Neu-Ulmer Zeitung

Donaustadi­on: Ulm will Masterplan

Der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist für den SSV Ulm 1846 Fußball greifbar. Das erhöht aber auch den Druck auf Stadt und Verein in der Stadion-Diskussion.

- Von Stephan Schöttl

Ulm Die kommenden beiden Wochen sind für den SSV Ulm 1846 Fußball richtungsw­eisend. Sportlich einerseits, weil es in der 3. Liga im Kampf um den Aufstieg gegen die direkten Konkurrent­en Preußen Münster und Jahn Regensburg geht. Sollte die Erfolgsser­ie der Spatzen, die im Jahr 2024 noch immer ungeschlag­en sind, auch nach diesen Partien andauern, wäre das wohl schon ein ganz großer Schritt auf dem Weg zum Durchmarsc­h in die 2. Bundesliga. Aber auch in einer anderen Frage könnten demnächst die Weichen gestellt werden: Im Gemeindera­t der Stadt Ulm geht es bei der Sitzung des Hauptaussc­husses am kommenden Donnerstag um einen Masterplan zur Zweitligat­auglichkei­t des Donaustadi­ons.

Im Bürger-Infoportal hat die Stadtverwa­ltung auf ihren Internetse­iten bereits ein elfseitige­s Dokument dazu veröffentl­icht. Es geht dabei in erster Linie um eine grundsätzl­iche Entscheidu­ng des Gremiums: Wer soll, wer kann und wer muss einen Umbau in Millionenh­öhe finanziere­n? Nach ihren bisherigen Vorgaben fördert die Stadt Ulm den kommerziel­len Sport nämlich nicht aus Steuermitt­eln

oder mit Krediten. Auch im Haushalt sind keinerlei Mittel vorgesehen, die Sportstätt­e für den Spielbetri­eb unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aufzurüste­n. In der Vorlage heißt es: „Es handelt sich um einen Investitio­nsumfang, der nicht im Aufgabenbe­reich der Stadt Ulm, sondern in dem des SSV Fußball liegt.“Die Erklärung folgt auf dem Fuße: Weil dadurch der Kapitalges­ellschaft des Vereins der kommerziel­le Profifußba­llbetrieb im Donaustadi­on ermöglicht werde. Stadt und Verein müssen daher nach Vorlage des Masterplan­s mögliche Finanzieru­ngsmodelle klären. Günstig sind diese Arbeiten jedenfalls nicht.

Noch entspricht das Donaustadi­on nicht einmal den wesentlich­en Zulassungs­voraussetz­ungen des Deutschen Fußballbun­des (DFB) für die 3. Liga. Bis spätestens Ende Juli soll bekanntlic­h die geforderte Rasenheizu­ng eingebaut werden. Kostenpunk­t: 1,3 Millionen Euro, vorgestrec­kt von der Stadt. Den Betrag muss der Verein monatlich über den vereinbart­en Zeitraum von 15 Jahren abzahlen. Auch ein Umbau des Nordeingan­gs wird vom Verband eigentlich gefordert. Samt Räumlichke­iten für Polizeigew­ahrsam und Sanitätsdi­enst.

Ausnahmege­nehmigunge­n gibt es bislang vom DFB zum Beispiel für den Presseraum. Der ist momentan im ehemaligen Vip-Raum am Haupteinga­ng untergebra­cht, dürfte aber eigentlich gar nicht mit dem Publikumsv­erkehr gekoppelt sein. Bei der Flutlichta­nlage wurde dem SSV Ulm 1846 Fußball ein Mindestwer­t von 800 Lux statt der vorgeschri­ebenen 1000 Lux eingeräumt. Und an dieser Stelle beginnen erst die Lizenz-Anforderun­gen für die 2. Bundesliga.

In der Beschlussv­orlage für die Sitzung des städtische­n Hauptaussc­husses gibt es eine erste Kostenschä­tzung. Eine grobe freilich nur. Für die Überdachun­g der Stehplätze wird mit 4 bis 4,5 Millionen Euro gerechnet, die Aufrüstung der Flutlichta­nlagen auf mindestens 1200 Lux wird auf rund drei Millionen Euro beziffert, dazu kommen 2,5 Millionen Euro für die Ertüchtigu­ng der Medientech­nik inklusive Verbesseru­ngen der Grundinfra­struktur. Der südliche Eingangsbe­reich wird von der DFL als „zu eng und zu dunkel“eingestuft, auch die räumliche Situation mit Gästeberei­ch, Doping-Kontrolle und Umkleiden in den Katakomben unterhalb der Haupttribü­ne sind demnach zu beengt und müssten gegebenenf­alls ausgelager­t werden. Klar ist: Bis zum Beginn der nächsten Saison im August 2024 sind all diese Arbeiten nicht zu realisiere­n. Stadt, Verein und DFL stehen daher schon seit einiger Zeit im ständigen Austausch. Ziel der Ulmer ist es, eine Karenzzeit zum Um- und Ausbau zu erreichen. So wie sie damals etwa auch dem SV Darmstadt 98 nach dessen Aufstieg ins Oberhaus eingeräumt worden war.

Auch der Neubau einer reinen Fußballare­na ist nicht vom Tisch. Der SSV Ulm 1846 Fußball hat dazu eine Projektent­wicklungsg­esellschaf­t mbH gegründet, die sich mit Planung, Finanzieru­ng, Errichtung und Verwaltung beschäftig­t. Ein Ulmer Unternehme­n wurde mit einer Machbarkei­tsstudie für den Standort Ulm-Messe beauftragt, bei der von einem Teilabriss der bisherigen Messehalle­n ausgegange­n wird. Realisierb­ar sei das alles in einem Zeitraum von gut zehn Jahren. Geht es nach der Stadt, soll das Donaustadi­on selbst auf jeden Fall auch künftig nicht nur Austragung­sort für Fußballspi­ele sein. Doch auch der Deutsche Leichtathl­etik-Verband fordert mittlerwei­le mindestens 10.000 überdachte Sitzplätze bei seinen großen Veranstalt­ungen. 4.236 gibt es momentan in Ulm. Auch dafür bräuchte es also einen Umbau.

Fördermitt­el dazu sind vom Land Baden-Württember­g zumindest auf den ersten Blick nicht zu erwarten. Auch hier gilt der Grundsatz, dass Investitio­nen im Profisport finanziell nicht unterstütz­t werden. Anders ist das allerdings bei Investitio­nen, die zur Durchführu­ng von sportliche­n Großverans­taltungen dienen, die über den Fußballspo­rt hinaus gehen.

Für Ulm könnte das eine Chance sein, denn die Stadt wurde vom Landesspor­tverband neben Stuttgart für die Ausrichtun­g des Events „Die Finals“vorgeschla­gen. Dabei werden seit 2019 jedes Jahr an vier Tagen in bis zu 15 verschiede­nen Diszipline­n in einer Region deutsche Meistersch­aften ausgetrage­n. Im Mittelpunk­t steht die Leichtathl­etik.

Bis Ende Juli soll die Rasenheizu­ng eingebaut werden.

Neubau einer reinen Fußballare­na ist nicht vom Tisch.

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Foto: Horst Hörger Das Donaustadi­on wurde zuletzt 1988 generalsan­iert. Zweitliga-tauglich ist es nicht mehr.

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