Neu-Ulmer Zeitung

Energie aus Sauerstoff des Bluts

Batterie für Herzschrit­tmacher soll sich daraus speisen

- Von Stefan Parsch

Forschende haben eine Batterie entwickelt, die als Energieque­lle Sauerstoff aus dem Blut nutzt. Sie könnte eines Tages genutzt werden, um etwa Herzschrit­tmacher mit elektrisch­er Energie zu versorgen. Bisher verwendete Batterien müssen nach einer Zeit ersetzt werden, wozu eine Operation erforderli­ch ist. Tests an Ratten zeigen, dass die neue Batterie biokompati­bel ist und nach zwei Wochen konstant Strom liefert. Das berichtet die chinesisch­e Gruppe um Xizheng Liu von der Tianjin University of Technology in der Fachzeitsc­hrift Chem.

„Wenn wir die kontinuier­liche Sauerstoff­versorgung des Körpers nutzen können, wird die Batteriele­bensdauer nicht durch die begrenzend­en Materialie­n in herkömmlic­hen Batterien eingeschrä­nkt“, wird Liu in einer Mitteilung des Fachverlag­s zitiert. Die wichtigste Herausford­erung für eine solche Batterie sei allerdings, dass sie keine Gefahr für den Körper darstelle, schreiben die Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler.

Für das Gerät verwendete­n sie Gold mit winzigen Poren und einen körpervert­räglichen Kunststoff, der die Batterie umhüllt. Wie Tests zeigen, ist die Batterie selbst dann biokompati­bel, wenn sie beschädigt wird und Bestandtei­le wie etwa Feststoffe oder andere Substanzen in den Körper gelangen. In einer Batterieka­mmer besteht die Anode, also eine der Elektroden, aus Kupferscha­um mit einer Legierung aus Natrium, Gallium und Zinn. In der zweiten Kammer, mit nanoporöse­m Gold als Kathode, ist Körperflüs­sigkeit einschließ­lich Blut der Elektrolyt und Sauerstoff die aktive Komponente. Der Sauerstoff wird immer wieder nachgelief­ert, sodass theoretisc­h kein Batteriewe­chsel notwendig wird.

Liu und Kollegen pflanzten die Batterie in einem Machbarkei­tsnachweis Ratten am Rücken unter die Haut. Die Tiere vertrugen die Batterie demnach, die Wundheilun­g war normal. Doch anfangs lieferte die Batterie keine konstante Spannung, entspreche­nd floss nicht regelmäßig Strom durch die aus dem Rattenrück­en herausrage­nden kleinen Drähte.

„Es stellte sich heraus, dass wir der Wunde Zeit zum Heilen geben mussten, damit sich die Blutgefäße um die Batterie herum regenerier­en und Sauerstoff liefern konnten, bevor die Batterie stabilen Strom liefern konnte“, erklärt Liu. Das habe etwa zwei Wochen gedauert.

Dann lieferte die Batterie 1,3 Volt Spannung und kontinuier­lich Strom. Der reicht noch nicht, um einen Herzschrit­tmacher zu betreiben, aber die Forschende­n sind zuversicht­lich, dass sie durch andere Materialie­n eine höhere Stromabgab­e erreichen können. Außerdem können sie sich weitere Anwendunge­n der Batterie vorstellen, etwa in der Krebsbehan­dlung.

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