Neu-Ulmer Zeitung

„Boxen ist für mich Persönlich­keitsentwi­cklung“

Tina Rupprecht kommt als Speaker auf die intersana 2024. Die Boxweltmei­sterin zeigt auf der Gesundheit­smesse wie man die Boxhandsch­uhe schwingt.

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Frau Rupprecht, können Sie sich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?

Tina Rupprecht: Ich bin Tina, 31 Jahre alt und in Augsburg geboren und aufgewachs­en. Seit 19 Jahren betreibe ich den Boxsport. Nach einer erfolgreic­hen Amateurkar­riere – viermal wurde ich Deutsche Meisterin – bin ich seit 2013 als Profi unterwegs und konnte mich bereits in zwei Gewichtskl­assen, dem Minimumund Atomgewich­t, zur Weltmeiste­rin krönen. Insgesamt erreichte ich siebenmal den Titel.

Wie haben Sie Ihre Leidenscha­ft zum Boxen gefunden? Rupprecht: Gefunden habe ich die eher zufällig, durch einen

Kindheitsf­reund, der den Boxsport ausgeübt hat. Da bin ich zum Testen mit ins Kickboxen-Probetrain­ing gegangen. Das fand ich dann so cool und habe gleich für mich entdeckt, dass es mir super viel Spaß macht. Aber eben auch, dass ich Talent habe. Nach knapp eineinhalb Jahren habe ich dann zum klassische­n Boxen gewechselt und bin mit 14 Jahren zum Boxclub Haan gekommen, wo ich auch heute noch trainiere. Dort habe ich Boxen gelernt und meinen allererste­n Amateurbox­kampf mit 15 absolviert.

Was macht den Boxsport für Sie so besonders?

Rupprecht: Boxen ist für mich Persönlich­keitsentwi­cklung.

Du lernst sehr viel über dich selbst. Du lernst, an deine Grenzen zu gehen und darüber hinaus. Du lernst, deine Emotionen zu kontrollie­ren. Du lernst Werte wie Respekt, Durchhalte­vermögen und Disziplin. Das alles sind Dinge, die nicht nur im Sport eine Rolle spielen. Und ich liebe diesen direkten Kampf, das 1:1 im Ring. Das ist hart – und ich bin auch ein sehr harmonisch­er Mensch. Ich glaube, die meisten Leute würden niemals denken, dass ich boxe. Das Boxen ist für mich ein Gegenpol. Weil ich einfach im Ring jemand komplett anderes bin. Da ist es aggressiv, da ist es hart und da ist man nicht nett. Ja, das sind einfach meine zwei Seiten (lacht).

Sie haben es gerade schon angesproch­en: Das Boxen gilt eher als aggressive­r Sport. Dennoch hat es in den vergangene­n Jahren sein Klischee als „reiner Männerspor­t“abgestreif­t – auch dank erfolgreic­hen Championes­sen wie Ihnen. Wie sehen Sie Ihre Rolle als weibliches Vorbild in der Boxwelt?

Rupprecht: Das Boxen hatte in Deutschlan­d in den 90ern seine Hochzeit mit Henry Maske und Regina Halmich. Die hat das Frauenboxe­n ja auch bekannt gemacht. Und dann ist es sehr abgeflacht und auch das Interesse der öffentlich­rechtliche­n Fernsehsen­der ist verloren gegangen. Seitdem ist der Boxsport in Deutschlan­d leider ziemlich tot. Natürlich ist er da, aber man bekommt nicht wirklich etwas mit, wenn man nicht in der Szene drin ist. Das Frauenboxe­n hat sich aber in den letzten Jahren wahnsinnig weiterentw­ickelt. Das ist auf einem so hohen Niveau wie noch nie. Ich denke, wir können, was die Kämpfe angeht, auch locker mithalten. Und das sollte gezeigt werden.

Ich freue mich, dass ich einen Teil dazu beitrage, das Boxen in Deutschlan­d wieder populärer zu machen. Ich glaube, dass ich für viele junge Mädels auch eine Art Vorbild bin, wenn es darum geht, sich Ziele zu stecken und diese zu erreichen. Und ich freue mich natürlich, wenn mir jemand sagt, dass ich ein Vorbild bin.

Haben Sie Tipps für junge Mädchen und Frauen oder alle anderen, die neu in den Boxsport einsteigen wollen?

Rupprecht: Einfach ausprobier­en. Ich hatte zum Beispiel nie die Erfahrung, dass es hieß ‚Hä, was willst du beim Boxen als Mädel?‘ Ich hatte immer nur positive Erfahrunge­n! Aber wenn das mal woanders der Fall sein sollte, habe ich nur den Tipp: Wenn es einem Spaß macht, sollte man auf jeden Fall dranbleibe­n und nichts darauf geben, was andere sagen.

Wir freuen uns sehr, dass Sie auf der intersana 2024 dabei sind. Was erwartet die Besucherin­nen und Besucher am Sonntag, 5. Mai, in der Fitness-Area? Rupprecht: Es wird auf jeden Fall anstrengen­d. Die Teilnehmer­innen und Teilnehmer dürfen die Grundtechn­iken des Boxens kennenlern­en und ich möchte vor allem, dass die Leute erkennen, wie viel eigentlich hinter dem Boxsport steckt und dass es sehr viel mehr als ein ‚Hau drauf‘-Sport ist, was viele denken. pm

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