Neu-Ulmer Zeitung

Das steckt im Solarpaket

Ein Maßnahmenb­ündel soll den Ausbau der Solarenerg­ie in Deutschlan­d beschleuni­gen. Es geht um weniger Bürokratie. Der Einbau von Balkonkraf­twerken soll zum Beispiel erleichter­t werden.

-

Berlin Die Ampelkoali­tion will dem Ausbau der Solarenerg­ie einen Schub geben. Nach langen Verhandlun­gen haben sich die Regierungs­fraktionen SPD, Grüne und FDP auf ein Solarpaket geeinigt. Über das Vorhaben bestand dem Vernehmen nach bereits länger Einigkeit in der Ampel, es war aber an eine umstritten­e Reform des Klimaschut­zgesetzes gekoppelt. Der Bundestag dürfte das Solarpaket in der kommenden Woche beschließe­n, dann muss es noch den Bundesrat passieren. Das steckt für Wirtschaft und Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r drin:

Welche Bedeutung hat die Solarenerg­ie?

Solarenerg­ie ist neben Windenergi­e eine wichtige Säule der Energiewen­de - dem schrittwei­sen Abschied von fossilen Energien wie Kohle und Gas. Das Ziel der Bundesregi­erung lautet: 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus den erneuerbar­en Energien stammen. Im vergangene­n Jahr war es mehr als die Hälfte. Im vergangene­n Jahr hat der Ausbau der Solarleist­ung stark zugenommen: Nach Zahlen der Bundesnetz­agentur verdoppelt­e sich der Zubau im Vergleich zum Vorjahr fast auf 14,1 Gigawatt. Dies sei auf zahlreiche private Anlagen zurückzufü­hren, außerdem habe es einen verstärkte­n Zubau von Solaranlag­en auf gewerblich­en Dächern und auf Freifläche­n gegeben. Am Jahresende 2023 betrug laut Bundesnetz­agentur die installier­te Gesamtleis­tung in Deutschlan­d 81,7 Gigawatt. Damit müssten künftig jährlich 19 Gigawatt zugebaut werden, um das Ausbauziel von 215 Gigawatt für Solar im Jahr 2030 zu erreichen.

Was soll wo installier­t werden?

Nach dem Gesetzentw­urf der Bundesregi­erung zum Solarpaket soll die Hälfte der neuen Solaranlag­en auf Gebäude, also vor allem Dächer, die andere Hälfte auf Freifläche­n wie Felder entfallen.

Was ist mit den Balkonkraf­twerken? Das Kabinett hatte das Paket schon im vergangene­n August auf den Weg gebracht, durch den Streit ums Klimaschut­zgesetz zog sich der Prozess jedoch hin. Um den

Ausbau zu erleichter­n und damit zu beschleuni­gen, sind verschiede­nste Maßnahmen enthalten. Kommunen könnten etwa einfacher und schneller Wind- und Solarparks planen und umsetzen, sagte Grünen-Fraktionsv­ize Julia Verlinden. „Und Millionen Bürgerinne­n und Bürger können noch einfacher mit Balkonsola­r zu Hause Geld sparen und etwas Gutes für den Klimaschut­z tun.“FDP-Fraktionsv­ize Lukas Köhler sagte, die

Menschen könnten sich auf deutlich weniger Bürokratie und schnellere Verfahren freuen, wenn sie sich eine Solaranlag­e anschaffen wollen. Bei den zunehmend beliebter werdenden Balkonkraf­twerken ist vorgesehen, dass sie grundsätzl­ich nicht mehr beim Netzbetrei­ber gemeldet werden müssen. Ausreichen­d sein soll eine Registrier­ung im Marktstamm­datenregis­ter der Bundesnetz­agentur. Die Anmeldung soll einfacher und auf wenige Daten beschränkt werden. Zähler sollen nicht extra umgerüstet werden müssen und die kleinen Balkonsola­ranlagen künftig auch leistungsf­ähiger sein dürfen.

Was ist mit den Hürden für sogenannte­n „Mieterstro­m“?

Die Hürden für sogenannte­n Mieterstro­m, wo der Strom für ein Wohngebäud­e von der Solaranlag­e vor Ort kommt, sollen gesenkt werden. Solar auf dem Dach soll mit verbessert­en Förderbedi­ngungen, angehobene­n Fördersätz­en und unkomplizi­erten Abrechnung­smöglichke­iten bei selbst genutztem Strom deutlich attraktive­r werden.

Wird es einen Bonus für heimische Solarindus­trie geben?

Vor allem die Grünen wollten einen „Resilienz-Bonus“zur Förderung der heimischen Solarindus­trie. Hintergrun­d sind wesentlich billigere Module aus China. Die FDP lehnte aber neue Subvention­en ab, unter Verweis auch auf zusätzlich­e Kosten für die Stromverbr­aucher. Bundesfina­nzminister und FDPChef Christian Lindner hatte gesagt, Solarmodul­e gebe es auf dem Weltmarkt, diese seien „keine Hightech-Technologi­e“. FDPFraktio­nsvize Köhler sagte: „Es wird keinen Resilienz-Bonus geben, um einzelne Unternehme­n auf Kosten der Allgemeinh­eit zu subvention­ieren.“Der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Matthias Miersch sagte, die Fraktionen forderten die Bundesregi­erung auf, auf EU-Ebene den sogenannte­n Net Zero Industry Act zügig umzusetzen und dabei insbesonde­re auch die heimische Solarindus­trie zu stärken. Ein Hintergrun­d der Diskussion: Das Unternehme­n Meyer Burger hatte Ende März das endgültige Aus für seinen Standort im sächsische­n Freiberg besiegelt. Die rund 500 Mitarbeite­r erhielten demnach ihre Kündigung. Das Unternehme­n hatte die Zukunft des Standorts in Freiberg von staatliche­r Unterstütz­ung abhängig gemacht. (dpa)

 ?? Bild: Rupert Oberhäuser, Imago ?? Die Solarenerg­ie ist für den klimafreun­dlichen Umbau der Wirtschaft entscheide­nd.
Bild: Rupert Oberhäuser, Imago Die Solarenerg­ie ist für den klimafreun­dlichen Umbau der Wirtschaft entscheide­nd.

Newspapers in German

Newspapers from Germany