Gänstorbrücke: Augen zu und durch
Dass der Neubau der Gänstorbrücke über die Donau teurer wird als zunächst geplant, war leider abzusehen. Mehrkosten von 12,2 Millionen Euro sind allerdings ein starkes Stück. Im Vergleich zur bisherigen Schätzung sind das rund 30 Prozent mehr. Nimmt man die Zahlen von vor vier Jahren, hat sich der Preis für die Brücke sogar mehr als verdoppelt. Er liegt jetzt bei 52,5 Millionen Euro. Das ist extrem ärgerlich, zumal selbst die Fachleute von der jüngsten Kostenmehrung offenbar kalt erwischt wurden.
In der Folge musste der Neu-Ulmer Stadtrat ein eilig geschnürtes Sparpaket abnicken, damit die Aufträge für den Brückenbau vergeben werden konnten und sich das Vorhaben nicht noch weiter verzögert. Andere wichtige Projekte bleiben zwar nicht auf der Strecke, müssen aber geschoben werden, etwa Arbeiten für das Neubaugebiet „Im Eiland“in Pfuhl oder die Sanierung des Allgäuer Rings, die allerdings nur eine Zwischenetappe vor der großen Umgestaltung des Kreisels sein soll.
Die Stadt schiebt 16,8 Millionen Euro an Haushaltsresten vor sich her, also Geld, das eingeplant war, aber aus unterschiedlichsten Gründen noch nicht ausgegeben werden konnte. Doch sie darf diese Reste von Gesetzes wegen nicht dafür verwenden, um die Lücken zu stopfen, die sich neu aufgetan haben – es ist zum Haareraufen. Also muss sie an anderer Stelle sparen und Projekte schieben, mindestens um mehrere Monate.
Doch was wäre die Alternative? Die Planung stoppen, noch mal von vorne anfangen und riskieren, dass der Zustand der Brücke sich noch weiter verschlechtert? Nein, die Städte müssen den Neubau jetzt durchziehen und hoffentlich bis 2027 fertigstellen. In diesem Fall bleibt leider nichts anderes übrig als: Augen zu und durch. Denn es stehen ja schon die nächsten Großbaustellen an, die weitere Millionen verschlingen. Und an der Gänstorbrücke tüfteln die Städte jetzt schon lange genug herum. Zur Erinnerung: Das Bauwerk ist bereits seit fast sechs Jahren zur Hälfte gesperrt.