Neu-Ulmer Zukunftsgespräch: Wie retten wir das Klima?
In Sachen Klimaschutz muss sich gesellschaftlich etwas bewegen. Trotzdem kann jeder seinen persönlichen Beitrag leisten. Über das „Wie“konnten sich die Neu-Ulmer nun im Edwin-Scharff-Haus informieren.
Neu-Ulm Wie unsere Zukunft und vor allem die Zukunft unserer Kinder aussieht, hängt maßgeblich davon ab, wie wir heute mit der Klimakrise umgehen. Darüber ist sich die Wissenschaft weitgehend einig. Im Edwin-Scharff-Haus konnten die Neu-Ulmerinnen und Neu-Ulmer nun erfahren, ob und welchen Beitrag sie zum Klimaschutz leisten können und dass Klimaschutz durchaus Spaß machen kann.
Die Berliner Journalistin Petra Pinzler hat im aktuellen Neu-Ulmer Zukunftsgespräch dazu einige Vorschläge im Gepäck. Sie berichtete vom Familienversuch, CO2-neutral zu leben. Dass dieses Anliegen in einer deutschen Durchschnittsfamilie im eigenen Haus mit Garten und Auto trotz großer Bemühungen zum Scheitern verurteilt war, dürfte beim Blick auf die Zahlen nicht überraschen. Laut CO2-Fußabdrucksrechner aus dem Internet habe die Familie vor Beginn des Experiments 42 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr ausgestoßen. Das ist mehr als fünfmal so viel, als das anvisierte Ziel: Zwei Tonnen CO2 pro Jahr. Würde sich jeder an dieses Limit halten, könnte das 1,5 Grad-Ziel eingehalten werden, erklärte Pinzler. Ein Jahr lang hatte sie sich mit ihrer Familie abgemüht, den eigenen Ausstoß zu verringern, etwa durch mehr Radfahren, saisonale und regionales Einkaufen, Verzicht auf übermäßigen Konsum, Flugreisen und vieles mehr.
Die Pinzlers landeten schließlich bei 29 Tonnen und sind damit „schön gescheitert“, wie es die Journalistin formulierte. Eine Erkenntnis, die aus dem Experiment hängen blieb, war nämlich, dass es schon zufriedener macht, etwas zu tun. Die ernüchterndere Erkenntnis war die, dass wir schlicht in einer Gesellschaft leben, in der auch ein nur annähernd CO -neutrales
Leben nicht möglich ist, wenn man dieser Gesellschaft nicht komplett den Rücken kehren will. Eine Erkenntnis, die durchaus schon bei denen angekommen ist, die das Podium des Neu-Ulmer Zukunftsgesprächs (moderiert von NUZRedaktionsleiter Ronald Hinzpeter) komplettierten und die an diesem gesellschaftlichen Wandel arbeiten. Mit dabei war Tobias Brischar, der mit seinem Verein das Haus der Nachhaltigkeit in NeuUlm betreibt und für den gesellschaftliches und politisches Engagement ein wichtiger Pfeiler seines persönlichen Einsatzes für den Klimaschutz sind. Auch Professorin Julia Kormann, Vizepräsidentin der Hochschule Neu-Ulm und dort unter anderem zuständig für das gerade entstehende Klimaschutzkonzept, diskutierte mit. Und auch Katrin Albsteiger, Neu-Ulms Oberbürgermeisterin war dabei und erklärte, wie sie in der Stadt aber auch im privaten Klimaschutz vorantreiben will. Fassadenbegrünung steht dabei in beiden Fällen auf der Agenda. Zusätzlich hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich an verschiedenen Ständen im Foyer über Themen der Nachhaltigkeit zu informieren. Die SWU warben etwa für Geothermie und Carsharing. Das „swu2go“-Netz soll in Neu-Ulm um mehr Standorte der Elektroleihwagen erweitert werden. Am Stand der Fairtrade-Steuerungsgruppe Neu-Ulm ging es auch um textile Nachhaltigkeit. Vom 24. bis 28. April findet in der Doppelstadt die Fashion Revolution Week statt. Aber auch zum Thema Gemeinwohlökonomie, die Details des Neu-Ulmer Klimaschutzkonzeptes und einiges mehr wurden an den
Ständen Fragen beantwortet. Noch eine Erkenntnis teilte die Journalistin Pinzler mit dem Publikum, in dem naturgemäß viele saßen, die von Klimaschutz nicht erst überzeugt werden müssen: Man erreicht mehr Menschen, wenn man nicht den selbstgerechten Verve an den Tag legt, mit dem die Familie ins Experiment gestartet war. Da war sie sich auch mit OB Albsteiger einig, die beim Klimaschutz ebenfalls darauf setzt, mit gutem Beispiel voranzugehen – ohne strenge Gesetze und Verpflichtungen.