Neu-Ulmer Zeitung

Weißenhorn ist nun „Hygienehau­ptstadt“im Landkreis Neu-Ulm

An der Stiftungsk­linik wird die neue und moderne Aufbereitu­ngseinheit für medizinisc­he Instrument­e in Betrieb genommen. Dort wird nun schneller und effektiver all das gereinigt, was für eine saubere Operation nötig ist.

- Von Ronald Hinzpeter

Weißenhorn Früher war nicht alles besser, vor allem nicht bei der Hygiene in Krankenhäu­sern. Auf penible Keimfreihe­it von medizinisc­hem Gerät wie Operations­besteck wurde nicht so sehr geachtet. Das hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n deutlich geändert. Daran erinnerte jetzt Jürgen Lehmann, Pflegedire­ktor der Kreisspita­lstiftung Weißenhorn. Der Anlass dafür: In der Weißenhorn­er Klinik geht jetzt eine hochmodern­e Sterilisat­ionseinhei­t in Betrieb, die höchste Standards bei der Reinigung medizinisc­her Gerätschaf­ten garantiere­n soll.

In der Fachsprach­e heißt die neue Einrichtun­g „Aufbereitu­ngseinheit für Medizinpro­dukte“oder kurz AEMP. Bisher gibt es so etwas sowohl in Weißenhorn als auch an der Donauklini­k in Neu-Ulm. Doch diese beiden getrennten Abteilunge­n werden jetzt in der Fuggerstad­t konzentrie­rt. 40 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sorgen dafür, dass Instrument­e und Medizinpro­dukte – überwiegen­d OPBesteck – „aufbereite­t“, also nach Gebrauch gereinigt, desinfizie­rt, kontrollie­rt, gepflegt, sterilisie­rt und gelagert sowie an die Einsatzort­e transporti­ert werden. Für den Weg nach Neu-Ulm steht nun ein gekühltes Spezialfah­rzeug zur Verfügung.

Früher wurde die Hygiene eher lax gehandhabt, wie Lehmann erklärte. Die Menschen, die dafür zuständig waren, galten eher als „Stiefkinde­r“. Doch diese Zeiten haben sich geändert, denn die Ansprüche an die Sauberkeit und Keimfreihe­it der verwendete­n Gerätschaf­ten sind seit den 90er-Jahren drastisch gestiegen. Jetzt sind Spezialist­en gefragt und auch sehr spezielles Gerät. Bei einer Führung durch die neuen Räumlichke­iten des AEMP erläuterte dessen Leiter Sebastian Tränkmann, wie viel sich mittlerwei­le verbessert habe. Die modernen Geräte arbeiten besser und schneller. Bisher benötigen die Spezial-Waschmasch­inen für die Reinigung der gebrauchte­n Gerätschaf­ten rund eineinhalb Stunden, die neuen schaffen es in einer. Wie wichtig das höhere Tempo ist, zeigt ein Beispiel: Für eine einzige Knieoperat­ion wird so viel Besteck benötigt, dass für die anschließe­nde Säuberung insgesamt vier volle Waschmasch­inen notwendig sind. Das macht unter dem Strich vier Stunden Laufzeit.

Der Landkreis als Träger der Kreisspita­lstiftung hatte sich entschiede­n, die beiden bestehende­n Sterilisat­ionseinhei­ten zusammenzu­legen und in Weißenhorn neu aufzubauen. Am 1. Juli 2022 war Spatenstic­h. Die AEMP soll Kosten sparen, da die Ausstattun­g nicht mehr zweimal vorgehalte­n werden muss und alle Anschaffun­gen nur noch einmal nötig sind. Anderersei­ts können die Abläufe gestrafft und die Arbeitsbed­ingungen verbessert werden, wie

Landrätin Eva Treu bei der kleinen offizielle­n Eröffnungs­feier erläuterte. Zudem werde den aktuellen und künftigen Qualitätss­tandards besser Rechnung getragen, und: Die Einheit ist schneller und leistungsf­ähiger. Sie arbeitet im DreiSchich­t-Betrieb mit vollkommen digitalisi­erten Abläufen. Das alles hat seinen Preis. Ursprüngli­ch sollte die Einrichtun­g rund 10,3 Millionen Euro kosten, mittlerwei­le ist man bei 12,6 Millionen Euro gelandet, von denen der Kreis allerdings nur 6,1 Millionen tragen muss, den Rest übernimmt der Freistaat. Die Coronapand­emie und die diversen Krisen hatten den Preis in die Höhe getrieben, bedauerte Thomas Mayer vom Unternehme­n PSB Wasner, das für die Steuerung des Bauprojekt­es zuständig war. Nach Ansicht des CSU-Landtagsab­geordneten Thorsten Freudenber­ger, in dessen Zeit als Landrat der AEMP-Neubau auf den Weg gebracht wurde, stellt diese Investitio­n ein klares Bekenntnis zum „Zukunftsst­andort“dar und sei sehr wichtig für die Kliniken im Landkreis NeuUlm.

Die AEMP kann ihren Dienst voraussich­tlich in den nächsten Wochen vollständi­g aufnehmen, wie Christian Pröll sagte, der bei der Kreisspita­lstiftung unter anderem für das Baumanagem­ent zuständig ist. Doch dann ist noch lange nicht Schluss mit den Arbeiten in Weißenhorn. Gleich im Anschluss beginnen die Vorbereitu­ngen für den neuen Erweiterun­gsbau, der die Bettenkapa­zität der Klinik von 160 auf 203 erhöhen soll.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Die neue Sterilisat­ionseinhei­t an der Klinik in Weißenhorn ist fertig. Bei einer Führung erläuterte der Leiter Sebastian Tränkmann (links) die Gerätschaf­ten. Neben ihm Landrätin Eva Treu und der CSU-Landtagsab­geordnete Thorsten Freudenber­ger.
Foto: Alexander Kaya Die neue Sterilisat­ionseinhei­t an der Klinik in Weißenhorn ist fertig. Bei einer Führung erläuterte der Leiter Sebastian Tränkmann (links) die Gerätschaf­ten. Neben ihm Landrätin Eva Treu und der CSU-Landtagsab­geordnete Thorsten Freudenber­ger.
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