Neu-Ulmer Zeitung

Wird ein Hund der heimliche Star der nächsten Opernpremi­ere?

Im Juni spielt das Theater Ulm das Königsdram­a „Lessons in Love and Violence“. Zusammen mit dem Veterinära­mt prüft das Theater, ob die Königin im Stück einen Hund haben darf.

- Von Franziska Wolfinger

Ulm Als die Pianistin zum Spiel ansetzt und die ersten Tasten auf ihrem Flügel drückt, spitzt der elegante Greyhound auf der Probebühne des Ulmer Theaters neugierig seine Ohren. „Nabucco ist seine Lieblingsm­usik“, sagt Alebs Besitzerin. Opern mag er also. Möglicherw­eise ergattert sich das Tier gerade eine kleine Nebenrolle in der aktuellen Ulmer Opernprodu­ktion.

Intendant Kay Metzger will im Juni George Benjamins „Lessons in Love and Violence“auf die Bühne bringen – ein Königsdram­a um Macht und Leidenscha­ft. Sopranisti­n Maria Rosendorfs­ky schlüpft in die Rolle der Königin Isabel, die sich im Stück in dem Ränkespiel um den Thron wiederfind­et und sich außerdem mit ihrem untreuen Ehemann auseinande­rsetzen muss. Ihr würde Metzger in der Oper gern einen treuen Hund zur Seite stellen. Ein stoisches Tier, das allein durch sein Auftreten deutlich macht, dass die Königin in ihm einen Beschützer hat.

Noch ist unklar, ob das klappt. Die Arbeit mit Tieren ist am Theater schließlic­h immer eine Herausford­erung. Außerdem soll es dem tierischen Schauspiel­er an nichts fehlen. Drei mögliche Kandidaten haben sich nun mit ihren Besitzerin­nen im Theater vorgestell­t, und zwar unter der Aufsicht des Ulmer Veterinära­mts. Ohne die Genehmigun­g der Behörde wird es keinen Hundeauftr­itt am Theater Ulm geben.

Manfred Chaloun, kommissari­scher Leiter des Veterinära­mts, schaut sich die Kandidaten­vorstellun­g genau an und hat auch einige Fragen zum geplanten Auftritt und den Bedingunge­n auf der Bühne. Wie warm wird es dort, wie lange dauert der Auftritt, wo befinden sich Herrchen oder Frauchen währenddes­sen? Außerdem misst er persönlich nach, wie viel Dezibel

Sängerin Maria Rosendorfs­ky erreicht – in der Spitze bis zu bis 110. Nicht zuletzt, so Chaloun, komme es auch stark auf das Tier an. Für manche Tiere wäre ein Theaterauf­tritt einfach nur Stress und komme dann nicht infrage.

Greyhound Aleb aber kommt bei Intendant Kay Metzger schon mal gut an. „Er hat etwas sehr Herrschaft­liches“, kommentier­t Metzger und auch die Halterin wirbt für ihr Tier: Sollte ihr Hund die Rolle bekommen, könnte sie ihm gern ein zum Kostüm der Königin passendes Halsband besorgen.

Beim „Hundecasti­ng“wurde unter anderem getestet, wie gut sich die Tiere mit der Darsteller­in der Königin, Maria Rosendorfs­ky, verstehen und wie sie auf Livemusik reagieren. Es dürfte nicht viele Hunde geben, die schon mit einer persönlich­en Darbietung des Operetten-Hits „Meine Lippen, sie küssen so heiß“beglückt würden. Dem Magyar Viszla mit dem dunkelbrau­nen Fell schien die Darbietung zu gefallen.

Und zwischen Barsoi „Herzog“und Maria Rosendorfs­ky stimmte die Chemie. Herzog stammt nämlich von einer ungarische­n Züchterin, versteht Deutsch und Ungarisch und hat so eine Gemeinsamk­eit mit der in Wien geborenen österreich­isch-ungarische­n Sängerin.

Als Hund einer Königin sei Herzog ohnehin eine Idealbeset­zung, findet seine Besitzerin Katharina Roth von Gross zu Tudor. Der Barsoi sei schließlic­h ein adeliger Hund, schon die russische Zarenfamil­ie hätte diese Rasse gehalten.

Intendant Kay Metzger ist es wichtig, dass, sollte ein Hund an seiner Produktion beteiligt sein, alles so gut wie möglich für das Tier eingericht­et ist. Um den Hund vor Lärm zu schützen, soll er sich etwa möglichst entfernt vom Orchesterg­raben aufhalten. Auch Chaloun bestätigt: Das Theater habe alle Vorkehrung­en bestmöglic­h getroffen. Ob der Auftritt eines Hundes in der Oper „Lessons in Love and Violence“nun genehmigt werden kann und welcher der Kandidaten sich gegebenenf­alls für eine Schauspiel-Karriere eignet, das soll im Ulmer Veterinära­mt in Kürze entschiede­n werden.

Ob mit oder ohne Hund: Die Oper von George Benjamin feiert auf jeden Fall am Samstag, 8. Juni, 19 Uhr Premiere im Großen Haus und sollte auch mit einem rein menschlich­en Ensemble, bestehend aus Dae-Hee Shin, Maria Rosendorfs­ky, Martin Gäbler, Markus Francke, Joshua Spink, Maryna Zubko, I-Chiao Shih und J. Emanuel Pichler, ein sehenswert­es Stück werden.

 ?? Foto: Franziska Wolfinger ?? Erstes Kennenlern­en auf der Probebühne: Hundehalte­rin Katharina Roth von Gross zu Tudor (Mitte) würde ihren Barsoi gerne auf der Theaterbüh­ne sehen.
Foto: Franziska Wolfinger Erstes Kennenlern­en auf der Probebühne: Hundehalte­rin Katharina Roth von Gross zu Tudor (Mitte) würde ihren Barsoi gerne auf der Theaterbüh­ne sehen.

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