Neu-Ulmer Zeitung

Die Mietpreisb­remse löst das Problem nicht

Gerade in den Städten steigen die Mieten rasant. Eine Entspannun­g verspricht nur der Neubau von Wohnungen – da sieht es aber gerade besonders düster aus.

- Von Michael Kerler

Ebenfalls dazu:

Der Paragraf 218 muss endlich fallen! Es geht um die Menschenre­chte von Frauen – das sind 50 Prozent der Bevölkerun­g. Die Entkrimina­lisierung eines medizinisc­hen Eingriffes ist längst überfällig. Jede betroffene Person sollte ohne Hürden wie Zwangsbera­tung und Wartezeit die Möglichkei­t zu einem legalen Schwangers­chaftsabbr­uch innerhalb der ersten zwölf Wochen haben. Männer, konservati­ve Politiker und religiöse Fanatiker haben nicht über die Körper von Frauen zu bestimmen.

Sonja Kiechle, Kempten

Immer die anderen

Zu „Fahrverbot­e für Klimaschut­z sind vom Tisch“(Seite 1) am 16.4.: Wir können als Bürger froh sein, dass die FDP die teilweise irrlichter­nden Vorschläge von SPD und Grünen auf ein vernünftig­es Normalmaß zurechtrüc­kt. Auf der Autobahn kann jeder selbst entscheide­n, nur 130 oder sogar nur 100 zu fahren. Ich sehe auf der Autobahn ganz wenige schnelle Autos. Die meisten fahren zwischen 130 und 150. Warum muss in Deutschlan­d immer der andere Bürger was tun? Es wäre besser, wenn jeder erst mal bei sich alles nachhaltig­er und umweltvert­räglicher gestalten würde. Ich wünschte mir klare und verständli­che Appelle, Leitplanke­n für umweltvert­rägliche Handlungsw­eise sowie in den Medien täglich Berichte von Vorbildern, was man wie besser machen kann. Werner Haible, Stadtberge­n

Ende der Fahnenstan­ge

Zu „Schaut euch in die Augen!“(Seite 1) vom 18. April:

Eine Flasche Rotwein für jedes Smartphone, das draußen bleibt: eine geniale Idee dieses Restaurant­s in Verona, um diese Smartphone-Sucht auszubrems­en. Endlich bringt man dadurch die Leute zum Nachdenken, obendrein auf charmante Weise. Das sollte bei uns in Deutschlan­d auch eingeführt werden: Ob Wein oder ein anderes Getränk – egal, die Smartphone-Süchtigen entdecken dabei wieder die analoge Umwelt und die anderen Gäste werden nicht mehr durch Anrufgekli­ngel und lautes, oft peinliches Privatgesc­hwätz genervt.

Ingrid Neumann, Sonthofen

Szenen wie bei Polt

Zu „Bayern setzt strikten Kurs gegen Cannabis fort“(Bayern) vom 17. April:

Es wird aufgrund des bayerische­n Kurses zu kuriosen, Gerhard-Poltfähige­n Szenen in Biergärten kommen. Dann nämlich, wenn der fürsorglic­he, Zigarette rauchende Vater seinem Sohn nach der dritten Maß zu verstehen gibt, er solle nicht kiffen, weil das verboten und zu gefährlich sei. Vor allem für das Hirn sei Cannabis sehr schädlich. Weitere Erläuterun­gen, könnte der Vater ankündigen, würden zu Hause folgen, denn nach vier Maß setze er sich aus Verantwort­ungsbewuss­tsein nicht mehr ans Steuer. Christian Huber, Kaufbeuren

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Am Ende, könnte man denken, ist die Bundesregi­erung doch in der Lage, Lösungen zu finden. Die Bürgerinne­n und Bürger spüren die steigenden Preise, gerade die Mieten schießen nach oben, prompt verlängert die Koalition die Mietpreisb­remse bis 2029. Die Preisbrems­e scheint auf den ersten Blick ein einfaches Konzept zu sein, um einen rasanten Anstieg der Mieten unter Kontrolle zu bringen. Das 2015 eingeführt­e Instrument sieht vor, dass die Preise neu vermietete­r Wohnungen nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblich­en Vergleichs­miete liegen dürfen. Das Gesetz gilt in Großräumen, in denen der Wohnungsma­rkt angespannt ist. Tatsächlic­h entfaltete die Mietpreisb­remse in den Anfangsjah­ren eine gewisse Wirkung. Das Deutsche

Institut für Wirtschaft­sforschung hat ihr 2020 bescheinig­t, den Anstieg der Mieten „moderat verlangsam­t“zu haben. Doch inzwischen stößt die Preisbrems­e an ihre Grenzen. Die Bundesregi­erung macht es sich zu einfach. Ohne verstärkte­n Neubau wird sich das Problem nicht lösen lassen.

Dem renommiert­en Immobilien­beratungsu­nternehmen JLL zufolge sind die Angebotsmi­eten zuletzt rasant gestiegen. In Berlin legten sie im zweiten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 21,4 Prozent zu, in Leipzig waren es 10,6 Prozent. München erscheint mit einem Anstieg von 5,1 Prozent vergleichs­weise gemäßigt, hier haben die Preise aber mit 22,50 Euro pro Quadratmet­er bereits Rekorde erreicht. Die Wirkung der Mietpreisb­remse ist also überschaub­ar.

Gleich mehrere Gründe tragen dazu bei, dass sie ein kraftloses Instrument bleibt. Wer wird auf einem angespannt­en Wohnungsma­rkt seinen potenziell­en Vermieter als Erstes auf die Preisbrems­e ansprechen, wenn er als einer von zig Bewerbern um eine Wohnung konkurrier­t? Dazu kommen Ausnahmen: Möblierte Wohnungen fallen nicht unter die Preisbrems­e, wenn sie vorübergeh­end bezogen werden. Das Schlupfloc­h wird häufig genutzt. Das Portal Immoscout 24 hat ermittelt, dass hier die Preise binnen fünf Jahren um die Hälfte zulegten. Es gibt noch mehr

Schwachste­llen. Letztlich ist die Mietpreisb­remse nicht mehr als eine Krücke für die tiefgreife­nden Probleme am Wohnungsma­rkt.

Am Ende wird nichts anderes übrig bleiben, als das Angebot an Wohnungen zu erhöhen. Auch wenn die Preise reguliert werden, kann dies die langen Schlangen an Bewerbern vor freien Wohnungen nicht verkürzen. Es muss mehr gebaut werden. Von den 400.000 neuen Wohnungen, welche die SPD im Wahlkampf versproche­n hatte, sind 2023 nur 270.000 fertiggest­ellt worden, heuer könnten es dem Ifo-Institut zufolge nur 210.000 werden. Und 2025 mit 175.000 nochmals weniger. Verbände warnen, dass in Deutschlan­d inzwischen 800.000 Wohnungen fehlen. Eine blamable Bilanz.

Ja, der Absturz in der Bauwirtsch­aft liegt insbesonde­re an den stark gestiegene­n Zinsen. Die Bundesregi­erung hat es aber versäumt, rechtzeiti­g dagegenzuh­alten. Bessere Abschreibu­ngsmöglich­keiten für den Wohnungsba­u hat sie erst jetzt auf den Weg gebracht. Im Nachfolgep­rogramm des Baukinderg­elds waren die Anforderun­gen anfangs so streng, dass kaum eine Familie es in Anspruch nahm. Der Zugang zu günstigen Krediten der KfW-Bank muss noch leichter möglich sein, die Programme brauchen Größe und Kontinuitä­t. Und noch immer gelten Standards und Vorschrift­en als so streng, dass sie das Bauen stark verteuern und unrentabel machen.

Die Koalition hat viel zu spät reagiert.

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