Neu-Ulmer Zeitung

Was sind meine Talente? Kindermuse­um setzt auf Ausprobier­en

Das Edwin Scharff Museum gestaltet eine eigene „Mach-Mit-Ausstellun­g“. Dort sollen die Besucherin­nen und Besucher vor allem etwas über sich selbst lernen.

- Von Franziska Wolfinger

Neu-Ulm Ob Kunstwerke, die Geschichte der eigenen Stadt oder alte Autos. In Museen kann man sehr viel zu sehr vielen verschiede­nen Dingen lernen. Das Neu-Ulmer Kindermuse­um geht in seiner ersten selbst gestaltete­n Ausstellun­g einen anderen Weg und will es seinen Besucherin­nen und Besuchern ermögliche­n, etwas über sich selbst und die eigenen Fähigkeite­n zu erfahren.

Das Kindermuse­um im Edwin Scharff Museum gibt es inzwischen seit 15 Jahren. Nun nutzte das Team seine gesammelte Erfahrung, um eine eigene MachMit-Ausstellun­g an den Start zu bringen, die im Oktober eröffnet werden soll. Im Bildungs- und Kulturauss­chuss stellte Museumslei­terin Helga Gutbrod zusammen mit ihren Mitarbeite­rinnen die Idee hinter der neuen Ausstellun­g vor, die bislang den Arbeitstit­el „Was DU alles kannst. Eine Forschungs­reise in die Welt der Arbeit und zu deinen Lieblingst­ätigkeiten“trägt.

Birgit Höppl, stellvertr­etende Museumslei­terin und Projektver­antwortlic­he im Kindermuse­um erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, wie die Idee zu dieser Ausstellun­g entstanden ist. Am Anfang stand die Überlegung, eine Ausstellun­g zu den verschiede­nen Berufsfeld­ern zu gestalten, die heute viel unübersich­tlicher sind, als sie es früher waren. Immer mehr Menschen arbeiten in Bürojobs mit unübersich­tlichen Titeln, die oft auch Erwachsene vor ein Rätsel stellen. Hinzu kommt, dass sich die Arbeits- und Lebenswelt­en rasch ändern. So rückten die Ausstellun­gsmacher den Fokus weg vom Thema Arbeit hin zu Talenten und Fähigkeite­n, die man entweder für die Arbeit oder auch im privaten Umfeld nutzen kann. Und hin zu der Frage:

„Was kann ich gut und was macht mir noch Spaß?“

Das Kindermuse­um will einen Raum schaffen, in dem sich Kinder (und auch Erwachsene, ganz im Sinne des lebenslang­en Lernens) völlig wertungsfr­ei ausprobier­en und interagier­en können. Etwas, das häufig zu kurz kommt, sagt Höppl. In der Erziehung und Bildung gehe es schon früh um richtig und falsch, sodass Kinder früh in eine gewisse Richtung gedrängt werden. Genau solche Bewertunge­n soll es im Kindermuse­um aber nicht geben.

Es wurden verschiede­ne Könnensber­eiche identifizi­ert, die teilweise auch an klassische Berufsbild­er erinnern. Dazu gehört etwa eine Holzwerkst­att, aber auch dem Komplex „Fürsorge“wurde ein Ausstellun­gsbereich gewidmet. Innerhalb dieser Bereiche sind wiederum unterschie­dliche, teilweise aber auch die gleichen Fertigkeit­en gefragt. Kreativitä­t etwa kann man an verschiede­nen Stellen einsetzen. Über allem steht dann auch der Begriff Selbstwirk­samkeit, den das Museumstea­m im Kulturauss­chuss folgenderm­aßen definiert. Selbstwirk­samkeit sei das Vertrauen darin, mit den eigenen Fähigkeite­n neue Herausford­erungen meistern zu können. Eine wichtige Lektion. Wer diese verinnerli­cht hat, lebe meist zufriedene­r und gesünder, erklärt Höppl. Das lasse sich auch wissenscha­ftlich belegen. Das Kindermuse­um hat zu den Themen „Selbstwirk­samkeit“, „Selbstwert“und „Persönlich­keitsentwi­cklung“mit dem Institut für Psychologi­e und Pädagogik, Abteilung Entwicklun­gspsycholo­gie der Uni Ulm zusammenge­arbeitet.

Es ist ein recht abstraktes Thema, das das Kindermuse­um für seine Ausstellun­g gewählt hat. Das bedeutet aber auch, dass die Ausstellun­g steht verändert und weiterentw­ickelt werden kann. So sollen die Besucher in der knapp zwei Jahre dauernden Laufzeit dort immer wieder Neues entdecken können. Und auch, wenn diese Mit-mach-Ausstellun­g im Anschluss daran an andere Kindermuse­en

verliehen wird, sollen Anpassunge­n leicht möglich sein. Die Coronapand­emie, die durch Schließung­en und strenge Auflagen auch den Betrieb im Edwin Scharff Museum ins Stocken brachte, hatte letztlich doch einen Vorteil.

Sie schuf überhaupt erst die Freiräume in der täglichen Museumsarb­eit, die das Team für die Gestaltung einer eigenen Ausstellun­g nutzen konnten. Die bisher gezeigten Wechselaus­stellungen im Kindermuse­um waren Leihgaben aus anderen Häusern. Zuletzt lockte „Erzähl mir was vom Tod“so viele Besucherin­nen und Besucher an, dass diese Ausstellun­g bis zum 30. Juni verlängert wurde.

 ?? Foto: Edwin Scharff Museum ?? Im Edwin Scharff Museum entsteht derzeit eine neue Ausstellun­g für das Kindermuse­um. Im Oktober ist die Eröffnung geplant, die Arbeiten laufen auf Hochtouren.
Foto: Edwin Scharff Museum Im Edwin Scharff Museum entsteht derzeit eine neue Ausstellun­g für das Kindermuse­um. Im Oktober ist die Eröffnung geplant, die Arbeiten laufen auf Hochtouren.

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