Der Freistaat macht digital Fortschritte
Wie schnell baut Deutschland die Infrastruktur der Zukunft aus? Eine Bitkom-Studie sagt: Bayern ist zwar gut, andere allerdings sind besser.
München Wie modern sind Deutschland und Bayern? Beim Digitalisierungsindex des Branchenverbandes Bitkom belegt der Freistaat Platz drei und ist damit bestes Flächenland in der Bundesrepublik. Auf den Plätzen eins und zwei rangieren die Stadtstaaten Hamburg und Berlin. Dort ist in erster Linie die digitale Infrastruktur mit Glasfaseranschlüssen für das schnelle Internet weiter.
Für den Länderindex haben Expertinnen und Experten von Bitkom eine Abfrage bei allen 16 Landesregierungen vorgenommen und eine Vielzahl an Drittstudien und amtlichen Statistiken ausgewertet. Hinzu kam eine empirische Befragung von mehr als 5600 Bürgerinnen und Bürgern durch Bitkom Research, die repräsentative Ergebnisse für alle Länder liefert. Die erhobenen Daten flossen in die vier Kategorien mit insgesamt 26
Indikatoren ein. „Der Bitkom Länderindex soll eine Forschungslücke schließen“, betont Verbandspräsident Ralf Wintergerst. „Vor allem geht es darum, dass wir Fortschritte und Defizite in der Digitalpolitik der 16 Länder identifizieren und vergleichbar machen.
Die vier Kategorien des Bitkom Länderindex machen die sehr unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Bundesländer deutlich. So liegt Spitzenreiter Hamburg zwar im Gesamtranking und unter anderem in der Kategorie „digitale Infrastruktur“vorn, erreicht in der Kategorie „digitale Gesellschaft“aber nur Platz elf. Sachsen wiederum – im Gesamtranking auf Platz acht – liegt in der Kategorie „Governance & digitale Verwaltung“auf Platz drei. So können die Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen in dem ostdeutschen Bundesland überdurchschnittlich viele Verwaltungsdienstleistungen online erledigen.
Die digitale Verwaltung zählt auch zu den größten Stärken Bayerns in diesem Index, der damit das Ergebnis einer älteren Erhebung im Auftrag der Bundesregierung bestätigt. Mit 60 von 100 möglichen Punkten rangiert der Freistaat bundesweit hier auf Platz zwei. In den meisten anderen Bereichen befindet sich Bayern im vorderen Mittelfeld, volle Punktzahl
gibt es für die Arbeit des Digitalministeriums und Zukunftsstrategien, etwa im Bereich künstliche Intelligenz. Nachholbedarf hat Deutschlands größtes Bundesland dagegen bei der Versorgung der Haushalte mit Glasfaseranschlüssen. Hier schneidet man unterdurchschnittlich ab, neben den Stadtstaaten sind auch Flächenländer wie Schleswig-Holstein weiter.
Als „schöne Botschaft“hat Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (FW) den Index in einem Gespräch mit unserer Redaktion bezeichnet. Auch beim Ausbau der Glasfaseranschlüsse sei Bayern dabei, aufzuholen und nehme Tempo auf. Mehring: „Das ist ohne Zweifel eine Aufgabe.“Die Digitalbranche sei in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation einer der wenigen Wachstumsmärkte, hier müsse man die Nase vorne haben. Auch deshalb sei der vordere Platz in dem bundesweiten Index wichtig. „Das ist gut fürs Image des Wirtschaftsstandortes.“Besonders freut den Digitalminister ein Einzelergebnis aus dem Index. Danach fühlen sich zehn von sieben Bayern gut auf die fortschreitende Digitalisierung des Lebens vorbereitet.
In dem deutschlandweiten Index liegen Stadtstaaten oder Länder mit einer hohen Bevölkerungsdichte tendenziell vorn. Auch ein hohes Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sowie eine hohe Anzahl von Unternehmen und Hochschulen im Land lassen sich insbesondere in Ländern mit einem hohen Digitalisierungsgrad feststellen. Entsprechend liegt Baden-Württemberg hinter Bayern in der Gesamtwertung auf Platz vier. Schlusslichter in der Rangliste sind Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Digitalbranche einer der wenigen Wachstumsmärkte