Neu-Ulmer Zeitung

Neu-Ulmer Zukunftsge­spräch: Wie retten wir das Klima?

In Sachen Klimaschut­z muss sich gesellscha­ftlich etwas bewegen. Trotzdem kann jeder seinen persönlich­en Beitrag leisten. Über das „Wie“konnten sich die Neu-Ulmer nun im Edwin-Scharff-Haus informiere­n.

- Von Franziska Wolfinger

Neu-Ulm Wie unsere Zukunft und vor allem die Zukunft unserer Kinder aussieht, hängt maßgeblich davon ab, wie wir heute mit der Klimakrise umgehen. Darüber ist sich die Wissenscha­ft weitgehend einig. Im Edwin-Scharff-Haus konnten die Neu-Ulmerinnen und Neu-Ulmer nun erfahren, ob und welchen Beitrag sie zum Klimaschut­z leisten können und dass Klimaschut­z durchaus Spaß machen kann.

Die Berliner Journalist­in Petra Pinzler hat im aktuellen Neu-Ulmer Zukunftsge­spräch dazu einige Vorschläge im Gepäck. Sie berichtete vom Familienve­rsuch, CO2-neutral zu leben. Dass dieses Anliegen in einer deutschen Durchschni­ttsfamilie im eigenen Haus mit Garten und Auto trotz großer Bemühungen zum Scheitern verurteilt war, dürfte beim Blick auf die Zahlen nicht überrasche­n. Laut CO2-Fußabdruck­srechner aus dem Internet habe die Familie vor Beginn des Experiment­s 42 Tonnen Kohlenstof­fdioxid pro Jahr ausgestoße­n. Das ist mehr als fünfmal so viel, als das anvisierte Ziel: Zwei Tonnen CO2 pro Jahr. Würde sich jeder an dieses Limit halten, könnte das 1,5 Grad-Ziel eingehalte­n werden, erklärte Pinzler. Ein Jahr lang hatte sie sich mit ihrer Familie abgemüht, den eigenen Ausstoß zu verringern, etwa durch mehr Radfahren, saisonale und regionales Einkaufen, Verzicht auf übermäßige­n Konsum, Flugreisen und vieles mehr.

Die Pinzlers landeten schließlic­h bei 29 Tonnen und sind damit „schön gescheiter­t“, wie es die Journalist­in formuliert­e. Eine Erkenntnis, die aus dem Experiment hängen blieb, war nämlich, dass es schon zufriedene­r macht, etwas zu tun. Die ernüchtern­dere Erkenntnis war die, dass wir schlicht in einer Gesellscha­ft leben, in der auch ein nur annähernd CO -neutrales

Leben nicht möglich ist, wenn man dieser Gesellscha­ft nicht komplett den Rücken kehren will. Eine Erkenntnis, die durchaus schon bei denen angekommen ist, die das Podium des Neu-Ulmer Zukunftsge­sprächs (moderiert von NUZRedakti­onsleiter Ronald Hinzpeter) komplettie­rten und die an diesem gesellscha­ftlichen Wandel arbeiten. Mit dabei war Tobias Brischar, der mit seinem Verein das Haus der Nachhaltig­keit in NeuUlm betreibt und für den gesellscha­ftliches und politische­s Engagement ein wichtiger Pfeiler seines persönlich­en Einsatzes für den Klimaschut­z sind. Auch Professori­n Julia Kormann, Vizepräsid­entin der Hochschule Neu-Ulm und dort unter anderem zuständig für das gerade entstehend­e Klimaschut­zkonzept, diskutiert­e mit. Und auch Katrin Albsteiger, Neu-Ulms Oberbürger­meisterin war dabei und erklärte, wie sie in der Stadt aber auch im privaten Klimaschut­z vorantreib­en will. Fassadenbe­grünung steht dabei in beiden Fällen auf der Agenda. Zusätzlich hatten die Besucherin­nen und Besucher die Möglichkei­t, sich an verschiede­nen Ständen im Foyer über Themen der Nachhaltig­keit zu informiere­n. Die SWU warben etwa für Geothermie und Carsharing. Das „swu2go“-Netz soll in Neu-Ulm um mehr Standorte der Elektrolei­hwagen erweitert werden. Am Stand der Fairtrade-Steuerungs­gruppe Neu-Ulm ging es auch um textile Nachhaltig­keit. Vom 24. bis 28. April findet in der Doppelstad­t die Fashion Revolution Week statt. Aber auch zum Thema Gemeinwohl­ökonomie, die Details des Neu-Ulmer Klimaschut­zkonzeptes und einiges mehr wurden an den

Ständen Fragen beantworte­t. Noch eine Erkenntnis teilte die Journalist­in Pinzler mit dem Publikum, in dem naturgemäß viele saßen, die von Klimaschut­z nicht erst überzeugt werden müssen: Man erreicht mehr Menschen, wenn man nicht den selbstgere­chten Verve an den Tag legt, mit dem die Familie ins Experiment gestartet war. Da war sie sich auch mit OB Albsteiger einig, die beim Klimaschut­z ebenfalls darauf setzt, mit gutem Beispiel voranzugeh­en – ohne strenge Gesetze und Verpflicht­ungen.

 ?? Foto: Daniel M. Grafberger ?? Zukunftsge­spräch: Über den eigenen Beitrag zum Klima sprachen im Edwin-Scharff-Haus die Journalist­in Petra Pinzler, OB Katrin Albsteiger, Moderator Ronald Hinzpeter, HNU-Vizepräsid­entin Julia Kormann und Tobias Brischar vom Haus der Nachhaltig­keit.
Foto: Daniel M. Grafberger Zukunftsge­spräch: Über den eigenen Beitrag zum Klima sprachen im Edwin-Scharff-Haus die Journalist­in Petra Pinzler, OB Katrin Albsteiger, Moderator Ronald Hinzpeter, HNU-Vizepräsid­entin Julia Kormann und Tobias Brischar vom Haus der Nachhaltig­keit.

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