ADAC plant Mega-Investition in Penzing
Der Automobilclub legt Pläne für einen Innovationscampus auf dem früheren Luftwaffenstandort vor. Es gibt allerdings Unwägbarkeiten, denn auch die Bundeswehr zeigt wieder Interesse an dem Gelände.
Penzing Bereits seit sechs Jahren nutzt der ADAC den früheren Fliegerhorst Penzing (Landkreis Landsberg) für Tests von Fahrzeugen und darin verbauten Assistenzsystemen. Der Automobilclub mit 22 Millionen Mitgliedern will sein Engagement nun deutlich ausweiten und am Standort 250 Millionen Euro in Grunderwerb und Infrastruktur investieren. Was genau geplant ist, stellten die Verantwortlichen jetzt in einer Sitzung des Zweckverbands Area 61 vor, der sich um die Umnutzung des Geländes kümmert.
ADAC-Vorstandsmitglied Dieter Nirschl machte gleich zu Beginn klar, wo sein Verein hin möchte: „Wir wollen eine führende Rolle bei der Forschung, Entwicklung und den Tests von intelligenter und nachhaltiger Mobilität einnehmen.“Der Fliegerhorst mit seinen räumlichen Kapazitäten und der Landebahn sei dafür bestens geeignet. Er sei überzeugt, dass sich das Mobilitätsverhalten deutlich verändern werde, die Frage sei nur, in welcher Geschwindigkeit, ergänzte er.
Der ADAC will auf seinem Innovationscampus ein Gründerzentrum mit den Hochschulen und Start-ups etablieren, Messen und Konferenzen in Penzing ausrichten und sogar ein Museum eröffnen, in dem Kunstwerke rund um das Thema Mobilität zu sehen sein könnten, sowie alte Fahrzeuge. Auch ein Nahversorger, eine Betriebskita, Sportanlagen und ein Restaurant sind vorgesehen. Errichtet werden soll zudem eine Stadtlandschaft mit Ampeln, um ein ideales Testumfeld für die verschiedenen Arten von Mobilität zu schaffen, informierte Reinhard Kolke, Leiter des ADAC-TechnikZentrums Landsberg. „Die können die Penzing Studios dann auch für Dreharbeiten nutzen“, sagte er mit Blick auf den anderen großen Nutzer auf dem ehemaligen Fliegerhorst.
Architekt Josef Riel betonte, dass es sich um eine Vorplanung handle. „Das Konzept ist so flexibel ausgelegt, dass auch verändert werden kann, wenn sich die Anforderungen durch neue Technik oder Nutzergruppen ändert.“Der ADAC plant laut Vorstandsmitglied Nirschl, 15 Hektar zu kaufen und weitere 80 Hektar in Erbpacht für 99 Jahre zu erwerben. „Wir rechnen mit Instandhaltungskosten von fünf Millionen Euro pro Jahr“, so Nirschl. Der ADAC werde 50 Jobs schaffen, dessen Partner etwa 450, und noch einmal 100 könnten durch Kurzzeitmieter hinzukommen, führte er weiter aus.
Vier Ausbaustufen soll es geben, die jeweils im Rhythmus von zwei Jahren realisiert werden sollen. Die große Frage ist allerdings, wann es losgeht. Noch gehört das Gelände der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und das Wertgutachten für die Fläche – die Stadt Landsberg und die Gemeinde
Penzing haben ein Vorkaufsrecht – steht noch aus. Für Unmut sorgt vor Ort auch immer wieder, dass die Bima immer neue Bedarfe für das 270 Hektar große Gelände anmeldet, die als Ausgleichsflächen für andere Bundesprojekte genutzt werden sollen. Militärischer Abschirmdienst, Bundesnachrichtendienst und Bahn reklamierten hier Flächen. Teils ist das wieder vom Tisch. Anfang des Jahres wurde aber bekannt, dass die Luftwaffe Penzing als einen möglichen Radarstandort für den Raketenschutzschild Arrow in Betracht zieht. Für den ADAC und die Penzing Studios, die als Zwischennutzer auf dem Fliegerhorst sind, bedeutet dies ständige Unsicherheit über die weitere Zukunft.
Im Fall des Automobilclubs führte dies auch bereits dazu, dass das Projekt immer weiter schrumpfte. Anfangs plante der ADAC noch mit 200 Hektar. Noch geklärt werden muss auch das Thema Ausgleichsflächen für den ADAC. Rechtsanwältin und Immobilienökonomin Katharina Will zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass sich mit der Luftwaffe eine Lösung finden lasse, die beiden Seiten helfe. „Die Landebahn ist mit ihrer Länge und Breite ein Testfeld, das man so selten findet“, sagte sie. Größere Sorgen bereite ihr, dass in den Gesprächen mit der Bima „bisher jeder Termin gerissen“worden sei. Es brauche eine klare Zeitschiene.
Zwei Verbandsmitglieder warfen die Frage auf, mit welcher Gewerbesteuer gerechnet werden könne. Hier nannte Will eine Summe von 1,5 Millionen Euro im Jahr, wenn alle Ausbaustufen erfolgt seien. Der ADAC will eine eigene, interne Aktiengesellschaft nach europäischen Recht gründen, die sich um alles, auch die Vermietung an Partner, kümmert. Will verwies zudem darauf, dass es sich aktuell noch um Vorplanungen handle und die 250 Millionen Euro Investition ein Richtwert sei, der „30 Prozent nach oben oder unten“abweichen könnte.