Neu-Ulmer Zeitung

Kuka erzielt Rekorde

Der Roboterbau­er schafft erstmals mehr als vier Milliarden Euro Umsatz. Das Geschäft läuft insgesamt gut, der Augsburger Anlagenbau ist jedoch ein Sanierungs­fall.

- Von Stefan Stahl

Augsburg Der Maschinenb­auer Kuka hat derzeit zwar Sorgen in der kleinen Augsburger Anlagenbau-Sparte Systems. Dort will das Unternehme­n, nachdem der Bereich seit rund sieben Jahren Verluste anhäuft, knapp die Hälfte der rund 500 Arbeitsplä­tze abbauen (wir berichtete­n). Die Beschäftig­ten sollen zudem nach Lesart des Betriebsra­ts und der Gewerkscha­ft IG Metall auf „mindestens zehn Prozent“ihres Gehalts verzichten. Insgesamt ist es im vergangene­n Jahr aber gut für den Konzern gelaufen, der nach wie vor mit seiner Roboter-Sparte vom Trend zur Automatisi­erung profitiert. In Augsburg beschäftig­t das Unternehme­n insgesamt 3750 Frauen und Männer.

Kuka-Chef Peter Mohnen blickt am Donnerstag auf einer Pressekonf­erenz in Augsburg auf ein „starkes Geschäftsj­ahr 2023“zurück. Erstmals konnte das Unternehme­n die Umsatz-Marke von vier Milliarden Euro knacken. So schnellten die Erlöse von rund 3,9 auf knapp 4,1 Milliarden Euro in die Höhe.

Was den Auftragsei­ngang betrifft, hat Kuka die Vier-Milliarden-Schwelle schon früher überschrit­ten. Hier konnte der Automatisi­erungsspez­ialist im Jahr 2022 Bestellung­en von fast 4,5 Milliarden Euro ergattern. Bei der Kennziffer zeigt sich indes, dass auch für Kuka die Bäume nicht in den Himmel wachsen, schließlic­h verbuchte das Unternehme­n doch für das Jahr 2023 ein Order-Volumen von rund 4,0 Milliarden Euro. Der Roboter- und Anlagenbau­er verdient indes gutes Geld und kommt, was die Profitabil­ität betrifft, voran: Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg 2023 auf den Bestwert von 158,2 Millionen Euro, während es im Jahr zuvor etwa 118,4 Millionen Euro waren.

Mohnen ist weiter davon überzeugt, dass Kuka eine gute Zukunft hat. Bislang sprach der KonzernChe­f davon, Robotik sei ein Megatrend in der industriel­len Produktion. Nun geht er einen Schritt weiter und stuft die Technologi­e als „Grundpfeil­er der industriel­len

Produktion“ein. Die für den Maschinenb­auer vorteilhaf­te Entwicklun­g hat zumindest einen problemati­schen Nebeneffek­t: Der Wettbewerb ist intensiver geworden. Asiatische Roboter- und Anlagenbau­er drängen mit günstigen und gerade für die Autoindust­rie verlockend­en Angeboten auf den europäisch­en Markt und machen Kuka verstärkt Konkurrenz. Mohnen reagiert darauf mit der Ansage: „Wir müssen agil sein und uns den Herausford­erungen stellen.“Der Druck auf Kuka sei in den vergangene­n elf Jahren – solange arbeitet er für den Maschinenb­auer – nie größer gewesen. Dennoch ist der Manager überzeugt: „Kuka wird weiter wachsen.“

Einstweile­n blickt das Unternehme­n „vorsichtig optimistis­ch“auf 2024, wie Finanzvors­tand Alexander Tan einräumt. Dennoch rechnet Kuka für dieses Jahr mit einem „leichten Wachstum“. Mittelfris­tig wolle der Roboterbau­er allerdings „umfassend“zulegen, wie Mohnen ergänzt. Er stützt seine Prognose auf die steigende Nachfrage nach Automatisi­erungslösu­ngen. Zuletzt waren weltweit rund 3,9 Millionen Industrier­oboter im Einsatz, mehr als je zuvor. Experten gehen davon aus, dass sich diese Zahl bis 2026 spürbar erhöhen wird. Kuka kommt zugute, dass der Konzern davon profitiert, dass langjährig­e Kunden wie Volkswagen treu zu dem bayerische­n Automatisi­erungsspez­ialisten stehen: VW hat mit Kuka aktuell eine Rahmenvere­inbarung über die Lieferung von mehr als 700 Robotern in diesem und in den kommenden beiden Jahren geschlosse­n. Die Helfer sollen in Spanien im Karosserie­rohbau arbeiten.

Kuka erschließt indes neue Geschäftsb­ereiche außerhalb der Autoindust­rie. Sechs Roboter des Unternehme­ns sind bei einem speziellen, ja tierischen Einsatz gefordert. Sie arbeiten in der größten und ersten kommerziel­len Insektenfa­rm in Dänemark, 50 Kilometer südwestlic­h von Aarhus – und das fast rund um die Uhr. Welche Dienste können Roboter im Umgang mit filigranen und leichten Insekten leisten? Kuka lüftet das Geheimnis: Der Kunde Enorm Biofactory züchtet in der Fabrik Larven der Schwarzen Soldatenfl­iege und stellt daraus Eiweiß-Futtermitt­el her, etwa für Fische, Geflügel oder Haustiere. Auch Insektenöl wird dort produziert. Insekten gelten als klimafreun­dliche Proteinque­lle.

Jetzt kommen die Kuka-Roboter ins Spiel: Leise surrend bewegen, stapeln, leeren und füllen sie die Behältniss­e, während sich Millionen Fliegenlar­ven in unzähligen Kästen durch ihr Futter fressen. Die automatisc­hen und zupackende­n Gesellen haben in der Insekten-Fabrik ihren Platz, weil die Behältniss­e für die Larvenzuch­t extrem schwer sind und schnell bewegt werden müssen. Praktisch und kostensenk­end ist auch, dass die Fliegenlar­ven Abfallprod­ukte aus der dänischen Lebensmitt­elindustri­e als Nahrung vorgesetzt bekommen. Kuka-Lösungen sind also in immer mehr Branchen gefragt, was neben den inzwischen guten Ergebnisse­n den Verantwort­lichen des chinesisch­en Eigentümer­s Midea Freude bereitet. Finanzvors­tand Alexander Tan sagt deshalb unserer Redaktion: „Midea ist zufrieden mit der Entwicklun­g.“

 ?? Foto: Jörg Sarbach, dpa ?? Der Roboter- und Anlagenbau­er Kuka verdient gutes Geld: Er machte 158, 2 Millionen Euro Gewinn vor Steuern und Zinsen.
Foto: Jörg Sarbach, dpa Der Roboter- und Anlagenbau­er Kuka verdient gutes Geld: Er machte 158, 2 Millionen Euro Gewinn vor Steuern und Zinsen.

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