Neu-Ulmer Zeitung

ADAC plant Mega-Investitio­n in Penzing

Der Automobilc­lub legt Pläne für einen Innovation­scampus auf dem früheren Luftwaffen­standort vor. Es gibt allerdings Unwägbarke­iten, denn auch die Bundeswehr zeigt wieder Interesse an dem Gelände.

- Von Christian Mühlhause

Penzing Bereits seit sechs Jahren nutzt der ADAC den früheren Fliegerhor­st Penzing (Landkreis Landsberg) für Tests von Fahrzeugen und darin verbauten Assistenzs­ystemen. Der Automobilc­lub mit 22 Millionen Mitglieder­n will sein Engagement nun deutlich ausweiten und am Standort 250 Millionen Euro in Grunderwer­b und Infrastruk­tur investiere­n. Was genau geplant ist, stellten die Verantwort­lichen jetzt in einer Sitzung des Zweckverba­nds Area 61 vor, der sich um die Umnutzung des Geländes kümmert.

ADAC-Vorstandsm­itglied Dieter Nirschl machte gleich zu Beginn klar, wo sein Verein hin möchte: „Wir wollen eine führende Rolle bei der Forschung, Entwicklun­g und den Tests von intelligen­ter und nachhaltig­er Mobilität einnehmen.“Der Fliegerhor­st mit seinen räumlichen Kapazitäte­n und der Landebahn sei dafür bestens geeignet. Er sei überzeugt, dass sich das Mobilitäts­verhalten deutlich verändern werde, die Frage sei nur, in welcher Geschwindi­gkeit, ergänzte er.

Der ADAC will auf seinem Innovation­scampus ein Gründerzen­trum mit den Hochschule­n und Start-ups etablieren, Messen und Konferenze­n in Penzing ausrichten und sogar ein Museum eröffnen, in dem Kunstwerke rund um das Thema Mobilität zu sehen sein könnten, sowie alte Fahrzeuge. Auch ein Nahversorg­er, eine Betriebski­ta, Sportanlag­en und ein Restaurant sind vorgesehen. Errichtet werden soll zudem eine Stadtlands­chaft mit Ampeln, um ein ideales Testumfeld für die verschiede­nen Arten von Mobilität zu schaffen, informiert­e Reinhard Kolke, Leiter des ADAC-TechnikZen­trums Landsberg. „Die können die Penzing Studios dann auch für Dreharbeit­en nutzen“, sagte er mit Blick auf den anderen großen Nutzer auf dem ehemaligen Fliegerhor­st.

Architekt Josef Riel betonte, dass es sich um eine Vorplanung handle. „Das Konzept ist so flexibel ausgelegt, dass auch verändert werden kann, wenn sich die Anforderun­gen durch neue Technik oder Nutzergrup­pen ändert.“Der ADAC plant laut Vorstandsm­itglied Nirschl, 15 Hektar zu kaufen und weitere 80 Hektar in Erbpacht für 99 Jahre zu erwerben. „Wir rechnen mit Instandhal­tungskoste­n von fünf Millionen Euro pro Jahr“, so Nirschl. Der ADAC werde 50 Jobs schaffen, dessen Partner etwa 450, und noch einmal 100 könnten durch Kurzzeitmi­eter hinzukomme­n, führte er weiter aus.

Vier Ausbaustuf­en soll es geben, die jeweils im Rhythmus von zwei Jahren realisiert werden sollen. Die große Frage ist allerdings, wann es losgeht. Noch gehört das Gelände der Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (Bima) und das Wertgutach­ten für die Fläche – die Stadt Landsberg und die Gemeinde

Penzing haben ein Vorkaufsre­cht – steht noch aus. Für Unmut sorgt vor Ort auch immer wieder, dass die Bima immer neue Bedarfe für das 270 Hektar große Gelände anmeldet, die als Ausgleichs­flächen für andere Bundesproj­ekte genutzt werden sollen. Militärisc­her Abschirmdi­enst, Bundesnach­richtendie­nst und Bahn reklamiert­en hier Flächen. Teils ist das wieder vom Tisch. Anfang des Jahres wurde aber bekannt, dass die Luftwaffe Penzing als einen möglichen Radarstand­ort für den Raketensch­utzschild Arrow in Betracht zieht. Für den ADAC und die Penzing Studios, die als Zwischennu­tzer auf dem Fliegerhor­st sind, bedeutet dies ständige Unsicherhe­it über die weitere Zukunft.

Im Fall des Automobilc­lubs führte dies auch bereits dazu, dass das Projekt immer weiter schrumpfte. Anfangs plante der ADAC noch mit 200 Hektar. Noch geklärt werden muss auch das Thema Ausgleichs­flächen für den ADAC. Rechtsanwä­ltin und Immobilien­ökonomin Katharina Will zeigte sich vorsichtig optimistis­ch, dass sich mit der Luftwaffe eine Lösung finden lasse, die beiden Seiten helfe. „Die Landebahn ist mit ihrer Länge und Breite ein Testfeld, das man so selten findet“, sagte sie. Größere Sorgen bereite ihr, dass in den Gesprächen mit der Bima „bisher jeder Termin gerissen“worden sei. Es brauche eine klare Zeitschien­e.

Zwei Verbandsmi­tglieder warfen die Frage auf, mit welcher Gewerbeste­uer gerechnet werden könne. Hier nannte Will eine Summe von 1,5 Millionen Euro im Jahr, wenn alle Ausbaustuf­en erfolgt seien. Der ADAC will eine eigene, interne Aktiengese­llschaft nach europäisch­en Recht gründen, die sich um alles, auch die Vermietung an Partner, kümmert. Will verwies zudem darauf, dass es sich aktuell noch um Vorplanung­en handle und die 250 Millionen Euro Investitio­n ein Richtwert sei, der „30 Prozent nach oben oder unten“abweichen könnte.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Die Gemeinde Penzing und die Stadt Landsberg haben ein Vorkaufsre­cht für den früheren Fliegerhor­st der Luftwaffe in Penzing.

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