Neu-Ulmer Zeitung

Die letzten Kräfte müssen ran

Vor dem Arsenal-Spiel melden sich bei den Bayern Sané und Neuer wieder fit. Trainer Tuchel beschwört die Zuschauer. Unterdesse­n scheint ein Favorit als neuer Coach gefunden zu sein.

- Von Florian Eisele

München Arsenal vor der Brust, die Planungen für die neue Saison im Kopf: Es sind abermals komplizier­te Tage beim FC Bayern. Während sich Trainer Thomas Tuchel und sein Team auf das wichtige Rückspiel gegen Arsenal London am Mittwoch (21 Uhr, DAZN) vorbereite­n, will mancher schon weißen Rauch von der Säbener Straße aufsteigen sehen. Wie Sky berichtet, soll sich die Trainer-Findungsko­mmission der Bayern auf einen Favoriten festgelegt haben – und demnach wäre der Nachfolger von Tuchel auch sein Vorgänger.

Julian Nagelsmann soll demnach zum Rekordmeis­ter zurückkehr­en und einen Drei- bis Vierjahres­vertrag unterschre­iben. Der 36-Jährige, aktuell beim DFB als Bundestrai­ner beschäftig­t, soll Gefallen an dem Plan finden und stünde einer Rückkehr positiv gegenüber. Zugleich müsste er sich um einen neuen Co-Trainer bemühen: Sandro Wagner, der ihm bei der Nationalel­f assistiert, will anscheinen­d lieber beim Verband bleiben und hat (noch) keine Lust auf eine Rückkehr zum FCB, für den er als Spieler zweimal auflief.

Harry Kane gibt sich zurückhalt­end, als er auf der Pressekonf­erenz vor dem Spiel gegen Arsenal auf die mögliche Trainer-Rückkehr angesproch­en wird. „Ich kenne Julian Nagelsmann nicht persönlich. Thomas Tuchel ist hier bis zum Ende der Saison, das ist das, was für mich zählt. Wir haben noch wichtige Spiele vor der Brust.“Ein bisschen schwingt bei Kane da schon die Hoffnung mit, als er von „Spiele“und nicht einem einzigen Spiel gegen Arsenal spricht, die noch Aufschluss über die Bewertung der Saison geben können. Idealerwei­se geht es in der Champions League nach dem Treffen mit Arsenal weiter; Gegner wäre der Sieger aus dem Duell Manchester City/Real Madrid.

Jetzt aber erst mal Arsenal, gegen das Kane (fast) so gerne trifft wie gegen kein anderes Team. 15 Tore in 20 Partien sind es bis jetzt, nur gegen Everton (16) und Leicester (20) traf der 30-Jährige noch öfter. Idealerwei­se wird diese Statistik am Mittwoch ausgebaut, so Kane: „Wir haben eine großartige Möglichkei­t und wollen die Saison am Leben halten.“Kane verbindet eine besondere Geschichte mit den Gunners, für die er in der Jugend ein Jahr spielte und die ihn, weil er damals zu pummelig war, aussortier­ten. Ein Foto aus den Jugendjahr­en zeigt ihn im Arsenal-Trikot und wird zuverlässi­g von englischen Medien wieder hervorgekr­amt, wenn Kane auf und meistens auch gegen Arsenal trifft.

Wer am Mittwoch nach dem 2:2 im Hinspiel favorisier­t ist? Schwer zu sagen. Arsenal verpatzte zwar mit 0:2 gegen Aston Villa die Generalpro­be, die Bayern plagen nach dem Ausfall von Coman und Gnabry auf den Flügeln große Verletzung­ssorgen. Der zuletzt gegen Köln geschonte Leroy Sané „kann spielen und muss auf die Zähne beißen“, sagte Tuchel auf der Pressekonf­erenz und fügte angesichts der engen Personalde­cke an: „Wahrschein­lich muss er, solange es irgendwie geht, spielen.“Neuer kehrt ebenfalls nach seiner Pause wieder ins Tor zurück.

Die meisten Positionen in der Aufstellun­g der Bayern ergeben sich infolge der Personalsi­tuation von selbst, sehr wahrschein­lich etwa wird Musiala die zweite Flügelposi­tion besetzen und Müller in der Offensiv-Zentrale agieren. Bei der Doppel-Sechs ist das Rennen ebenfalls zugunsten der Besetzung aus dem Hinspiel, also Konrad Laimer und Leon Goretzka, gefallen. Aleksandar Pavlovic sei zwar wieder fit, habe aber nun die erste reguläre Trainingsw­oche wieder hinter sich. Zu wenig Argumente also, um die Zentrale aus dem Hinspiel wieder auseinande­rzureißen.

Speziell die Linksverte­idigerPosi­tion dürfte aber spannend werden. Noussair Mazraoui, eigentlich rechts zu Hause, durfte gegen Köln dort Spielpraxi­s sammeln und machte seine Sache nicht sonderlich gut. Angesichts der Sperre von Davies werde er oder Guerreiro gegen Arsenal spielen, wobei der Trend zum Marokkaner geht. Das ist auch deswegen spannend, weil Arsenals Spiels mit Bukayo Saka und Martin Ödegaard „immer ein wenig rechtslast­ig“ist, wie Tuchel in seiner recht offenen Analyse sagte. Dort versuchen die Londoner, stets eine Überzahl zu schaffen. Bedeutet: Wer auch immer links bei den Bayern spielt, dürfte sich über zu wenig Arbeit nicht beklagen können.

Insgesamt setzt Tuchel auch auf die Kraft des Heimspiels, nachdem in London keine Bayern-Fans erlaubt waren: „Jeder Fan muss mit der Bereitscha­ft kommen, uns zu pushen. Wir brauchen die ExtraProze­nte.“Und weiter, so Tuchel: „Wir brauchen jeden Zuschauer, der bereit ist, mit uns zu kämpfen.“Ob es einer dieser speziellen „Allianz-Arena-Momente“wird, wie ihn Thomas Müller am Samstag beschwor, oder ob ab Mittwochab­end die Luft aus der Saison raus ist? Die Bayern haben es in der Hand. Das ist in diesen Zeiten auf jeden Fall eine gute Nachricht.

Champions League

Viertelfin­ale, Rückspiele

Dienstag

Mittwoch, 21 Uhr vorne und lieferten sich einen engen Fight. Gewinnen sollte aber keiner aus diesem Trio. Denn kurz vor der Ziellinie schien den dreien auf einmal die Puste auszugehen. Das wiederum war das große Glück des Chinesen He Jie, der bis dato Vierter war – und doch noch zu einem sensatione­llen Schlussspu­rt ansetzte. Am Ende gewann er den Lauf in seiner Hauptstadt.

Ist das jetzt eine Stallorder? Aber nicht doch. Willy Mnangat hatte nach dem Ende des Rennens gleich mehrere Erklärunge­n für diesen etwas kuriosen Rennverlau­f parat. Zuerst klärte er darüber auf, dass er doch eigentlich nur als Pacemaker, sozusagen als Rennhilfe, für den chinesisch­en Landesmeis­ter an den Start gegangen sei: „Ich war nicht da, um zu konkurrier­en. Es war kein Wettkampf für mich.“Und dann, etwas später, fiel ihm noch ein, er habe He gewinnen lassen, „weil er mein Freund ist“. Ach so. Hätte man Mnangat noch weiter befragt, hätte er wohl noch weitere sinnvolle Gründe genannt, das Rennen abzuschenk­en. Etwa, dass die Steine im rechten Schuh zum Ende hin auch echt genervt haben. Oder dass die Pulsuhr vorgeschla­gen hat, jetzt mal ein Intervall ein bisschen entspannte­r zu laufen. Und irgendwie wäre es ja auch unhöflich, den Gastgeber nicht gewinnen zu lassen. Die Rennleitun­g gibt sich indes humorlos und will nun die „Umstände untersuche­n“. Es gibt den Verdacht der Stallorder. Nur ohne Stall. Pfff. Wer Erklärunge­n braucht, muss eigentlich nur Willy Mnangat fragen.

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Foto: Huanzong, dpa He Jie (Mi.) hat den Pekinger Halbmarath­on gewonnen.

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