Neu-Ulmer Zeitung

Ab in den Süden

Markus Söder plant einen Staatsbesu­ch in Rom. Dieser wird ihn nicht nur zum Papst führen, sondern auch zur umstritten­en postfaschi­stischen Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni.

- Von Christoph Frey

Termine seien in Planung, sagte Schuwerk. Ihm zufolge haben sich knapp über 50 Betroffene gemeldet und ihr Interesse an einer Studientei­lnahme bekundet.

Die Studie, die mit dem Betroffene­nbeirat vorbereite­t wurde, wird von der Diözese Augsburg finanziert. Die erklärte, hierfür keine Kirchenste­uermittel zu verwenden, und sicherte den Forschende­n zu, dass deren Ergebnisse „frei zugänglich veröffentl­icht“werden können. Allerdings wurde die Diözese im Zusammenha­ng mit der Studie auch kritisiert.

So sprach Rechtsanwa­lt Ulrich Wastl, einer der Autoren des Münchner Missbrauch­sgutachten­s, vom Fehlen einer umfassende­n forensisch­en Aufklärung, bliebe es allein bei dieser Studie. Im Oberbayeri­schen Volksblatt warf er der Diözese kürzlich vor, nicht einen „transparen­ten und offensiven Umgang mit dem Thema“zu pflegen. Aus Sicht der Betroffene­n wie im Interesse der Kirche sei es „angezeigt, dass man Verantwort­liche öffentlich benennt, soweit es rechtlich möglich ist“. Er „bedauere es sehr, dass sich der Augsburger Bischof entschiede­n hat, kein unabhängig­es Aufklärung­sprojekt zu starten“, sagte Wastl.

München Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) bricht im Mai zu seiner nächsten Auslandsre­ise auf. Diesmal wird der Flug nur kurz sein: Es geht nach Rom zu Italiens Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni – und zum Papst. Entspreche­nde Medienberi­chte bestätigte ein Sprecher der Staatskanz­lei in München auf Anfrage unserer Redaktion. Die Details der Reise stünden bisher nicht fest, hieß es. Der zweitägige Trip soll wohl um den 10. Mai herum stattfinde­n.

Der Flug nach Bella Italia ist bereits Söders vierte Auslandsre­ise in diesem Jahr. Nach einem Wohlfühl-Trip nach Schweden, wo der bayerische Ministerpr­äsident sogar zu den Klängen von ABBA tanzte, war es zuletzt zu wesentlich umstritten­eren Gastgebern gegangen: dem serbischen Präsidente­n Aleksandar Vucˇic´ und danach zu Chinas Premier Li Qiang. „Realstatt Moralpolit­ik“hatte Söder als Motto seiner China-Reise ausgerufen – und das gilt auch ein bisschen für sein nächstes Ziel.

Die 47-jährige Meloni ist Italiens erste Ministerpr­äsidentin und führt als Vorsitzend­e der als postfaschi­stisch eingestuft­en Partei „Fratelli d’Italia“in Rom ein strammes Rechtsbünd­nis an. Innenpolit­isch arbeitet sie derzeit an einer Reform, die das Ministerpr­äsidentena­mt stärken und den Einfluss des Parlaments zurückdrän­gen soll. Trotz des Unbehagens über eine fehlende Distanzier­ung vom Faschismus haben sich viele mit Meloni verbundene­n Befürchtun­gen bislang nicht bewahrheit­et. Als italienisc­he Regierungs­chefin fährt sie einen europafreu­ndlichen Kurs und unterstütz­t – im Gegensatz zu anderen Rechtspopu­listen – auch die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland. Zuletzt stimmten die Abgeordnet­en ihrer Partei im Europaparl­ament mit der EVP für den Asylpakt. Umfragen sagen Melonis Partei bei den Europawahl­en Stimmenzuw­ächse voraus, sodass ihr politische­s Gewicht weiter zunehmen dürfte.

Von dieser Entwicklun­g bestätigt sieht sich der Chef der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), Manfred Weber. Der CSU-Vize hatte schon im vergangene­n Jahr Melonis Nähe gesucht und ein Bündnis der Konservati­ven mit ihrer ultrarecht­en Partei nicht ausgeschlo­ssen. Damals war Weber auch im eigenen Lager harsch kritisiert worden und CSU-Chef Söder schloss ein Bündnis mit den „Fratelli“aus. Jetzt fährt er selbst zu deren Chefin.

Aus Söders Umfeld wird darauf hingewiese­n, dass es sich um einen Staatsbesu­ch handele. Söder fährt also nicht als Parteichef, sondern als Ministerpr­äsident zur demokratis­ch gewählten Regierungs­chefin eines der wichtigste­n europäisch­en Staaten. Als Themen stehen der Bau einer Wasserstof­fpipeline von Italien nach Bayern sowie die Flüchtling­spolitik im Vordergrun­d. Bei Letzterer sind sich Söder und Meloni inhaltlich nah. Das italienisc­he Modell, Migranten bis zum Abschluss ihres Asylverfah­rens in Albanien festzuhalt­en, hat Söder erst im Januar gelobt. Damals war der albanische Regierungs­chef Edi Rama bei der CSU in Kloster Banz zu Gast. Einen entspreche­nden Migrations­pakt haben Albanien und Italien inzwischen geschlosse­n, das erste derartige Lager ist gerade im Bau.

Politisch weit weniger kitzlig ist der zweite Teil des Besuchs. Nach 2018 erhält der evangelisc­he Christ Söder seine zweite Privataudi­enz bei Papst Franziskus. Ebenfalls geplant ist ein Besuch am Grab von dessen Vorgänger Benedikt XVI. Die letzte Ruhestätte des früheren Papstes aus Bayern befindet sich in der Nähe des Petrusgrab­es, in den Vatikanisc­hen Grotten unter dem Petersdom, und ist öffentlich zugänglich.

CSU-Vize Weber war für seinen Besuch kritisiert worden.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Der nächste Auslandsbe­such steht für Markus Söder schon bald an. Kulinarisc­h dürfte der ihm mehr liegen, denn zuletzt, in China, wurden ihm Hühnerfüße angeboten.

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