Wird ein Hund der heimliche Star der nächsten Opernpremiere?
Im Juni spielt das Theater Ulm das Königsdrama „Lessons in Love and Violence“. Zusammen mit dem Veterinäramt prüft das Theater, ob die Königin im Stück einen Hund haben darf.
Ulm Als die Pianistin zum Spiel ansetzt und die ersten Tasten auf ihrem Flügel drückt, spitzt der elegante Greyhound auf der Probebühne des Ulmer Theaters neugierig seine Ohren. „Nabucco ist seine Lieblingsmusik“, sagt Alebs Besitzerin. Opern mag er also. Möglicherweise ergattert sich das Tier gerade eine kleine Nebenrolle in der aktuellen Ulmer Opernproduktion.
Intendant Kay Metzger will im Juni George Benjamins „Lessons in Love and Violence“auf die Bühne bringen – ein Königsdrama um Macht und Leidenschaft. Sopranistin Maria Rosendorfsky schlüpft in die Rolle der Königin Isabel, die sich im Stück in dem Ränkespiel um den Thron wiederfindet und sich außerdem mit ihrem untreuen Ehemann auseinandersetzen muss. Ihr würde Metzger in der Oper gern einen treuen Hund zur Seite stellen. Ein stoisches Tier, das allein durch sein Auftreten deutlich macht, dass die Königin in ihm einen Beschützer hat.
Noch ist unklar, ob das klappt. Die Arbeit mit Tieren ist am Theater schließlich immer eine Herausforderung. Außerdem soll es dem tierischen Schauspieler an nichts fehlen. Drei mögliche Kandidaten haben sich nun mit ihren Besitzerinnen im Theater vorgestellt, und zwar unter der Aufsicht des Ulmer Veterinäramts. Ohne die Genehmigung der Behörde wird es keinen Hundeauftritt am Theater Ulm geben.
Manfred Chaloun, kommissarischer Leiter des Veterinäramts, schaut sich die Kandidatenvorstellung genau an und hat auch einige Fragen zum geplanten Auftritt und den Bedingungen auf der Bühne. Wie warm wird es dort, wie lange dauert der Auftritt, wo befinden sich Herrchen oder Frauchen währenddessen? Außerdem misst er persönlich nach, wie viel Dezibel
Sängerin Maria Rosendorfsky erreicht – in der Spitze bis zu bis 110. Nicht zuletzt, so Chaloun, komme es auch stark auf das Tier an. Für manche Tiere wäre ein Theaterauftritt einfach nur Stress und komme dann nicht infrage.
Greyhound Aleb aber kommt bei Intendant Kay Metzger schon mal gut an. „Er hat etwas sehr Herrschaftliches“, kommentiert Metzger und auch die Halterin wirbt für ihr Tier: Sollte ihr Hund die Rolle bekommen, könnte sie ihm gern ein zum Kostüm der Königin passendes Halsband besorgen.
Beim „Hundecasting“wurde unter anderem getestet, wie gut sich die Tiere mit der Darstellerin der Königin, Maria Rosendorfsky, verstehen und wie sie auf Livemusik reagieren. Es dürfte nicht viele Hunde geben, die schon mit einer persönlichen Darbietung des Operetten-Hits „Meine Lippen, sie küssen so heiß“beglückt würden. Dem Magyar Viszla mit dem dunkelbraunen Fell schien die Darbietung zu gefallen.
Und zwischen Barsoi „Herzog“und Maria Rosendorfsky stimmte die Chemie. Herzog stammt nämlich von einer ungarischen Züchterin, versteht Deutsch und Ungarisch und hat so eine Gemeinsamkeit mit der in Wien geborenen österreichisch-ungarischen Sängerin.
Als Hund einer Königin sei Herzog ohnehin eine Idealbesetzung, findet seine Besitzerin Katharina Roth von Gross zu Tudor. Der Barsoi sei schließlich ein adeliger Hund, schon die russische Zarenfamilie hätte diese Rasse gehalten.
Intendant Kay Metzger ist es wichtig, dass, sollte ein Hund an seiner Produktion beteiligt sein, alles so gut wie möglich für das Tier eingerichtet ist. Um den Hund vor Lärm zu schützen, soll er sich etwa möglichst entfernt vom Orchestergraben aufhalten. Auch Chaloun bestätigt: Das Theater habe alle Vorkehrungen bestmöglich getroffen. Ob der Auftritt eines Hundes in der Oper „Lessons in Love and Violence“nun genehmigt werden kann und welcher der Kandidaten sich gegebenenfalls für eine Schauspiel-Karriere eignet, das soll im Ulmer Veterinäramt in Kürze entschieden werden.
Ob mit oder ohne Hund: Die Oper von George Benjamin feiert auf jeden Fall am Samstag, 8. Juni, 19 Uhr Premiere im Großen Haus und sollte auch mit einem rein menschlichen Ensemble, bestehend aus Dae-Hee Shin, Maria Rosendorfsky, Martin Gäbler, Markus Francke, Joshua Spink, Maryna Zubko, I-Chiao Shih und J. Emanuel Pichler, ein sehenswertes Stück werden.