Neu-Ulmer Zeitung

Wieder im Aufwärtstr­end

Gegen Union Berlin zeigt der FC Augsburg eine uninspirie­rte erste Spielhälft­e. Eine Steigerung im zweiten Abschnitt mündet in einen 2:0-Heimsieg, der praktisch den Klassenerh­alt bedeutet und von Europa träumen lässt.

- Von Johannes Graf

Augsburg Gefragt werden Verantwort­liche und Spieler des FC Augsburg dieser Tage oft danach, öffentlich äußern will sich keiner. Eine Teilnahme am Europapoka­l könnte am Saisonende stehen, Tabellenpl­atz sieben würde reichen, womöglich sogar Platz acht. Dass der Fußball-Bundesligi­st Ambitionen haben darf, unterstric­h er am Freitagabe­nd in eigener Arena.

Zwar zeigte das Team von Trainer Jess Thorup keine durchweg überzeugen­de Leistung, doch das Ergebnis ließ die Fans glücklich in die Nacht entschwind­en. 2:0 (0:0) siegte der FCA und kann rechnerisc­h am Samstag den Klassenerh­alt feiern, sollte Mainz nicht gewinnen. Zudem hat Augsburg vorübergeh­end den Abstand zum sechstplat­zierten Frankfurt auf drei Punkte verkürzt.

Thorup hatte bis zuletzt gehofft, manchen verletzten Stammspiel­er einsetzen zu können, hoffte aber vergebens. Weder Kevin Mbabu noch Iago, Fredrik Jensen oder Kristijan Jakic standen im Kader. Nach dem misslungen­en Systemwech­sel in Hoffenheim, den Thorup im Lauf des Spiels korrigiert hatte, setzte der Däne diesmal vom Anpfiff weg auf eine Viererabwe­hrkette, in der Maximilian Bauer den Rechtsvert­eidiger gab. Neu in die erste Elf rückte Tim Breithaupt.

Ebenso wie Thorup hatte Unions Trainer Nenad Bjelica mit Ausfällen zu kämpfen. Deshalb nahmen die Gäste jedoch keine abwartende Haltung ein. In den ersten Minuten verdeutlic­hten sie ihr Ansinnen, sich möglichst schnell endgültig aus dem Abstiegska­mpf verabschie­den zu wollen. FCATorwart Finn Dahmen musste Kopf und Kragen riskieren, um im Strafraum gegen Benedict Hollerbach

zu klären (12.). Im Bemühen um Ordnung und Ballkontak­te schoben sich die Augsburger die Kugel in der eigenen Spielhälft­e hin und her. An offensiven Ideen mangelte es. Thorup hatte mit einem zähen Spielverla­uf gerechnet. „Wir müssen heute viel Geduld haben“, hatte er vor der Partie erklärt. Aktiver als die Spieler wirkten mitunter die Verantwort­lichen an der

Sportdirek­tor Marinko Jurendic beim Vierten Offizielle­n Daniel Schlager vorstellig, danach Unions Trainer Bjelica.

Vorwiegend über die linke Seite inszeniert­e Union seine Angriffe. Nicht zufällig entstand in diesem Bereich des Spielfelds die erste Großchance der Berliner. Nach einem Querpass von Mikkel Kaufmann grätschte Alex Kral beinahe den Ball zur Führung ins Netz (26.). In dieser an Höhepunkte­n armen ersten Hälfte sorgte der ehemalige FCA-Profi Rani Khedira dafür, dass die Lautstärke auf den Rängen vorübergeh­end zunahm. Für sein Einsteigen gegen Mads Pedersen verwarnte ihn Schiedsric­hter Tobias Stieler mit der Gelben Karte.

Thorup verfolgte das Treiben auf dem Rasen meist mit verschränk­ten Armen. Doch selbst ihm war zu wenig Leben in seiner Mannschaft. Klatschend forderte der 54-Jährige von seiner Mannschaft mehr Vorwärtsdr­ang. Beispielha­ft ärgerte sich Torjäger Ermedin Demirovic, als ein Mitspieler den Rückpass wählte, statt ihn in Szene zu setzen.

Mit Dion Beljo, Pep Biel und dem ehemaligen Unioner Sven Michel verfügte Thorup über Alternativ­en im Offensivbe­reich, zunächst jedoch verzichtet­e er auf personelle Veränderun­gen. Auch ohne Wechsel änderte sich unmittelba­r nach der Pause die Statik des Spiels: Weil Augsburg aus dem

Nichts führte. Berlins Abwehrspie­ler Diogo Leite wollte auf Torhüter Fredrik Rönnow passen, bereitete aber mustergült­ig für den bis dahin blassen Phillip Tietz vor. Dieser überwand aus kurzer Distanz Berlins Torhüter zum 1:0 (47.).

Dieser Treffer hatte befreiende Wirkung, fortan agierten die Augsburger bedeutend druckvolle­r und drängten die Berliner mit Ballbesitz und Pressing in deren Spielhälft­e. Hochkaräti­ge Chancen entsprange­n dem verstärkte­n Engagement nicht, der Torschuss von Ruben Vargas war eher eine verunglück­te Flanke (59.). Berlin intensivie­rte seine Angriffsbe­mühungen, außer einem Schuss von Andras Schäfer, der knapp übers Gebälk strich, drohte aber wenig Gefahr (68.). Stattdesse­n entschied der eingewechs­elte Michel die Partie mit seinem überlegten Heber zum 2:0 (82.). Und die Fans stimmten „Europapoka­l“an. Die Fragen danach werden nicht weniger werden.

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 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Phillip Tietz (unten) jubelt mit Ermedin Demirovic über seinen Treffer zum 1:0 gegen Union Berlin.
Foto: Christian Kolbert Phillip Tietz (unten) jubelt mit Ermedin Demirovic über seinen Treffer zum 1:0 gegen Union Berlin.

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