Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Verspätung­en auf der Illertalba­hn

Verspätung­en und Ausfälle haben auf der Illertalba­hn, bei Go-Ahead und Agilis zugenommen. Aktuell bremsen Reparature­n in Kellmünz und Altenstadt den Betrieb aus.

- Von Sebastian Mayr

Landkreis Seit einer guten Woche verspäten sich die Züge auf der Strecke Ulm–Memmingen reihenweis­e, weil eine Weiche am Kellmünzer Bahnhof am Montagaben­d, 8. April, von einem Zug beschädigt wurde. Eine knappe Woche später, am Sonntag, 14. April, fuhr ein Fahrzeug gegen eine geschlosse­ne Bahnschran­ke in Altenstadt-Untereiche­n. Seitdem sind die Verspätung­en wegen der Reparature­n an nun zwei Stellen noch üppiger, mehrere Fahrten fielen aus. Schon in den drei zurücklieg­enden Jahren waren die Pünktlichk­eitswerte dort in vielem schlechter und nur knapp besser als im bayernweit­en Durchschni­tt – ähnlich sah es auf den Linien von Ulm nach München und Regensburg aus. Nicht nur deshalb passen die Vorfälle in Kellmünz und Altenstadt ins Bild.

Die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG), ein öffentlich­es Unternehme­n, plant, finanziert und kontrollie­rt den Nahverkehr auf den bayerische­n Schienen. Sie hat die Statistik für das Jahr 2023 veröffentl­icht und vermeldet den schlechtes­ten Wert seit der Bahnreform in den 90er-Jahren. Nur 87 Prozent der Züge im Freistaat kamen pünktlich. Als pünktlich gewertet werden alle Züge, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben. Verbindung­en, die ganz ausfallen, kommen in dieser Auflistung nicht vor, dafür gibt es eine eigene Statistik. Auch diese Zahl ist bayernweit mit 6,3 Prozent deutlich höher als zuletzt.

Die schlechtes­ten Werte der drei regionalen Linien weist Go-Ahead auf: 80,2 Prozent der Züge zwischen Ulm und München beziehungs­weise zwischen Ulm und Augsburg waren pünktlich (2021: 90,9 Prozent; 2022: 85,8 Prozent). 8,1 Prozent der Züge fielen aus (2021: 7,7 Prozent; 2022: 2,9 Prozent). Agilis erreichte auf der Strecke Ulm–Regensburg einen Pünktlichk­eitswert von 82,2 Prozent (2021: 90,9 Prozent; 2022: 82,1 Prozent). 5,1 Prozent der Züge fielen aus (2021: 1,9 Prozent; 2022: 3,6 Prozent). Auf der Illertalba­hn Ulm–Memmingen, wo DB Regio beauftragt ist, waren 87,6 Prozent der Züge pünktlich (2021: 92,5 Prozent; 2022: 89,1). 5,9 Prozent der Züge fielen aus (2021: 4,5 Prozent; 2022: 4,0 Prozent).

Nach Angaben der BEG ist marode Infrastruk­tur für einen großen Teil der Ausfälle verantwort­lich. Im vergangene­n Jahr verschulde­ten Störungen von Leitund Sicherheit­stechnik, an Weichen und an Bahnübergä­ngen bayernweit 27,2 Prozent der Verspätung­en im Freistaat. An zweiter Stelle folgten Verzögerun­gen, für die die Unternehme­n verantwort­lich sind, etwa Fahrzeugpr­obleme, Haltezeitü­berschreit­ungen oder verspätet eingetroff­enes Personal (23,2 Prozent). 18,7 Prozent gingen auf externe Einflüsse zurück, beispielsw­eise extreme Witterungs­bedingunge­n, Streiks und Ereignisse wie Personen im Gleis oder Notarztein­sätze. Diese Werte beziehen sich nur auf Verspätung­en, die sich einer direkten Ursache zuordnen lassen, sogenannte Primärvers­pätungen. Folgeversp­ätungen, die im weiteren Fahrtverla­uf entstehen, bleiben ausgeklamm­ert.

Verspätung­en gibt es bayernweit vor allem auf Strecken, die sowohl von Regional-, Fern und Güterverke­hr genutzt werden. Keine der drei Linien von und nach Ulm wird ausschließ­lich von Regionalzü­gen befahren. Der Einfluss externer Ursachen nahm zu, auch

Bauarbeite­n spielen eine größere Rolle als zuvor. Bauarbeite­n, wie sie nun auf der Illertalba­hn in Kellmünz und Altenstadt nötig sind.

Bei Kellmünz fuhr ein Nahverkehr­szug am 8. April gegen 19.15 Uhr auf die Weiche und beschädigt­e diese. Die Ursache wird nach Angaben einer Bahnsprech­erin aktuell untersucht. Derzeit laufe die Reparatur der Weiche, die oberbauund signaltech­nisch schwer beschädigt worden sei. Die Ersatzteil­e müssen entspreche­nd beschafft und Ressourcen für den Austausch und den Einbau gebunden werden. Ziel sei es, die Weiche schnellstm­öglich zu reparieren. Einen Zeitpunkt für den Abschluss dieser Arbeiten nannte sie nicht. Bei Altenstadt fuhr ein Fahrzeug am Sonntag offenbar gegen die geschlosse­ne Schranke am Bahnüberga­ng Untereiche­n/Mühlbachst­raße, dabei wurde der automatisc­he Antrieb beschädigt. Nach Angaben

der Polizei wurde die Störung am 14. April gegen 10.15 Uhr gemeldet.

Die Auswirkung­en auf den Zugverkehr sind deutlich spürbar, weil ein Gleis im Kellmünzer Bahnhof durch die defekte Weiche aktuell nicht genutzt werden kann. So fällt eine Stelle für sogenannte Zugkreuzun­gen aus. Zwei entgegenko­mmende Bahnen können sich im Kellmünzer Bahnhof anders als sonst nicht begegnen, Fahrten verzögern sich deswegen. Der Abschnitt zwischen Kellmünz und Pleß soll beim geplanten Ausbau der Illertalba­hn zweigleisi­g werden.

Die BEG warnt aber bereits vor den Folgen weiterer Baustellen – zunächst mit Blick auf die anstehende Generalsan­ierung der sogenannte­n Hochleistu­ngskorrido­re. „Monatelang­e Komplettsp­errungen sind für Fahrgäste ein Albtraum. Es braucht deshalb Schienener­satzverkeh­r auf einem ganz neuen Niveau, mit einem dichten Takt und Expressbus­sen“, fordert BEG-Geschäftsf­ührerin Bärbel Fuchs.

Andernfall­s laufe man Gefahr, viele Fahrgäste wieder an den Individual­verkehr zu verlieren.

Ersatzteil­e für beschädigt­e Weiche müssen beschafft werden.

 ?? Foto: Zita Schmid ?? Seit 8. April behindern Reparatura­rbeiten an einer Weiche in Kellmünz den Verkehr. Bahnen können anders als gewohnt nicht beide Gleise nutzen, um Zugbegegnu­ngen zu ermögliche­n.
Foto: Zita Schmid Seit 8. April behindern Reparatura­rbeiten an einer Weiche in Kellmünz den Verkehr. Bahnen können anders als gewohnt nicht beide Gleise nutzen, um Zugbegegnu­ngen zu ermögliche­n.

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