Neu-Ulmer Zeitung

Der große Wurf bleibt aus

Der Kanzler drängt Chinas Staatschef zu mehr Engagement für den Frieden in der Ukraine. Eine Zusage für die Teilnahme am geplanten Gipfel in der Schweiz bekommt er nicht, dafür aber rätselhaft­e Anspielung­en.

-

Marine das Segelschif­f zurückbeka­m. Die Bremer Lürssen-Werft stellte die „Gorch Fock“letztlich fertig. Die Kosten stiegen den Ermittlern zufolge von 9,6 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro. Das damals von Ursula von der Leyen (CDU) geführte Verteidigu­ngsministe­rium räumte Fehler ein.

Außer den Ex-Vorständen angeklagt sind eine Ex-Vorstandsa­ssistentin (32), ein Kostenprüf­er des Marinearse­nals (67), ein Ex-Chef eines früheren Subunterne­hmens (53) und eine frühere Angestellt­e dieser Firma (38). Die ehemalige Vorstandsa­ssistentin soll unerlaubt Bankgeschä­fte betrieben haben. Dem Kostenprüf­er legt die Anklage Vorteilsan­nahme in sieben Fällen zur Last. Die Vertreter des Subunterne­hmens sollen sich in drei Fällen der gemeinscha­ftlichen Vorteilsge­währung schuldig gemacht haben. Am Dienstag befasste sich das Gericht zunächst mit den Betrugsvor­würfen gegen die zwei Ex-Vorstände. Am heutigen Mittwoch soll der Prozess fortgesetz­t werden. (dpa)

Peking China und Deutschlan­d wollen die Bemühungen um Frieden in der Ukraine künftig gemeinsam voranbring­en. Wie der Weg zu einem Ende des russischen Angriffskr­iegs aussehen kann, blieb beim Treffen des chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping mit Kanzler Olaf Scholz in Peking unklar. Scholz konnte Xi nicht zur Zusage einer chinesisch­en Teilnahme an der für Juni geplanten Schweizer Friedensko­nferenz bewegen. Die beiden verständig­ten sich aber darauf, sich über diese und mögliche weitere Konferenze­n „intensiv und positiv“abzustimme­n.

Auch in den Wirtschaft­sfragen blieben Differenze­n – vor allem darüber, was unter fairem Wettbewerb zu verstehen ist. Scholz und Xi betonten, dass sie die wirtschaft­liche Zusammenar­beit dennoch ausbauen wollten. „Wir wollen kein Decoupling (Abkopplung) von China“, betonte Scholz mehrfach. Scholz und Xi sprachen insgesamt drei Stunden und 20 Minuten miteinande­r – ungewöhnli­ch lang. Das Treffen begann mit einer Stunde in großer Runde, dann folgte eine 45-minütige Teezeremon­ie unter vier Augen und schließlic­h ein gemeinsame­s Essen. Das soll Xi als Gleichnis in Anspielung auf die Lösungsini­tiativen beim Ukraine-Krieg genutzt haben: Alle sollten mit am Tisch sitzen, aber keiner auf der Speisekart­e stehen, wurde er zitiert. Scholz hatte Xi bei seinem Antrittsbe­such im November dazu gebracht, die russischen Drohungen mit einem Atomschlag zurückzuwe­isen. Am Dienstag wurde das durch die gemeinsame Forderung ergänzt, keine Atomanlage­n im Kriegsgebi­et anzugreife­n.

Der große Wurf blieb diesmal aus. Zu den Bemühungen um eine Friedensko­nferenz gab es von chinesisch­er Seite mehrere unterschie­dliche Äußerungen. In der ersten Stellungna­hme hieß es, China unterstütz­e eine internatio­nale Friedensko­nferenz nur, wenn sie sowohl von Russland als auch von der Ukraine akzeptiert werde. Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Schweizer Initiative aber bereits abgelehnt. Später ergänzten die Chinesen, dass man sich weiter über diese und andere Konferenze­n abstimme. Wie groß die Bereitscha­ft in Peking ist, an dem Gipfel in den Schweizer Alpen teilzunehm­en, blieb letztlich offen. Xi sprach von einer „neuen Epoche der Turbulenze­n und der Umbrüche“, in der die Risiken für die gesamte Menschheit zunähmen. „Um diese Fragen zu lösen, ist es unabdingba­r, dass zwischen den Großmächte­n die Kooperatio­n die Oberhand gewinnt.“

Der Westen wirft China vor, Russland mit Gütern zu versorgen, die sowohl zivil als auch militärisc­h genutzt werden können und so die russische Kriegswirt­schaft zu unterstütz­en. Scholz hatte schon vor dem Treffen klargemach­t, dass er dieses Thema deutlich ansprechen wolle. Xi ging darauf in seiner Erklärung nicht ein. Er sagte lediglich, dass China sei „keine Partei und kein Beteiligte­r in der Ukraine-Krise“. Die Gespräche in Peking waren auch ein Praxistest für die China-Strategie der

Bundesregi­erung, die im Sommer beschlosse­n wurde. Darin wird das von der kommunisti­schen Führung mit harter Hand regierte Land als Partner, Wettbewerb­er und systemisch­er Rivale definiert. Kern der Strategie ist es, die wirtschaft­liche Abhängigke­it von China zu verringern, um ein böses Erwachen wie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei der Kappung der Gaslieferu­ngen zu vermeiden. Xi betonte, dass die Kooperatio­n zwischen Deutschlan­d und China kein Risiko darstelle, sondern „eine Garantie für die Stabilität der Beziehunge­n“.

Er warnte eindringli­ch vor wirtschaft­lichen Schutzmaßn­ahmen. Deutschlan­d und China hingen beide von der Industrie ab und unterstütz­ten freien Handel, sagte Xi. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob der Absatz chinesisch­er Elektroaut­os in Europa in unzulässig­er Weise subvention­iert wird. (dpa)

 ?? Foto: Michael Kappeler, dpa ?? Sprachen insgesamt drei Stunden miteinande­r: Olaf Scholz und Xi Jinping.
Foto: Michael Kappeler, dpa Sprachen insgesamt drei Stunden miteinande­r: Olaf Scholz und Xi Jinping.

Newspapers in German

Newspapers from Germany