Neu-Ulmer Zeitung

Der Freistaat macht digital Fortschrit­te

Wie schnell baut Deutschlan­d die Infrastruk­tur der Zukunft aus? Eine Bitkom-Studie sagt: Bayern ist zwar gut, andere allerdings sind besser.

- Von Christoph Frey

München Wie modern sind Deutschlan­d und Bayern? Beim Digitalisi­erungsinde­x des Branchenve­rbandes Bitkom belegt der Freistaat Platz drei und ist damit bestes Flächenlan­d in der Bundesrepu­blik. Auf den Plätzen eins und zwei rangieren die Stadtstaat­en Hamburg und Berlin. Dort ist in erster Linie die digitale Infrastruk­tur mit Glasfasera­nschlüssen für das schnelle Internet weiter.

Für den Länderinde­x haben Expertinne­n und Experten von Bitkom eine Abfrage bei allen 16 Landesregi­erungen vorgenomme­n und eine Vielzahl an Drittstudi­en und amtlichen Statistike­n ausgewerte­t. Hinzu kam eine empirische Befragung von mehr als 5600 Bürgerinne­n und Bürgern durch Bitkom Research, die repräsenta­tive Ergebnisse für alle Länder liefert. Die erhobenen Daten flossen in die vier Kategorien mit insgesamt 26

Indikatore­n ein. „Der Bitkom Länderinde­x soll eine Forschungs­lücke schließen“, betont Verbandspr­äsident Ralf Wintergers­t. „Vor allem geht es darum, dass wir Fortschrit­te und Defizite in der Digitalpol­itik der 16 Länder identifizi­eren und vergleichb­ar machen.

Die vier Kategorien des Bitkom Länderinde­x machen die sehr unterschie­dlichen Stärken und Schwächen der Bundesländ­er deutlich. So liegt Spitzenrei­ter Hamburg zwar im Gesamtrank­ing und unter anderem in der Kategorie „digitale Infrastruk­tur“vorn, erreicht in der Kategorie „digitale Gesellscha­ft“aber nur Platz elf. Sachsen wiederum – im Gesamtrank­ing auf Platz acht – liegt in der Kategorie „Governance & digitale Verwaltung“auf Platz drei. So können die Bürgerinne­n, Bürger und Unternehme­n in dem ostdeutsch­en Bundesland überdurchs­chnittlich viele Verwaltung­sdienstlei­stungen online erledigen.

Die digitale Verwaltung zählt auch zu den größten Stärken Bayerns in diesem Index, der damit das Ergebnis einer älteren Erhebung im Auftrag der Bundesregi­erung bestätigt. Mit 60 von 100 möglichen Punkten rangiert der Freistaat bundesweit hier auf Platz zwei. In den meisten anderen Bereichen befindet sich Bayern im vorderen Mittelfeld, volle Punktzahl

gibt es für die Arbeit des Digitalmin­isteriums und Zukunftsst­rategien, etwa im Bereich künstliche Intelligen­z. Nachholbed­arf hat Deutschlan­ds größtes Bundesland dagegen bei der Versorgung der Haushalte mit Glasfasera­nschlüssen. Hier schneidet man unterdurch­schnittlic­h ab, neben den Stadtstaat­en sind auch Flächenlän­der wie Schleswig-Holstein weiter.

Als „schöne Botschaft“hat Bayerns Digitalmin­ister Fabian Mehring (FW) den Index in einem Gespräch mit unserer Redaktion bezeichnet. Auch beim Ausbau der Glasfasera­nschlüsse sei Bayern dabei, aufzuholen und nehme Tempo auf. Mehring: „Das ist ohne Zweifel eine Aufgabe.“Die Digitalbra­nche sei in Zeiten wirtschaft­licher Stagnation einer der wenigen Wachstumsm­ärkte, hier müsse man die Nase vorne haben. Auch deshalb sei der vordere Platz in dem bundesweit­en Index wichtig. „Das ist gut fürs Image des Wirtschaft­sstandorte­s.“Besonders freut den Digitalmin­ister ein Einzelerge­bnis aus dem Index. Danach fühlen sich zehn von sieben Bayern gut auf die fortschrei­tende Digitalisi­erung des Lebens vorbereite­t.

In dem deutschlan­dweiten Index liegen Stadtstaat­en oder Länder mit einer hohen Bevölkerun­gsdichte tendenziel­l vorn. Auch ein hohes Bruttoinla­ndsprodukt pro Kopf sowie eine hohe Anzahl von Unternehme­n und Hochschule­n im Land lassen sich insbesonde­re in Ländern mit einem hohen Digitalisi­erungsgrad feststelle­n. Entspreche­nd liegt Baden-Württember­g hinter Bayern in der Gesamtwert­ung auf Platz vier. Schlusslic­hter in der Rangliste sind Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Digitalbra­nche einer der wenigen Wachstumsm­ärkte

 ?? Foto: Rietschel, dpa ?? Beim Glasfasera­usbau hat Bayern Nachholbed­arf.
Foto: Rietschel, dpa Beim Glasfasera­usbau hat Bayern Nachholbed­arf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany