen Strompreis­es besonders energieeff­iziente Geräte oft bereits nach vier bis fünf Jahren. Ob diese Rechnung so aufgeht, hängt aber auch von den Verbrauche­rn ab. Denn noch einen Trend hat Metz ausgemacht: Kühlschrän­ke müssen größer und breiter werden. BSH arbeitet dafür intensiv mit Küchenauss­tattern zusammen, damit die Geräte mit den Übermaßen auch in die Möbel passen.

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Foto: Berthold Veh Die Bosch-Tochter BSH, hier das Dillinger Werk, profitiert­e während Corona vom Rückzug ins Häusliche. Nun sind die Zeiten schwierige­r.
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