Bei Blumen Weimar wird es wieder mythisch
„Fleur de Chic“startet diesen Freitag im Finninger Refugium – eine große Kunstinstallation aus Naturgrün und Upcyclingkunst, heuer unter dem Titel „Das Flüstern der Stille“.
Finningen Jenseits der offiziellen Verkaufsflächen von „Blumen Weimar“beginnt das Refugium im Finninger Ried – eine wie verwunschen scheinende Oase, durch und durch gestaltet und dennoch naturnah. Überall scheinen künstlerische Eingriffe aus dem Grün: ein versunkenes Bett, Bachläufe, Glaskuben, von Moos überwachsen, Klangobjekte in den Bäumen. Aktuell entsteht dort wieder eine Kunstinstallation.
Das „Refugium“, von Bernhard Weimar ganz in der Idee eines naturnahen Parks gestaltet, ist ein grünes Kleinod, das aber „nur“das Entree für „Fleur de Chic“ist, eine jährliche Kunstinstallation in zwei Gewächshäusern. „Das Flüstern der Ewigkeit“lautet der diesjährige Titel. Es ist eine Konzeptkunst, die mit Pflanzen, Naturobjekten, natürlichen Materialien, Stoffen, Upcyclingobjekten und Klang arbeitet. Der Besucher geht wie durch eine Wunderwelt, in der Fremdes und Bekanntes sich mischt, Schönheit und Morbidität sich treffen, Natur und Menschengemachtes kontrastieren. In mehreren Themeneinheiten durchwandert man „Das Flüstern
der Ewigkeit“, als roter Faden durchziehen mehrere Themenkomplexe die Schau, die am kommenden Freitag beginnt.
Da ist zum einen die Verletzlichkeit der Natur. „Wir nehmen so vieles als gegeben und selbstverständlich hin“, sagt Weimar, „oft ist die Verbindung zur Natur und zu allem Leben auf dieser Welt verloren gegangen.“Aus diesem Bedauern über den Kontaktverlust zur Natur sieht er seine Installation als Angebot, wieder in Kontakt zu kommen mit der Sinnlichkeit der Natur. Freude, Entdeckerlust und auch lebenszugewandter Humor wecken die Stationen, etwa „Raumschiffe“. Das sind alte Matratzenstücke, die mit Pflanzen versehen von der Decke herabhängen und durch eine ausgeklügelte Beleuchtung Assoziationen zu Inseln wie auch zu Raumschiffen eröffnen; das einstige Sofakissen, das Matratzenstück bleibt erkennbar und ist doch fantasievoll transformiert. „Die Belebtheit aller Dinge“ist Bernhard Weimar ein Anliegen. Das verbrauchte, das Alte, das Weggeworfene ist für den Künstler ein Schatz, in dem künftige Verwendungen verborgen sind. Es ist ein fortwährendes Spiel von Sichtbarwerden und Verstecktbleiben. Die
Titel geben einen Hinweis auf die Freude Weimars an Legenden, Mythen, am Formulieren: „Nebelbäume“, „Ausbrechen“, „Nebelglocken“und „Welttheater“heißen Teile der Großinstallation.
Die gesamte Schau hat Weimar, der seine Kunst auf zahlreichen Bundes- und Landesgartenschauen zeigt und hierfür oftmals mit Preisen bedacht wurde, gemeinsam mit Bernhard Thenmeyer eingerichtet. Da gab es keine Hilfe von außen: Von der Elektrik über die Flaschnerei,
Licht- und Tontechnik wird alles selbst gemacht. „Das ist ein ständiger Fluss von Ideen, ein Prozess“, erklärt Weimar. Dass dem Betrachter, bei allem magischen, mitunter märchenhaft scheinenden Zauber auch immer wieder vor Augen gehalten wird, wie leicht die Natur zerstört werden kann, ist Absicht. „Die Welt ist nicht mehr heil“, sagt Weimar. Subtil ist den sanft schwingenden „Nebelbäumen“ein Regal mit menschengemachten Giften (in Form uralter, leerer ChemieFlaschen)
gegenübergestellt. Totholz, abgestorbene Vegetation, die erstaunlich harschen Formen toter Materie stören immer wieder die Harmonie. Er wende sich in seiner Kunst immer auch gegen „HeileWelt“-Floristik, sagt Weimar. Es komme ihm absurd vor, dass Menschen Naturnähe betonen, zugleich aber im heimischen Garten „jedes gelbe Blättchen, jede verwelkte Blüte abknipsen, damit nichts das Bild der üppigen Natur stört“.
„Das Flüstern der Ewigkeit“ist eine liebevolle Feier des Lebens, immer auch mit dem Blick auf unser menschliches Verhalten, das oftmals diesem Leben schadet. Doch es überwiegt das Heitere, Humorvolle. Wenn man am Ende des Rundgangs im Café des „Refugiums“zwischen Brunnen und üppig blühenden Pflanzen eine Stärkung zu sich nimmt, wird man den Kopf übervoll haben mit Eindrücken und Einfällen, die der Naturkünstler Bernhard Weimar wie ein gewiefter Operndirektor mit eleganter Klugheit arrangiert hat.
> Info: „Fleur de Chic“ist bis 27. April geöffnet, und zwar Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr und Samstag 10 bis 16 Uhr.