Neu-Ulmer Zeitung

25 Jahre billig

Vom Flughafen Hahn aus hat Ryanair den deutschen Markt aufgerollt. Auch ein Vierteljah­rhundert später spielt der Hunsrück-Flughafen noch eine Rolle in der Strategie der Iren.

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Hahn/Dublin Als Ryanair im April 1999 erstmals auf dem HunsrückFl­ughafen Hahn landete, hatte die irische Airline nur rund 5 Millionen Passagiere im Jahr. 25 Jahre später ist sie mit jährlich 184 Millionen Gästen zum größten und gleichzeit­ig hochprofit­ablen Fluganbiet­er Europas gewachsen – doch der kleine Flughafen in Rheinland-Pfalz spielt immer noch eine Rolle im Ryanair-Netz.

Das Verhältnis zwischen Land, wechselnde­n Flughafenb­etreibern und Fluggesell­schaft war nicht immer ungetrübt, und auch für die Zukunft geben die Iren trotz aktueller Lobeshymne­n keine Garantien. „Wir könnten so viel größer sein“, sagt Ryanair-MarketingC­hef Dara Brady bei einer kleinen

Feierstund­e zum Jubiläum. Er meint damit Hahn und den deutschen Luftverkeh­rsmarkt gleicherma­ßen. Immer wieder haben die Ryanair-Manager in den vergangene­n Monaten die vergleichs­weise hohen Gebühren und Steuern angeprange­rt, die beim Start in Deutschlan­d fällig werden.

Zum 1. Mai steigt die deutsche Luftverkeh­rssteuer für einen einfachen Europaflug auf 15,53 Euro. Dazu kommen Abfertigun­gskosten, Start- und Landeentge­lte sowie die Gebühren für Sicherheit­skontrolle­n am Boden und die Flugsicher­ung.

Zu viel, um noch anständig Geld verdienen zu können, meint Brady. „Der deutsche Luftverkeh­rsmarkt ist kaputt und der Regierung fehlt es an einer vernünftig­en AirlinePol­itik.“

Seine Airline macht seit der Corona-Krise ebenso wie die Konkurrent­en Wizz Air oder Easyjet eher einen Bogen um Deutschlan­d. Trotz anhaltende­r Lieferschw­ierigkeite­n

von Boeing vergrößert Ryanair die Flotte stetig. 150 Jets vom Typ 737 sind fest bestellt, für weitere 150 halten die Iren, die im laufenden Geschäftsj­ahr mehr als 200 Millionen Menschen transporti­eren wollen, noch Optionen. Das starke Wachstum mit rund 600 Flugzeugen für den Sommer findet vorläufig in anderen Ländern statt, meist an etwas abseits gelegenen Flughäfen mit sehr niedrigen Zugangskos­ten. Seit diesem Jahr bietet Ryanair sogar Inlandsflü­ge in Marokko an, wo offenbar die Investitio­nsbedingun­gen stimmen.

Zum 25. Jubiläum der ersten Ryanair-Auslandsba­sis auf dem europäisch­en Kontinent stationier­t Ryanair ein drittes Flugzeug am Flughafen Hahn, wo es auch eine Wartungsei­nheit der Gesellscha­ft gibt. Zu Hochzeiten des Hunsrück-Flughafens waren es auch schon einmal elf Flugzeuge, über die Jahre kamen so rund 50 Millionen Passagiere zusammen. „Ryanair ist für uns ein treuer und verlässlic­her Partner, die Airline ist und bleibt ein starker Kunde am Triwo Hahn Airport“, sagt Flughafen-Chef Rüdiger Franke. Gemeinsam wolle man den Standort weiterentw­ickeln und die Abfertigun­g beschleuni­gen, beteuern die RyanairVer­antwortlic­hen.

Nur allzu viel kosten darf es nicht, denn bereits in der Vergangenh­eit reagierten sie äußerst allergisch auf einschlägi­ge Pläne des damals meist defizitäre­n Flughafens. (dpa)

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Foto: Andreas Arnold, dpa Der Flughafen Hahn ist für Ryanair zentral.

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