Schulbus fährt Kindern vor der Nase davon
Nach massiven Eltern-Beschwerden hat das Landratsamt den Busfahrplan im Kreis Neu-Ulm angepasst. Doch Ärger gibt es noch immer. Eine Familie aus Buch berichtet.
Buch Auf Seite 18 der Präsentation, die das Landratsamt den Schulen im Kreis Neu-Ulm vorlegte, steht es in schwarzer Schrift auf hellgrauem Hintergrund: „Abwarten Anschluss von Illertissen (an 13:25)“. Doch die Realität ist eine andere – und der Frust bei den Eltern ist groß. Das Landratsamt räumt das Problem ein und gibt sich zuversichtlich.
Zum 8. April ist der Busfahrplan nach Beschwerden angepasst worden. Bereits seit dem Fahrplanwechsel im Dezember hatte sich großer Ärger breitgemacht. Nach einer Aussprache zwischen Kreisverwaltung, Eltern und Schulen im Landratsamt wurde eine Umstellung angekündigt. Bereits bevor sie in Kraft trat, kündigte das Landratsamt an, alle Anpassungen seien mit erheblichem Aufwand verbunden. Bedauerlicherweise werde man nicht jeden Einzelfall lösen können, doch für die meisten Schülerinnen und Schüler werde es nach den Osterferien Verbesserungen geben. Zuvor waren 338 Beschwerden zum Schülerverkehr eingegangen.
Der Bucher Ortsteil Gannertshofen ist einer, für den es aktuell keine Lösung gibt. Kinder und Jugendliche, die nach Schulschluss an der Illertisser Haltestelle Schulzentrum/Nautilla um 13.10 Uhr in den Bus steigen, kommen bloß bis Obenhausen. Nach Dietershofen dagegen fährt ein Bus, die Schülerinnen und Schüler müssen für den Umstieg lediglich die Straßenseite wechseln. Denn der Anschluss, so zumindest geht es aus der Präsentation des Landratsamts hervor, ist gesichert. Doch bereits am ersten Schultag nach den Ferien fuhrt der 713 den Jugendlichen vor den Augen davon. Die seien gerade aus dem von Illertissen kommenden Bus 920 gestiegen und hätten die Straße überquert – so schildert es Silke Wiker-Wohlhöfler, deren Tochter die Illertisser Johannesvon-La Salle-Realschule besucht. „Es geht nur um eine Minute. Und wir sind auf einen einzigen Bus angewiesen. Die Kinder kommen mittags nicht mehr heim“, sagt sie. An den Folgetagen lief es nicht besser. Wiker-Wohlhöfler hat zum Landratsamt und zum Busunternehmen BBS Kontakt aufgenommen. Die Frau überlegt, als Beleg ein Video der Situation aufzunehmen – und Tankrechnungen an die Kreisverwaltung zu schicken. Dass sie wirklich Geld erstattet bekommt, glaubt Wiker-Wohlhöfler nicht. Sie will auf die Probleme aufmerksam machen. Eine Handvoll Schülerinnen und Schüler aus Dietershofen und etwa ebenso viele aus Gannertshofen sind nach Wiker-Wohlhöflers Angaben betroffen. Die Eltern haben eine Art Fahrdienstplan erarbeitet, WikerWohlhöfler etwa ist freitags an der Reihe. Dann fährt sie an manchen Tagen sogar zweimal, wenn der Unterricht der Kinder zu unterschiedlichen Zeiten endet. „Wir sind alle berufstätig, es ist ein Riesen Heckmeck“, berichtet die Mutter. „Die Kinder haben das Recht auf einen sicheren Schulweg“, fordert Wiker-Wohlhöfler. Sinnvolle Ausweichrouten gebe es nicht, betont sie. Der Weg über Weißenhorn dauert fast zwei Stunden und erfordert zwei Umstiege. Jugendliche, die um 13.10 Uhr am Illertisser Schulzentrum in den Bus steigen, kommen laut Fahrplan um 13.49 Uhr in Gannertshofen und um 13.52 Uhr in Dietershofen an. Mit dem Auto lässt sich die gesamte Strecke in beiden Fällen in etwa einer Viertelstunde bewältigen. Und während Gymnasiastinnen und Realschüler theoretisch nach Weißenhorn wechseln können, haben andere keine Wahl: Die Mittelschule Buch kooperiert mit der ErhardVöhlin-Mittelschule in Illertissen. Wer den M-Zweig besuchen und die Schule mit der Mittleren Reife abschließen will, muss die Klasse in Illertissen besuchen. „Die Kinder haben gar keine andere Wahl und die Eltern müssen fahren“, sagt Wiker-Wohlhöfler.
Eine Sprecherin des Landratsamts berichtet, dass seit der Fahrplananpassung am 8. April 20 Rückmeldungen eingegangen seien. Darunter seien Hinweise, dass es Verbesserungen gebe. Der Umstieg in Obenhausen aber habe tatsächlich nicht funktioniert. Das
Verkehrsunternehmen BBS habe mitgeteilt, dass der aus Illertissen kommende Bus der Linie 920 am Montag mehrere Minuten Verspätung hatte. Die Linie 713 habe aufgrund von Folgefahrten nicht mehr länger warten können. Die Linie 920 muss auf ihrer Route von Illertissen nach Obenhausen zweimal einen Bahnübergang queren. Erreicht ein Bus den geschlossenen Bahnübergang, gerät der Fahrplan aus dem Takt.
Die Linie 713 habe aber wohl auch in den folgenden Tagen nicht auf die Ankunft der Linie 920 abgewartet, obwohl es keine solchen Verspätungen gegeben habe, räumt die Sprecherin ein. „Nachdem die Änderungen erst vor wenigen Tagen in Kraft getreten sind, hoffen wir, dass sich dies noch einspielen wird“, teilt sie weiter mit.
Das Verkehrsunternehmen werde die eingesetzten Busfahrerinnen und Busfahrer noch einmal darauf hinweisen, die Ankunft der Linie 920 abzuwarten. Der Spielraum sei aber begrenzt, da der Fahrplan und die Anschlussfahrten eingehalten werden müssen. Eine bessere Lösung habe man zum 8. April nicht finden können. Das Landratsamt wolle die Situation im Blick behalten und versuchen, einen Weg zu finden, um den Anschluss immer gewährleisten zu können.