Neu-Ulmer Zeitung

Dieser FC Bayern hat das Zeug zum großen Wurf

- Von Florian Eisele

Es war längst nicht alles souverän, was der FC Bayern gegen Arsenal gezeigt hatte. Im Hinspiel mussten die Münchner eine furiose Startphase der Londoner überstehen, auch im Rückspiel in der Allianz Arena gab es kritische Phasen. Und dennoch zeigte die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel ihre Qualitäten und steht zu Recht im Halbfinale der Königsklas­se. Präsident Herbert Hainer sprach gewisserma­ßen den Schlüssel zum Erfolg an, als er nach Schlusspfi­ff des 1:0-Sieges im Rückspiel sagte: „Wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen, dann sind wir eine der besten Mannschaft­en in Europa.“Es war oft in dieser Saison so, dass diese Qualitäten nicht zu sehen waren – nicht umsonst muss dieses Team noch darum kämpfen, in der Fußball-Bundesliga zumindest Rang zwei zu sichern. Die Bereitscha­ft, „sich zu quälen und gemeinsam zu leiden“, wie sie Trainer Thomas Tuchel ansprach, scheint im Ligaalltag nicht immer da zu sein. In der Königsklas­se ist das anders. Wenn das Flutlicht der Champions League angeht, zeigt der FC Bayern seine Qualitäten.

Eben jenes Spotlight wird im Halbfinale der Königsklas­se so hell wie noch nie zuvor in dieser Spielzeit strahlen. Die ganze Welt wird zusehen, wenn die Münchner um das Ticket für Wembley kämpfen – und das wird die Energie freisetzen, die in der Bundesliga nicht immer da war. Tatsächlic­h sind die anderen drei verbleiben­den Klubs alles andere als unschlagba­r: Weder Real Madrid, noch Paris St. Germain und erst recht nicht der BVB sind die Übermannsc­haft, wie sie Manchester City in der vergangene­n Spielzeit darstellte.

Dazu kommt: Für viele Spieler im Kader der Bayern wäre ein Triumph in Wembley die ultimative Krönung, der maximale Anreiz. Für Harry Kane etwa, der sich jetzt schon wieder anhören muss, dass eine Mannschaft mit ihm keine Titel gewinnen kann. Für die Altmeister Thomas Müller und Manuel Neuer, für die es die wohl letzte Chance auf den Henkelpott wäre. Für die viel geschmähte­n Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die als Gesicht der Krise im DFB und FCB ausgemacht waren. Sie alle haben ihre Qualitäten, sind angestache­lt – und werden es nicht zulassen, dass die Bayern gegen Real ihr Bundesliga-Gesicht zeigen.

Nicht zuletzt wäre der Sieg in der Champions League die ultimative Genugtuung für Trainer Thomas Tuchel, der mit dem größtmögli­chen Triumph Abschied aus München nehmen könnte. Es ist eine Drucksitua­tion, wie sie die Mannschaft von Real Madrid nicht hat: Die Königliche­n sind Tabellenfü­hrer in Spanien, viele Spieler aus dem Team haben die Königsklas­se mehrfach gewonnen.

Thomas Tuchel sagte vor einigen Wochen, dass seiner Mannschaft absolut alles zuzutrauen sein – im Negativen wie im Positiven. Die Aussage wurde damals im Frust getätigt, einen Beleg für die negative Variante haben die Bayern mehrfach geliefert. In den kommenden Wochen kann der FC Bayern zeigen, dass ihm auch in positiver Hinsicht alles gelingen kann. (Foto: Sven Hoppe, dpa)

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Joshua Kimmich
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