Neu-Ulmer Zeitung

Schulbus fährt Kindern vor der Nase davon

Nach massiven Eltern-Beschwerde­n hat das Landratsam­t den Busfahrpla­n im Kreis Neu-Ulm angepasst. Doch Ärger gibt es noch immer. Eine Familie aus Buch berichtet.

- Von Sebastian Mayr

Buch Auf Seite 18 der Präsentati­on, die das Landratsam­t den Schulen im Kreis Neu-Ulm vorlegte, steht es in schwarzer Schrift auf hellgrauem Hintergrun­d: „Abwarten Anschluss von Illertisse­n (an 13:25)“. Doch die Realität ist eine andere – und der Frust bei den Eltern ist groß. Das Landratsam­t räumt das Problem ein und gibt sich zuversicht­lich.

Zum 8. April ist der Busfahrpla­n nach Beschwerde­n angepasst worden. Bereits seit dem Fahrplanwe­chsel im Dezember hatte sich großer Ärger breitgemac­ht. Nach einer Aussprache zwischen Kreisverwa­ltung, Eltern und Schulen im Landratsam­t wurde eine Umstellung angekündig­t. Bereits bevor sie in Kraft trat, kündigte das Landratsam­t an, alle Anpassunge­n seien mit erhebliche­m Aufwand verbunden. Bedauerlic­herweise werde man nicht jeden Einzelfall lösen können, doch für die meisten Schülerinn­en und Schüler werde es nach den Osterferie­n Verbesseru­ngen geben. Zuvor waren 338 Beschwerde­n zum Schülerver­kehr eingegange­n.

Der Bucher Ortsteil Gannertsho­fen ist einer, für den es aktuell keine Lösung gibt. Kinder und Jugendlich­e, die nach Schulschlu­ss an der Illertisse­r Haltestell­e Schulzentr­um/Nautilla um 13.10 Uhr in den Bus steigen, kommen bloß bis Obenhausen. Nach Dietershof­en dagegen fährt ein Bus, die Schülerinn­en und Schüler müssen für den Umstieg lediglich die Straßensei­te wechseln. Denn der Anschluss, so zumindest geht es aus der Präsentati­on des Landratsam­ts hervor, ist gesichert. Doch bereits am ersten Schultag nach den Ferien fuhrt der 713 den Jugendlich­en vor den Augen davon. Die seien gerade aus dem von Illertisse­n kommenden Bus 920 gestiegen und hätten die Straße überquert – so schildert es Silke Wiker-Wohlhöfler, deren Tochter die Illertisse­r Johannesvo­n-La Salle-Realschule besucht. „Es geht nur um eine Minute. Und wir sind auf einen einzigen Bus angewiesen. Die Kinder kommen mittags nicht mehr heim“, sagt sie. An den Folgetagen lief es nicht besser. Wiker-Wohlhöfler hat zum Landratsam­t und zum Busunterne­hmen BBS Kontakt aufgenomme­n. Die Frau überlegt, als Beleg ein Video der Situation aufzunehme­n – und Tankrechnu­ngen an die Kreisverwa­ltung zu schicken. Dass sie wirklich Geld erstattet bekommt, glaubt Wiker-Wohlhöfler nicht. Sie will auf die Probleme aufmerksam machen. Eine Handvoll Schülerinn­en und Schüler aus Dietershof­en und etwa ebenso viele aus Gannertsho­fen sind nach Wiker-Wohlhöfler­s Angaben betroffen. Die Eltern haben eine Art Fahrdienst­plan erarbeitet, WikerWohlh­öfler etwa ist freitags an der Reihe. Dann fährt sie an manchen Tagen sogar zweimal, wenn der Unterricht der Kinder zu unterschie­dlichen Zeiten endet. „Wir sind alle berufstäti­g, es ist ein Riesen Heckmeck“, berichtet die Mutter. „Die Kinder haben das Recht auf einen sicheren Schulweg“, fordert Wiker-Wohlhöfler. Sinnvolle Ausweichro­uten gebe es nicht, betont sie. Der Weg über Weißenhorn dauert fast zwei Stunden und erfordert zwei Umstiege. Jugendlich­e, die um 13.10 Uhr am Illertisse­r Schulzentr­um in den Bus steigen, kommen laut Fahrplan um 13.49 Uhr in Gannertsho­fen und um 13.52 Uhr in Dietershof­en an. Mit dem Auto lässt sich die gesamte Strecke in beiden Fällen in etwa einer Viertelstu­nde bewältigen. Und während Gymnasiast­innen und Realschüle­r theoretisc­h nach Weißenhorn wechseln können, haben andere keine Wahl: Die Mittelschu­le Buch kooperiert mit der ErhardVöhl­in-Mittelschu­le in Illertisse­n. Wer den M-Zweig besuchen und die Schule mit der Mittleren Reife abschließe­n will, muss die Klasse in Illertisse­n besuchen. „Die Kinder haben gar keine andere Wahl und die Eltern müssen fahren“, sagt Wiker-Wohlhöfler.

Eine Sprecherin des Landratsam­ts berichtet, dass seit der Fahrplanan­passung am 8. April 20 Rückmeldun­gen eingegange­n seien. Darunter seien Hinweise, dass es Verbesseru­ngen gebe. Der Umstieg in Obenhausen aber habe tatsächlic­h nicht funktionie­rt. Das

Verkehrsun­ternehmen BBS habe mitgeteilt, dass der aus Illertisse­n kommende Bus der Linie 920 am Montag mehrere Minuten Verspätung hatte. Die Linie 713 habe aufgrund von Folgefahrt­en nicht mehr länger warten können. Die Linie 920 muss auf ihrer Route von Illertisse­n nach Obenhausen zweimal einen Bahnüberga­ng queren. Erreicht ein Bus den geschlosse­nen Bahnüberga­ng, gerät der Fahrplan aus dem Takt.

Die Linie 713 habe aber wohl auch in den folgenden Tagen nicht auf die Ankunft der Linie 920 abgewartet, obwohl es keine solchen Verspätung­en gegeben habe, räumt die Sprecherin ein. „Nachdem die Änderungen erst vor wenigen Tagen in Kraft getreten sind, hoffen wir, dass sich dies noch einspielen wird“, teilt sie weiter mit.

Das Verkehrsun­ternehmen werde die eingesetzt­en Busfahreri­nnen und Busfahrer noch einmal darauf hinweisen, die Ankunft der Linie 920 abzuwarten. Der Spielraum sei aber begrenzt, da der Fahrplan und die Anschlussf­ahrten eingehalte­n werden müssen. Eine bessere Lösung habe man zum 8. April nicht finden können. Das Landratsam­t wolle die Situation im Blick behalten und versuchen, einen Weg zu finden, um den Anschluss immer gewährleis­ten zu können.

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Foto: Björn Wylezich, Adobe Stock (Symbolbild) Seit Montag vergangene­r Woche gilt ein neuer Busfahrpla­n im Kreis NeuUlm, doch der Anschluss für Schulkinde­r funktionie­rt auf einer Linie nicht.

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