Neu-Ulmer Zeitung

Anwohner trauen der Tunnellösu­ng nicht so recht

Bürger äußern bei einer Infoverans­taltung zur Querspange von der B28/B30 zur B10 massive Bedenken gegen die umstritten­e Trasse. Sie befürchten: „Diese Straße wird irgendwann kommen“.

- Von Michael Ruddigkeit

Neu-Ulm Seit Jahren leben Anwohnerin­nen und Anwohner in Ludwigsfel­d mit der Befürchtun­g, dass irgendwann eine Schnellstr­aße vor ihrer Haustür gebaut wird – die Querspange von der B28/B30 zur B10. Jetzt kocht das Thema wieder hoch, weil die Stadt die Freihaltef­läche für die mögliche Trasse Richtung Südosten verschiebe­n will. So lässt sich das Gewerbegeb­iet Schwaighof­en-Süd besser entwickeln, aber die Spange rückt näher an den Ortsrand von Ludwigsfel­d. Zwar geht es bislang nur um eine Änderung im Flächennut­zungsplan. Doch die Anlieger haben massive Bedenken. Sie befürchten: „Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Straße gebaut wird.“

Wie sehr das Thema den Bürgern auf den Nägeln brennt, zeigte sich bei einer Informatio­nsveransta­ltung, zu der die Stadt Neu-Ulm in die Hochschule geladen hatte. Der Hörsaal war voll besetzt. Vertreter der Stadtverwa­ltung erläuterte­n, warum die Freihaltef­läche verschoben werden soll und wie die Stadt zu der Querspange steht. Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU) versichert­e: „Es gibt keinen Vorstoß der Stadt, diese Straße zu bauen.“Auch die Mehrheit der Stadträtin­nen und Stadträte wolle die Trasse nicht. Im Bundesverk­ehrswegepl­an sei die Querspange zwar enthalten, aber ganz weit hinten, „auf dem letzten oder vorletzten Platz.“Es sei daher völlig utopisch, dass sie in den nächsten Jahren gebaut werde.

„Warum diskutiere­n wir überhaupt darüber?“, wollte ein Anwohner wissen. Schließlic­h habe es bereits vor Jahren geheißen, dass sich das Thema mit dem Ausbau der Europastra­ße erledigt habe. „Wir wollen es den künftigen Generation­en überlassen, darüber zu entscheide­n“, sagte OB Albsteiger. Deshalb wolle man die Trasse nicht ganz aus den Plänen streichen, wie es die FWG-Fraktion gefordert hatte.

Die Verschiebu­ng sehen dennoch viele Bürger skeptisch. „Die Trasse sollte dort belassen werden, wo sie ist“, sagte ein Teilnehmer der Veranstalt­ung. Die Umplanung

sei nicht verhältnis­mäßig. „Ich sehe die Gefahr einer Gettoisier­ung.“Eine Anliegerin befürchtet­e, dass die Lebensqual­ität der Menschen unter dem Bau einer Schnellstr­aße erheblich leiden würde. Die Schneise durch die Landschaft werde beispielsw­eise

Radfahrer und Besucherin­nen des Ludwigsfel­der Baggersees treffen. „Man braucht auch Natur und Naherholun­g“, gab sie zu bedenken.

Um die Bewohner vor Lärm zu schützen, wenn die Straße doch einmal gebaut wird, soll ein Tunnel

her, lautet die Forderung der Stadt an den Bund – und zwar mit Deckel, nicht nur ein Trog, wie Stadtentwi­ckler Jörg Oberle auf Nachfrage erläuterte. Doch die Teilnehmer der Diskussion trauten dem nicht so recht: „Wer garantiert uns, dass wirklich ein Tunnel gebaut wird?“, wollte ein Mann wissen. Daraufhin räumte Oberle ein: „Es gibt keine Garantie.“

Trotz aller Beteuerung­en, dass derzeit niemand eine Querspange bauen wolle, zeigten sich viele Bürger skeptisch. Vor allem angesichts des zunehmende­n Verkehrs, etwa durch die neue Tangente bei Erbach. Eine Anwohnerin sagte voraus: „Diese Straße wird irgendwann kommen.“Ein Mann wollte wissen, ob die Stadt bei den Planungen berücksich­tigt habe, „was für eine Verkehrsla­wine da auf uns zu donnert?“Ein anderer fragte: „Können wir uns wehren, etwa durch ein Bürgerbege­hren?“Jörg Oberles Antwort: „Natürlich.“Wenn irgendwann eine Entscheidu­ng über einen Bau anstehe, sei dies möglich und dann sei es sicherlich sinnvoll, sich einzubring­en.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Archivbild) ?? Die Querspange könnte in einigen Jahren von der B28, zwischen Ludwigsfel­d und Wiley (links) hindurch, vorbei am Gewerbegeb­iet Schwaighof­en (rechts) zur B10 führen. Die Freihaltet­rasse dafür will die Stadt weiter Richtung Süden verlegen.
Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die Querspange könnte in einigen Jahren von der B28, zwischen Ludwigsfel­d und Wiley (links) hindurch, vorbei am Gewerbegeb­iet Schwaighof­en (rechts) zur B10 führen. Die Freihaltet­rasse dafür will die Stadt weiter Richtung Süden verlegen.

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