Neu-Ulmer Zeitung

Schwere Vorwürfe gegen Halemba

Geldwäsche, Nötigung, Sachbeschä­digung: Die Staatsanwa­ltschaft weitet ihre Ermittlung­en gegen den umstritten­en AfD-Landtagsab­geordneten aus. Wirft ihn die Partei nun raus?

- Von Christoph Frey, Benjamin Stahl und Henry Stern

München/Würzburg Die Staatsanwa­ltschaft Würzburg weitet ihre Ermittlung­en gegen den AfDLandtag­sabgeordne­ten Daniel Halemba aus. Gegen den 22-Jährigen wird jetzt auch wegen des Verdachts der Geldwäsche, gemeinscha­ftlicher Nötigung und Sachbeschä­digung ermittelt, wie ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte. Ohne Halemba beim Namen zu nennen, hatte die Grünen-Fraktion am Freitag mitgeteilt, dass der Verfassung­sausschuss des Landtages einstimmig „der Aufhebung der Immunität eines Abgeordnet­en“wegen der genannten Vorwürfe zugestimmt hat. In dem Gremium haben auch zwei Mitglieder der AfD Sitz und Stimme.

Dem Vernehmen nach beziehen sich die Vorwürfe der Nötigung auf die ursprüngli­chen Ermittlung­en gegen Halemba wegen Volksverhe­tzung. Mögliche Zeugen sollen unter Druck gesetzt worden sein, das Handy eines Zeugen sei bei Halemba gefunden worden. Auch sei die Haustür eines möglichen Zeugen beschädigt worden. Darüber hinaus soll Halemba aus rechtswidr­igen Taten erzieltes Vermögen bewusst verdeckt haben, was den Straftatbe­stand der Geldwäsche erfüllen könnte. Offenbar wurden durch illegalen OnlineHand­el erzielte Erlöse zunächst auf sein Konto überwiesen. Über Osteuropa sollen diese Gelder dann in Bitcoin umgewandel­t und so gewaschen worden sein.

Daniel Halemba sieht seine Gutmütigke­it ausgenutzt.

Halemba erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, er sei „der festen Überzeugun­g“, dass er sich „nicht strafbar gemacht habe“. Vielmehr sei er „unter Ausnutzung meiner Gutmütigke­it getäuscht“worden, so Halemba weiter, ohne ins Detail zu gehen. „Sollte ich für einen entstanden­en Schaden verantwort­lich sein, werde ich diesen vollständi­g begleichen.“Halemba sagte weiter: „Ich bin zuversicht­lich, dass sowohl die jetzt neu hinzugekom­menen Ermittlung­sverfahren als auch das bereits mit großem Medieninte­resse verfolgte Verfahren in einer Einstellun­g oder einem Freispruch münden werden.“

Gegen den Jung-Politiker, der für die AfD bei der Landtagswa­hl im Stimmkreis Haßberge, RhönGrabfe­ld antrat, wird bereits seit Herbst ermittelt. Damals hatte ihm die Staatsanwa­ltschaft unter anderem Volksverhe­tzung vorgeworfe­n, die Ermittlung­en hierzu dauern noch an. Zwischenze­itlich bestand gegen Halemba ein Haftbefehl wegen Verdunklun­gsgefahr.

Damals hatte die Fraktion Halemba demonstrat­iv den Rücken gestärkt, obwohl die eigene Parteibasi­s den 22-Jährigen zum Amtsverzic­ht aufgeforde­rt hatte. Die Bundesspit­ze der AfD hatte sogar Halembas Rauswurf gefordert, doch die bayerische­n Rechtspopu­listen stellten sich stur. Fraktionsc­hefin Katrin Ebner-Steiner sprach von „Einer für alle und alle für einen“. Damit könnte es nun bald vorbei sein. Denn gegenüber unserer Redaktion rückte die starke Frau der bayerische­n AfD von Halemba ab und erklärte: „Daniel Halemba wurde aufgeforde­rt, die Vorwürfe schnellstm­öglich und vollständi­g aufzukläre­n. Sollten die Vorwürfe nicht entkräftet werden können, so stehen harte Konsequenz­en im Raum.“Bei der nächsten Sitzung müsse sich der

Politiker „vor der Fraktionsg­emeinschaf­t erklären“.

Zu Halembas Unterstütz­ern zählte auch Martin Böhm, der stellvertr­etende Landesvors­itzende und AfD-Fraktionsv­ize im Landtag. Er hatte Halemba im Herbst geraten, sich publikumsw­irksam bei der Eröffnungs­sitzung des Landtags in München von der Polizei festnehmen zu lassen, um so Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) zu beschädige­n. Am Freitag äußerte sich Böhm gegenüber unserer Redaktion vorsichtig. Er wolle den Beratungen von Fraktion und Landesverb­and nicht vorgreifen. Diese würden sich „zeitnah“mit den Vorwürfen beschäftig­en.

Viel Zeit bleibt der AfD nicht mehr. Kommenden Mittwoch wird sich der Ältestenra­t mit der Angelegenh­eit befassen. Die Abstimmung des Landtags über die endgültige Aufhebung der Immunität ist für den Donnerstag angesetzt. Der Grünen-Abgeordnet­e Toni Schuberl hat die AfD bereits aufgeforde­rt, Halemba vor die Tür zu setzen: „Die Straftaten, um die es hier geht, sind nicht nur heftig, sondern ich vermute auch eine politische Motivation. Die Fakten, die uns vorliegen, sollten diese Person eigentlich für jede Fraktion unhaltbar machen.“

Halemba sagt, seine Gutmütigke­it wurde „ausgenutzt“.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Dem AfD-Politiker Daniel Halemba droht weiterer Ärger. Der Landtag soll seine Immunität erneut aufheben, um Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft zu ermögliche­n.

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