Weißenhorn ist nun „Hygienehauptstadt“im Landkreis Neu-Ulm
An der Stiftungsklinik wird die neue und moderne Aufbereitungseinheit für medizinische Instrumente in Betrieb genommen. Dort wird nun schneller und effektiver all das gereinigt, was für eine saubere Operation nötig ist.
Weißenhorn Früher war nicht alles besser, vor allem nicht bei der Hygiene in Krankenhäusern. Auf penible Keimfreiheit von medizinischem Gerät wie Operationsbesteck wurde nicht so sehr geachtet. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich geändert. Daran erinnerte jetzt Jürgen Lehmann, Pflegedirektor der Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Der Anlass dafür: In der Weißenhorner Klinik geht jetzt eine hochmoderne Sterilisationseinheit in Betrieb, die höchste Standards bei der Reinigung medizinischer Gerätschaften garantieren soll.
In der Fachsprache heißt die neue Einrichtung „Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte“oder kurz AEMP. Bisher gibt es so etwas sowohl in Weißenhorn als auch an der Donauklinik in Neu-Ulm. Doch diese beiden getrennten Abteilungen werden jetzt in der Fuggerstadt konzentriert. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass Instrumente und Medizinprodukte – überwiegend OPBesteck – „aufbereitet“, also nach Gebrauch gereinigt, desinfiziert, kontrolliert, gepflegt, sterilisiert und gelagert sowie an die Einsatzorte transportiert werden. Für den Weg nach Neu-Ulm steht nun ein gekühltes Spezialfahrzeug zur Verfügung.
Früher wurde die Hygiene eher lax gehandhabt, wie Lehmann erklärte. Die Menschen, die dafür zuständig waren, galten eher als „Stiefkinder“. Doch diese Zeiten haben sich geändert, denn die Ansprüche an die Sauberkeit und Keimfreiheit der verwendeten Gerätschaften sind seit den 90er-Jahren drastisch gestiegen. Jetzt sind Spezialisten gefragt und auch sehr spezielles Gerät. Bei einer Führung durch die neuen Räumlichkeiten des AEMP erläuterte dessen Leiter Sebastian Tränkmann, wie viel sich mittlerweile verbessert habe. Die modernen Geräte arbeiten besser und schneller. Bisher benötigen die Spezial-Waschmaschinen für die Reinigung der gebrauchten Gerätschaften rund eineinhalb Stunden, die neuen schaffen es in einer. Wie wichtig das höhere Tempo ist, zeigt ein Beispiel: Für eine einzige Knieoperation wird so viel Besteck benötigt, dass für die anschließende Säuberung insgesamt vier volle Waschmaschinen notwendig sind. Das macht unter dem Strich vier Stunden Laufzeit.
Der Landkreis als Träger der Kreisspitalstiftung hatte sich entschieden, die beiden bestehenden Sterilisationseinheiten zusammenzulegen und in Weißenhorn neu aufzubauen. Am 1. Juli 2022 war Spatenstich. Die AEMP soll Kosten sparen, da die Ausstattung nicht mehr zweimal vorgehalten werden muss und alle Anschaffungen nur noch einmal nötig sind. Andererseits können die Abläufe gestrafft und die Arbeitsbedingungen verbessert werden, wie
Landrätin Eva Treu bei der kleinen offiziellen Eröffnungsfeier erläuterte. Zudem werde den aktuellen und künftigen Qualitätsstandards besser Rechnung getragen, und: Die Einheit ist schneller und leistungsfähiger. Sie arbeitet im DreiSchicht-Betrieb mit vollkommen digitalisierten Abläufen. Das alles hat seinen Preis. Ursprünglich sollte die Einrichtung rund 10,3 Millionen Euro kosten, mittlerweile ist man bei 12,6 Millionen Euro gelandet, von denen der Kreis allerdings nur 6,1 Millionen tragen muss, den Rest übernimmt der Freistaat. Die Coronapandemie und die diversen Krisen hatten den Preis in die Höhe getrieben, bedauerte Thomas Mayer vom Unternehmen PSB Wasner, das für die Steuerung des Bauprojektes zuständig war. Nach Ansicht des CSU-Landtagsabgeordneten Thorsten Freudenberger, in dessen Zeit als Landrat der AEMP-Neubau auf den Weg gebracht wurde, stellt diese Investition ein klares Bekenntnis zum „Zukunftsstandort“dar und sei sehr wichtig für die Kliniken im Landkreis NeuUlm.
Die AEMP kann ihren Dienst voraussichtlich in den nächsten Wochen vollständig aufnehmen, wie Christian Pröll sagte, der bei der Kreisspitalstiftung unter anderem für das Baumanagement zuständig ist. Doch dann ist noch lange nicht Schluss mit den Arbeiten in Weißenhorn. Gleich im Anschluss beginnen die Vorbereitungen für den neuen Erweiterungsbau, der die Bettenkapazität der Klinik von 160 auf 203 erhöhen soll.