Das 49-Euro-Ticket wackelt
Die Finanzierung des Verbundtickets ist nicht gesichert. Der Verkehrsminister warnt vor Preiserhöhungen. Welches Ungemach Bahnreisenden sonst noch droht.
München Trübe Aussichten für Bahnpendler? Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) geht davon aus, dass das beliebte 49-Euro-Ticket im kommenden Jahr teurer wird. Nicht einmal für dieses Jahr sei die Finanzierung gesichert, erklärte Bernreiter am Montag in München.
Sollte der Bund nicht zu seinen Zusagen stehen, drohe im Extremfall schon im laufenden Jahr eine Verteuerung oder ein Auslaufen des Angebots.
Das 49-Euro-Ticket, das im vergangenen Jahr an den Start ging, ermöglicht Reisenden bundesweit freie Fahrt in Regionalzügen sowie Bussen und Bahnen des Nahverkehrs. Für viele Kunden und Kundinnen ist das deutlich günstiger und vor allem einfach, weil sie für die verschiedenen Anbieter nur noch ein Ticket benötigen. In Bayern gibt es zudem noch ein 29-Euro-Ticket für Azubis und Studierende.
Finanziert wird das 49-Euro-Ticket jeweils zur Hälfte vom Bund und den Ländern. Schon Anfang dieses Jahres stand eine Preiserhöhung
im Raum. Diese wurde aber vermieden, weil vom vergangenen Jahr noch 700 Millionen Euro übrig waren, die nun hergenommen werden sollten, um Defizite zu decken. Doch genau an dieser Lösung, die auf einer Zusicherung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beruht, werden jetzt Zweifel laut.
Wie Bernreiter im Vorfeld der Verkehrsminister-Konferenz sagte, die Mitte der Woche in Münster stattfindet, hat der Bund bislang seinen 350-Millionen-Anteil nicht bezahlt. Die Bundesregierung mache auch keine Anstalten, die dafür nötigen Gesetzesänderungen vorzunehmen. Bernreiter, der Sprecher der unionsgeführten Länder bei der Verkehrsminister-Konferenz, ist: „Wenn man so rum tut, schrillen bei uns die Alarmglocken.“
Nach Angaben des CSU-Politikers wurde bislang auch das Ziel verfehlt, bundesweit zwei Millionen neue Kunden für das 49-EuroTicket zu gewinnen. Tatsächlich seien es nur etwa 300.000. Das wirke sich auch auf die Preiskalkulation aus. Für das kommende Jahr müsse man also von steigenden Preisen ausgehen. Seit Mai 2023 wurden nach den Zahlen der Bundesregierung
rund 74 Millionen Deutschlandtickets verkauft, das Angebot hat derzeit rund elf Millionen ständige Nutzerinnen und Nutzer.
Diesen droht auch an anderer Stelle Ungemach. Denn Bernreiter beklagte, dass der Bund zu wenig Geld für Unterhalt und Ertüchtigung von Bahnstrecken bereitstelle. Das gefährde das bestehende Angebot. Schleswig-Holstein hat bereits angekündigt, aufgrund fehlender Mittel aus Berlin das Angebot
an Regionalzügen zu kürzen. Im flächenmäßig mehr als viermal so großen Bayern kämpfe man um den Erhalt des jetzigen Angebots. Für dessen Ausbau gebe es keine Luft, so der bayerische Verkehrsminister. Der Bund müsse dringend nachbessern. Für die Sanierung der Gleise fehlten in den nächsten Jahren 40 Milliarden Euro.
Die Bahn will in den nächsten
Jahren sogenannte Hochleistungskorridore zeitweise sperren und in einem Zug sanieren. Bernreiter kritisierte eine Beschränkung der Sanierungstätigkeit auf diese Korridore als unzureichend. Obendrein scheint unklar, wie der Ersatzverkehr in dieser Zeit finanziert wird. Die Länder wollen dafür offenbar mehr Geld.
Bis 2030 will die Bahn bundesweit 40 Korridore mit 4000 Schienenkilometern generalsanieren. Für Bayern sind sieben Projekte angekündigt. Darunter die 85 Kilometer lange Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg (ab 2028) sowie ab 2030 Würzburg – Ansbach – Treuchtlingen (170 Kilometer) und Ulm – Augsburg (92 Kilometer). Bereits ab 2026 an die Reihe kommen sollen die Korridore München – Rosenheim, Rosenheim – Salzburg, Nürnberg – Regensburg und Obertraubling – Passau.
Doch die Pläne sind nach Ansicht des Fahrgastverbandes Pro Bahn nicht ausgereift. Unter anderem fehle es an ausreichenden Umleitungsstrecken. Der Fahrgastverband appelliert daher an die Bahn, die Generalsanierung in diesen Korridoren zu verschieben.
Bei der Sanierung der Gleise fehlen in den nächsten Jahren 40 Milliarden Euro.